Kommentareinträge Sachliches
Die Briefanrede
Adelbert begegnet hier "seinem" Bischof und Förderer Eberhard II. mit den damals in Briefen üblichen Respektsbezeugungen. Aus der in diesem halböffentlichen Schreiben bekundeten Demut und Unterordnung muss keineswegs folgen, dass die beiden nicht eng miteinander vertraut waren. Es ist gut möglich, dass beide derselben Generation entstammten und gemeinsam Schüler in Bamberg waren (vgl. Herkunft und Ausbildung). Doch in Briefen brachte man persönliche Verbundenheit nicht (oder zumindest nicht direkt) zum Ausdruck. So spricht etwa Bernhard von Clairvaux, eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Zeit, Papst Eugen, dessen Lehrer er war, als "Vater und Herrn" (Bernhard von Clairvaux - Sämtliche Werke lateinisch/deutsch, ed. Winkler Brief 251, S. 334-335) an.
Walpurga als Viten-Verfasserin
Die Angabe unseres Chronisten, er habe das Fragliche in Werken der Walpurga gefunden, darf heute als falsch gelten. Tatsächlich ist die Heidenheimer Nonne Hugeburc Verfasserin der Viten Wunnebalds und Willibalds, wie man seit dem 20. Jahrhundert weiß (Bischoff). Im 11. und 12. Jahrhundert wurden die Viten von mehreren Verfassern Walpurga zugeschrieben. Adelbert ist mit diesem Irrtum nicht alleine. (Dazu Zwanzig S. 258 mit Anm. 185 und Iadanza S. XXXVI.) Noch Bethmann S. 560 glaubte allerdings in der Relatio Exzerpte verlorener Werke Walpurgas zu lesen.
Hierauf verweist:
- ex scriptis sancte Walpurgis virginis // aus den Schriften der heiligen Jungfrau Walpurga
- sancta Walpurga referente // von dem wir durch den Bericht der heiligen Walpurga wissen
- ex scriptis sancte Walpurge virginis germane sororis eius // aus den Schriften der heiligen Jungfrau Walpurga
- auctoritate sancte Walpurge // mit der Autorität der heiligen Walpurga
- sancte Walpurge auctoritate vel quiddam excerptum de vita fratrum eius et de institutionibus locorum, quibus presidebant, ex scriptis eiusdem collegimus // mit der Autorität der heiligen Walpurga sozusagen etwas Exzerpiertes über das Leben ihrer Brüder und über die Einrichtung der Orte, denen sie vorstanden, aus deren Walpurgas Schriften gesammelt.
Sprössling Gottes
Gemeint ist das Kloster Heidenheim. Das lateinische agricultura dei lässt sich, wenn es auf einen konkreten Ort bezogen ist, kaum adäquat wiedergeben.
Hierauf verweist:
Frauen, die toten Jesus ölen
Siehe Matthäus 28, Markus 16, Lukas 24. Die Rede ist dort freilich von mehreren Frauen.
Richard als Vater der Geschwister
Dass hier zum ersten Mal Richard als Vater der Geschwister genannt wird, ist wahrscheinlich, aber nicht ganz sicher. In der sogenannten Vita III Willibaldi lesen wir Folgendes: Zwanzig S. 238 Anm. 51 hält dies allerdings für eine Interpolation. Auch Iadanza S. XXXVI-XXXVII hält Adelberts Passage für die erste greifbare Erwähnung Richards in diesem Zusammenhang.
sancti fratres Willibaldus et Wunebaldus, cum patre Richardo, et sorore Wulpurga(Vita Willibaldi III, ed. Canisius Kap. 3, S. 512)
Richard in Lucca
Die Legende vom Missionsvaterkönig Richard und seine Verehrung in Lucca sind vergleichsweise jung. Wohl erst nach der Mitte des 12. Jahrhundert gibt es etwas, das man Richard-Kult nennen könnte. Ob die Heidenheimer Reformbemühungen bei dessen Ausbildung eine Rolle gespielt haben, ist nicht sicher zu sagen (dazu Zwanzig S. 238-240 und 307). Neben der dort diskutierten Literatur ist zu nennen: List-Freytag S. 20-22 (allerdings mit fragwürdigen Aussagen über Adelbert).
Rolle Pippins
Hierauf verweist:
- ex legatione Pipini regis // wegen einer Gesandtschaft des Königs Pippin
- ad Pipinum regem rediit et omnia, que ei in via acciderant et quomodo apostolica auctoritate sanctum Wunebaldum socium cooperatorem laboris sui accipisset , ex ordine narravit // zu König Pippin zurück und erzählte der Reihenfolge nach alles, was ihm auf dem Weg geschehen war und wie er mit der päpstlichen Autorität den heiligen Wunebald als Gefährten und Helfer seiner Arbeit erhalten hatte
Willibalds Pilgerfahrt
Jerusalem in Heidenhand
Als Willibald in den 720er-Jahren das heilige Land bereiste, war es fraglos in der Hand nicht-christlicher Machthaber. Bemerkenswert ist das deshalb, weil mehr als 400 Jahre später, als Adelbert die Erzählung referierte, ein großer Teil der Levante unter der Kontrolle christlicher Kreuzfahrer war. Leider schildert Adelbert die Vorgänge lediglich in sehr geraffter Form. Die Frage, wie die christlichen Eroberungen die Sicht auf eine weit zurückliegende Pilgerfahrt änderten, wäre durchaus interessant - kann aber anhand unseres Materials kaum beantwortet werden.
Korbinian als Bonifatius-Schüler
Die Erwähnung Korbinians als Bonifatius-Schüler findet sich anscheinend hier zum ersten Mal. Tatsächlich wirkte Korbinian vor Bonifatius in diesem Raum und war zudem irischer Herkunft. (Interessant ist das nicht zuletzt deshalb, weil man um diese Zeit oftmals Heiligen fälschlicherweise eine Herkunft aus Irland attestierte (Dumville S. 186-188), während hier der umgekehrte Weg gewählt ist.)
Iadanza vermutet, dass Adelbert Korbinian aufgrund der Erwähnung bei Otto von Freising in seinen Text übernahm (Iadanza S. XXXVIII-XXXIX).
Iadanza vermutet, dass Adelbert Korbinian aufgrund der Erwähnung bei Otto von Freising in seinen Text übernahm (Iadanza S. XXXVIII-XXXIX).
Die Schreibweise des Flusses Altmühl
Übernommen ist die Schreibung der Handschrift. Es kann allerdings mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gesagt werden, dass dies nicht die Schreibweise war, die Adelbert selbst verwendete, sondern das Wort im Laufe der Überlieferung an aktuelle Gepflogenheiten angepasst wurde. Umlautschreibung kam in dieser (noch heute gängigen) Form erst im 15. Jahrhundert auf (Schneider S. 94-95). Im 12. Jahrhundert findet sich der Fluss sonst als Altmona, Alcmona oder Alhmone in den Quellen (Reitzenstein S. 3).
Hierauf verweist:
Vorrechte für Eichstätter Bischof
Von speziellen Vorrechten für Eichstätter Bischöfe ist hier zum ersten Mal die Rede. (Iadanza S. XXXIX)
Lampe ohne Öl
Den Hintergrund bildet das biblische Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen. Junge Frauen warten auf den Bräutigam. Während die einen genügend Öl für ihre Lampen mitgenommen haben, sind die anderen nicht versorgt (Matthäus 25, 1-13).
mit dem Propheten
Hier irrt der Text (entweder der Verfasser oder der Korrektor). Der Ausspruch wird im Psalm Gott selbst zugeschrieben, keinem Propheten.
Hierauf verweist:
ius gentium
Gemeint sind damit allen Menschen gemeinsame Rechtsgrundsätze.
Hierauf verweist:
Die Benedikts-Regel
Die Regel des Benedikt von Nursia ist (bis heute) die wichtigste Regel mönchischen Lebens. Sie regelt wesentliche Dinge des Klosteralltags, stellt dabei an die Mitglieder der Gemeinschaft durchaus machbare Anforderungen. So ist es etwa Kranken erlaubt, Fleisch zu essen. Vielleicht setzte sie sich deshalb gegenüber anderen, an einer weitaus strengeren Askese orientierten Regeln durch. Dieser Prozess der Verdrängung von Konkurrenzregeln erfolgte allerdings erst allmählich im Laufe des (früheren) Mittelalters. In der Gründungszeit des Klosters Heidenheim dürfte man noch nach einer Art Mischregel gelebt haben und die Benedikts-Regel dürfte nicht die Bedeutung gehabt haben, die ihr im 12. Jahrhundert zugeschrieben wurde. Dazu Zwanzig S. 247-250.
Hierauf verweist:
Die Schenkungen Wunebalds
Die Schenkungen Gunzenhausens und Katzwangs an Ellwangen sowie Altheims an Sola werden hier zum ersten Mal erwähnt. Das muss allerdings nicht heißen, dass Adelbert sie erfunden hat. Es gibt durchaus Indizien, dass die Schenkungen stattgefunden haben könnten (Zwanzig S. 254 mit Anm. 160, auch S. 298). Man muss sich dann allerdings fragen, woher Adelbert von den Landabtretungen wusste, gibt er doch selbst zu bedenken, zumindest nicht über alte Privilegien zu verfügen (Adl, Abs 33, Satzgr 98 und Adl, Abs 33, Satzgr 99). Es wäre durchaus seltsam, wenn alte Privilegien (die für das Kloster ja wichtig waren) verloren gegangen wären, während Schenkungsverfügungen aufbewahrt worden wären.
cum Martha in activa vita studiosissime desudavit et cum Maria in contemplativa vita domino iugiter adhesit
Seit Origenes werden die biblischen Figuren Maria und Martha typologisch zwei Arten von Lebensführung zugeordnet: Maria steht dabei für das kontemplative, Martha für das aktive Leben (Origenes - In Lucam homiliae, ed. Sieben S. 458).
Für die genaue Formulierung konnte jedoch keine Vorlage gefunden werden. Vgl. aber:
Für die genaue Formulierung konnte jedoch keine Vorlage gefunden werden. Vgl. aber:
Et bene martha stetisse maria secus pedes domini sedisse describitur quia uita actiua laborioso desudat in certamine contemplatiua uero pacatis uitiorum tumultibus optata iam in christo mentis quiete perfruitur.(Beda Venerabilis - In Lucae evangelium expositio, ed. Hurst Buch 3, Kap. 10, Par. 40, S. 226)
videamus de quali mercede praesumant, qui in activae vitae labore desudant.(Gottfried von Admont - Homiliae in festa totius anni, ed. Migne Kap. 32, Par. 209, Sp. 776)
Per tabernacula Iacob intelligimus eos qui in uita actiua desudant, quos diligit Dominus.(Walter von Sankt Viktor - Sermones Anonymi VIII, ed. Châtillon Nr. 6, Par. 9, S. 274)
Trauer um Wunebald
Die Ambivalenz der Trauer - einerseits eine geistliche Zentralfigur verloren zu haben, andererseits einen Fürsprecher im Himmel zu haben - findet sich öfter. Etwa
si consolantem dolemus perdidisse in terris, patrocinantem habere gaudeamus in caelis(Thangmar - Vita Bernwardi, ed. Pertz Kap. 54, S. 780)
den Schleier nehmen
"den Schleier nehmen" bedeutet so viel wie "Nonne werden".
Hierauf verweist:
Adelberts Quelle für die Wunder Walpurgas
Adelbert bezieht seine Informationen über die beiden Wunder, welche die Äbtissin noch zu ihren Lebzeiten vollbracht haben soll, aus den miracula Wolfhards von Herrieden. Edition: Wolfhard von Herrieden - Miracula Sanctae Walburgis Monheimensia, ed. Bauch. Siehe dazu: Umgang mit Quellen und Fundationsgeschichte
Gefährliche Hunde
Auch der heilige Lebuin bekommt es mit Hunden zu tun und wird von diesen nicht verletzt - muss sich aber mit einem Stab verteidigen (Vita Lebuini antiqua, ed. Hofmeister Kap. 5, S. 793).
Heidenheims Geschichte nach dem Tod der Gründergeneration
Die Geschichte Heidenheims nach der Gründungsphase liegt bis heute im Dunkeln. Es steht durchaus zu vermuten, dass die Gemeinschaft bald an Bedeutung verlor (etwa Schier S. 12-15).
Ilsung behauptet, die Umwandlung in ein Kanoniker-Stift sei unter Bischof Gerhoh erfolgt (canonicos in eodem loco constituit Ils, Abs 3, Satzgr 5). Die Forschung hat diese Nachricht bislang immer für richtig gehalten (Heidingsfelder Nr. 26, S. 16-17), allerdings sind Zweifel angebracht: Woher konnte Ilsung nach mehr als 300 Jahren von diesen Vorgängen wissen? Warum hat Adelbert, der Ilsung kannte und schätzte, diese Information nicht übernommen? Vermutlich war er selbst skeptisch und wir sollten das auch sein.
Ilsung behauptet, die Umwandlung in ein Kanoniker-Stift sei unter Bischof Gerhoh erfolgt (canonicos in eodem loco constituit Ils, Abs 3, Satzgr 5). Die Forschung hat diese Nachricht bislang immer für richtig gehalten (Heidingsfelder Nr. 26, S. 16-17), allerdings sind Zweifel angebracht: Woher konnte Ilsung nach mehr als 300 Jahren von diesen Vorgängen wissen? Warum hat Adelbert, der Ilsung kannte und schätzte, diese Information nicht übernommen? Vermutlich war er selbst skeptisch und wir sollten das auch sein.
Hierauf verweist:
- Der historische Hintergrund
- Chronologie der Ereignisse
- qua auctoritate vel qua necessitate monasticus ordo exclusus fuerit et canonicorum secularium ordo in eandem cellam subintroierit, certum non habemus, presertim cum nec privilegia nec viva testimonia propter antiquitatem temporum inde inveniamus. // mit wessen Autorität und aufgrund welcher Notwendigkeit dann der Mönchsstand ausgeschlossen wurde und der Weltklerikerstand in diese selbe Abtei kam, wissen wir nicht - vor allem, weil wir wegen der vielen vergangenen Zeit weder Urkunden noch lebende Zeugen dazu finden.
- Gerhodus episcopus, qui tunc Aureacensi cathedra subnixus erat, qui et , ut dicitur , sancti Willibaldi filiaster erat, oblitus religionis, quam sanctus Wunebaldus una cum sorore sua sancta Walburga ex consensu preceptoque sancti Willibaldi fratris sui episcopi sanctissime inchoaverant, canonicos in eodem loco constituit // hat Bischof Gerhoh, der damals auf dem Eichstätter Stuhl saß und der, wie es heißt, ein Patenkind des heiligen Willibald war, in Vergessenheit des Glaubens, den der heilige Wunebald zusammen mit seiner Schwester, der heiligen Walpurga, mit Einverständnis und Anordnung des heiligen Bischofs Willibald seines Bruders in frommster Weise festgesetzt hatte, in demselben Ort Kanoniker eingesetzt
Keine Privilegien aus alter Zeit
Tatsächlich sind zwei Urkunden aus dem 10. Jahrhundert bekannt (Zwanzig S. 152-153). Die wichtigere davon, ein Privileg Ottos des Großen, ist nur in einer einzigen Handschrift überliefert: derselben, in der auch Adelberts Relatio erhalten ist. Für diesen Umstand gibt es mehrere mögliche Erklärungen:
- Adelbert kannte das Privileg nicht. Es wurde offenbar an einem Ort gelagert, der Adelbert nicht bekannt war (vll. außerhalb Heidenheims?). Später tauchte es (oder eine Abschrift) wieder auf und wurde zusammen mit anderen Materialen in die Vorlage der heute erhaltenen Handschrift Eichstätt Diözesanarchiv 18 kopiert.
- Adelbert kannte die Urkunde, sah sie aber in diesem Zusammenhang nicht als erwähnenswertes Privileg an.
- Adelbert konnte das Diplom nicht kennen, weil es sich um eine spätere Fälschung handelt. Einen solchen Verdacht hat bislang jedoch kein Diplomatiker geäußert und es gäbe auch keinen offenkundigen Grund für die Annahme einer Fälschung.
Hierauf verweist:
Synode von Reims
Ende März 1148 fand in Reims eine viel besuchte und bedeutende Synode unter der Leitung Papst Eugens III. statt. Die Heidenheimer Angelegenheit dürfte dort, wenn sie überhaupt vor allen Teilnehmern zur Sprache gebracht wurde, nur eine Nebensache gewesen sein. Vgl. Zwanzig S. 268 und 280-282.
Tod Bischof Gebhards
Bischof Gebhard II. von Eichstätt starb am 17. März 1149 (Wendehorst S. 77).
Hierauf verweist:
- predictus episcopus Gebehardus nature concessit et viam universe carnis ingressus // musste der vorgenannte Bischof Gebhard der Natur nachgeben und er beschritt den Weg alles Fleisches
- eo his temporalibus rebus adempto et ad eternitatem domino auctore vocato // nachdem dieser Bischof Gebhard von Eichstätt dieser Welt entzogen und vom Herrn zur Ewigkeit berufen wurde
- Quoniam vero morte preventus // sein Tod zuvorkam
Domprobst
Hierauf verweist:
König Konrad III. entscheidet sich für Burchard
Die königliche Autorität gab in vielen Bistumsbesetzungsfragen den Ausschlag. Obwohl das Kirchenrecht eine Beteiligung weltlicher Mächte nicht vorsah und hierüber in den Jahrzehnten zuvor teils heftige Auseinandersetzungen geführt worden waren, kam den Königen nach wie vor eine entscheidende Rolle zu (siehe Wahlfreiheit für die Kirche).
Warum sich Konrad III. hier auf Anraten Graf Gerhards für Burchard entscheidet, lässt sich nur indirekt erschließen. Weinfurter S. 78 plädiert für territoriale Interessen: Burchard sei der Kandidat der Oettinger gewesen, die wiederum die staufischen Interessen vertreten hätten.
Warum sich Konrad III. hier auf Anraten Graf Gerhards für Burchard entscheidet, lässt sich nur indirekt erschließen. Weinfurter S. 78 plädiert für territoriale Interessen: Burchard sei der Kandidat der Oettinger gewesen, die wiederum die staufischen Interessen vertreten hätten.
consuetudinariam iustitiam persolveret
Bernd Schütte vermutet, die etwas unklare Formulierung consuetudinariam iustitiam persolveret "könnte auf die durch den König erfolgte Investitur hinweisen" (Schütte S. 68).
Adam als Vertrauter und Vermittler
Zwanzig S. 282-283 weist darauf hin, dass Adam von Ebrach sowohl in engem Verhältnis zu König Konrad III. als auch zur Kurie stand. Seine Beauftragung bot sich also an.
Benefizien
Das lateinische Wort beneficium, das in seiner Grundbedeutung schlichtweg "Wohltat" bedeutet, wird im Mittellateinischen oft in Bezug auf Land genutzt. So auch in unseren beiden Texten, wo wir solche Fälle als "Gut" oder "Benefizium" übersetzen. Die lange Zeit herrschende, aber mittlerweile veraltete Lehre sah in der Vergabe von beneficia (dann als "Lehen" wiedergegeben) die Begründung eines sogenannten feudovasallitischen Vertrags: Ein Herr (senior) habe einem Mann (homo, vassus o.ä.) ein Stück Land (oder einen anderen materiellen Wert) zur Leihe gegeben und von diesem dafür Rat und Hilfe erhalten. Kurz gesagt bedeutete in der klassischen Sicht die Ausgabe eines Benefiziums: Treue gegen Land.
Die neuere Forschung bestreitet die Alleingültigkeit dieses Modells. Zwar gab es solche Verträge im 12. Jahrhundert (etwa in Flandern) - daneben aber konnte ein Benefizium genanntes Stück Land ebensogut unter anderen Bedingungen vergeben werden. (Siehe zum Problem insgesamt Patzold) Dementsprechend vermögen wir nicht zu sagen, zu welchen Konditionen in unseren Fällen die genannten Benefizien vergeben wurden.
Die neuere Forschung bestreitet die Alleingültigkeit dieses Modells. Zwar gab es solche Verträge im 12. Jahrhundert (etwa in Flandern) - daneben aber konnte ein Benefizium genanntes Stück Land ebensogut unter anderen Bedingungen vergeben werden. (Siehe zum Problem insgesamt Patzold) Dementsprechend vermögen wir nicht zu sagen, zu welchen Konditionen in unseren Fällen die genannten Benefizien vergeben wurden.
Nürnberg als Verhandlungsort
Hierauf verweist:
Das Kloster Michelfeld
Michelfeld war aus Bamberger Sicht durchaus ein wichtiges Kloster. Erst 1119 gegründet, hing es eng am Einfluss der Bamberger Bischöfe. Unter Adelbert wurde es "ein Zentrum bischöflicher Amts- und Herrschaftspräsenz" (Weinfurter S. 81). Noch klarer formuliert Pflefka:
"Das Rodungskloster Michelfeld war zu diesem Zeitpunkt der wichtigste Stützpunkt des Bistums Bamberg im südlichen Teil der Fränkischen Schweiz. Dort wurde die Hauptarbeit des bischöflichen Herrschaftsausbaus für diese Region geleistet. Von Adalbert konnte Eberhard von Bamberg also erwarten, daß er sich ganz auf seine Seite stellen würde."(Pflefka S. 107)
Adelberts sozialer Hintergrund
Es gibt mehrere Stellen, an denen Adelbert zumindest in Andeutungen etwas über seine soziale Herkunft verrät. Die Erwähnung der Tatsache, dass er Domkleriker war, der Entsagung weltlicher Güter und die Nennung von eigenen sumptus sprechen dafür, dass unser Adelbert durchaus über Vermögen verfügte und aus gutem Hause kam.
Hierauf verweist:
- Herkunft und Ausbildung
- in maiori choro Babbergensis ecclesie nutritus et canonicus et in claustrali administratione probatus magnam in conspectu omnium Babbergensium gratiam invenerat et pro divina reconpensatione secularibus pompis et divitiis abrenuntians // im größeren Chor der Bamberger Kirche erzogen und Kanoniker gewesen war, in der Klosterverwaltung bewährt viel Gunst in den Augen aller Bamberger gewonnen hatte und für den göttlichen Lohn allem weltlichen Pomp und Reichtümern entsagt hatte
- sumptu abbatis // Aufwand des Abtes
- magno sumptu // großen Aufwendungen
- de sumpto suo
Im Kloster der heiligen Paulina
Gemeint ist das Kloster Paulinzella (heute Thüringen).
Hierauf verweist:
Der Zustand des Eichstätter Klerus
Dass die Eichstätter Kleriker keinen Gefallen daran finden, dass ein fremder Bischof Macht in ihrer Diözese ausübt, ist nicht weiter verwunderlich. (Zumal das generelle Verhältnis Eichstätts zu Bamberg nicht immer zum besten bestellt war. Eichstätt hatte Gebiete an Bamberg bei dessen Gründung abtreten müssen und behielt das durchaus im Gedächtnis. Dazu Pflefka S. 260) Allerdings war es speziell um den Klerus in Eichstätt zu dieser Zeit nicht allzu gut bestellt. Gerhoch von Reichersberg, in jenen Dekaden einer der engagiertesten Verfechter kirchlicher Strenge, schildert den Zustand der Eichstätter Geistlichkeit in düstersten Farben, ohne allerdings allzu konkret zu werden (Gerhoch von Reichersberg - Commentarius in psalmum LXV, ed. Sackur S. 494-495).
Hierauf verweist:
- Eistetensis ecclesia aliena potentia se obprimi doluit et proprium antistitem propter inbecillitatem suam, sicut postea conprobatum est, pro nichilo reputavit // die Eichstätter Kirche trauerte, dass sie von einer fremden Macht unterdrückt würde, und ihren eigenen Vorsteher wegen dessen Schwäche, wie es sich nachher bestätigte, für nichts achtete
- Eistetenses vero dolentes et indigne ferentes Babbergensem episcopum aliquid potestatis ex commissione pape in episcopatu Eistetensi exercere parti Heidinheimensium astiterunt et in omnibus placitis contra abbatem et contra decreta pape duram et aversam faciem semper ostenderunt // Die Eichstätter aber waren traurig und ungnädig, dass der Bamberger Bischof auf Veranlassung des Papstes im Eichstätter Bistum Macht ausübte, hielten zur Partei der Heidenheimer und zeigten auf allen Versammlungen gegen den Abt und gegen die Befehle des Papstes ein hartes und feindseliges Gesicht.
Burchards später erkennbare Schwäche
Es ist unklar, worauf angespielt wird. Klar ist im Text, dass Burchard kein starker Bischof war. Aber an keiner Stelle wird später gesagt, dass der Eichstätter Klerus gegen den erklärten Willen ihres Prälaten gehandelt habe. Es ist nie die Rede davon, dass Burchard überhaupt den Versuch unternommen habe, seinen Klerikern Vorschriften zu machen.
Hierauf verweist:
Die Verwandten der Heidenheimer Kanoniker
Bei den Heidenheimer Kanonikern und ihren Angehörigen handelte es sich sicherlich nicht um ganz einfache Leute, sondern um Mitglieder einer lokalen Elite. Soweit wir Aussagen treffen können, waren die Familien untereinander auf vielfältige Weise verwoben, stellten teilweise auch Amtsträger wie Vögte oder gar Bischöfe: "Gerade aus der Verwicklung eng miteinander verbundener Familien erhalten die Heidenheimer Angelegenheiten ihre Komplexität." (Zwanzig S. 277). (Dazu Die Heidenheimer Reform und Verwandtennetzwerke und Zwanzig S. 283-284 mit Anm. 371, Weinfurter S. 76-77 und öfter)
Hierauf verweist:
familia exclusorum canonicorum; canonici, qui exclusi fuerant
Zwanzig S. 299, Anm. 487 vertritt die Ansicht, hier seien Kanoniker vom Kompromiss ausgeschlossen worden. Vermutlich dürften aber alle Kanoniker gemeint sind, die eben aus Heidenheim ausgeschlossen worden waren. Vergleiche Adelberts Formulierungen: monasticus ordo exclusus fuerit (Adl, Abs 33, Satzgr 98) und quare monachi exclusi fuerint (Adl, Abs 47, Satzgr 130).
Schweinefleisch für die Mönche?
Laut Benedikts-Regel war Mönchen der Verzehr von Fleisch nur in Ausnahmefällen gestattet. Ob hier nun ein regelwidriges Nahrungsverhalten vorliegt oder das Fleisch anderen, regelkonformen Zwecken (für kranke Mönche, Laienbedienstete, zum Weiterverkauf etc.) zugedacht war, lässt sich nicht sagen.
Hierauf verweist:
Adelberts Rom-Reise
Zwanzig S. 301 weist darauf hin, dass der Zeitpunkt der Reise für Adelbert durchaus günstig hätte sein können. Gerhoch von Reichersberg und eine hochrangige Delegation des Reiches befand sich gerade dort. Es gab also Menschen, deren Fürsprache Adelbert wohl hätte nutzen können. Über die äußeren, wetterbedingten, Umstände der Reise vermögen wir nichts zu sagen.
Wesentlich ausführlicher als Adelbert schildert ein gewisser Hariulf von Saint-Riquier sein Verhandlung an der Kurie (Müller). Auch Hariulf war Abt, auch er musste Rechte seines Klosters gegen fremden Zugriff verteidigen. Zwischen beiden Ereignissen liegt gerade ein Jahrzehnt. Insofern könnten sich Zustände und Abläufe geähnelt haben und Hariulfs Text mag Hinweise darauf geben, wie mit Adelbert verfahren wurde.
Wesentlich ausführlicher als Adelbert schildert ein gewisser Hariulf von Saint-Riquier sein Verhandlung an der Kurie (Müller). Auch Hariulf war Abt, auch er musste Rechte seines Klosters gegen fremden Zugriff verteidigen. Zwischen beiden Ereignissen liegt gerade ein Jahrzehnt. Insofern könnten sich Zustände und Abläufe geähnelt haben und Hariulfs Text mag Hinweise darauf geben, wie mit Adelbert verfahren wurde.
Datierung des Briefs Eberhards an Eugen III.
Da dieser Brief als Empfehlungsschreiben gegenüber dem Papst dem reisenden Abt mitgegeben wurde, muss er noch 1151 verfasst worden sein.
barbarische Tyrannei in Heidenheim
Es könnte mit der "barbarischen Tyrannei" durchaus eine Verwüstung (und Besetzung) durch einen äußeren Feind (etwa die Ungarn) gemeint sein. Allerdings wissen andere Quellen davon nichts zu berichten (Zwanzig S. 141 und S. 257). Möglich wäre mithin ebenso gut, dass "innere Feinde", etwa lokale Adelige, gemeint sind, die Klostergut entfremdet und sich am Besitz der Abtei schadlos gehalten haben.
Hierauf verweist:
Der Ebracher Abt
Gemeint ist Abt Adam von Ebrach.
Hierauf verweist:
in perpetuum
Es handelt sich dabei um eine sogenannte Verewigungsformel. Sie steht in einem feierlichen Privileg oft anstatt eines Grußes.
Hierauf verweist:
Ad hoc nobis
Papst Eugen III. benutzt hier ein gängiges Formular, als Teil einer sogenannten Amtsarenga (Hirschmann S. 271), die häufig benutzt wurde (Hirschmann S. 278).
Rudolf von S. Angelo
Hier liegt möglicherweise eine Auslassung aufgrund von Zeilensprung vor. Ein Rudolf ist lediglich als Kardinaldiakon von St. Luciae in Septisolo von 1143 bis 1158 bezeugt (Brixius S. 50 Nr. 10), Kardinaldiakon von S. Angelo in Pescheria war damals ein gewisser Gregorius.
Die Datierung des Privilegs
Es handelt sich um eine große, das heißt ausführliche und redundante Datierung. Das ermöglicht uns, zu überprüfen, ob die Jahresangabe 1152 mit den anderen Angaben in Einklang zu bringen ist.
Inkarnationsjahr 1152 und Indiktionsjahr fügen sich zusammen: (1152 + 3) / 15 ergibt Rest 0. Damit stimmt die Angabe 15. Indiktion mit dem Inkarnationsjahr 1152 überein. Das 7. Papstjahr Eugens III. passt ebenfalls zu 1152:
1. Papstjahr: 18. Februar 1145 - 17. Februar 1146
2. Papstjahr: 18. Februar 1146 - 17. Februar 1147
3. Papstjahr: 18. Februar 1147 - 17. Februar 1148
4. Papstjahr: 18. Februar 1148 - 17. Februar 1149
5. Papstjahr: 18. Februar 1149 - 17. Februar 1150
6. Papstjahr: 18. Februar 1150 - 17. Februar 1151
7. Papstjahr: 18. Februar 1151 - 17. Februar 1152
8. Papstjahr: 18. Februar 1152 - 17. Februar 1153
9. Papstjahr: 18. Februar 1153 - 8. Juli 1153
Probleme bereitet allerdings der Jahreswechsel. Nach Frenz S. 23 und Jaffé JL 9550, S. 77 wird unter Eugen III. der Jahreswechsel nach dem Florentiner Stil, also zum 25. März angesetzt. Das heißt: Für die Kurie ging das Jahr 1151 bis zum 25. März 1152 und das Jahr 1152 bis zum 25. März 1153. Damit würde die Angabe V idus feb. ... incarnationis dominice anno M°C°LII° auf den 9. Februar 1153 hindeuten, was allerdings das 8. und nicht das 7. Papstjahr wäre. Sowohl Jaffé JL 9550, S. 77 als auch Brackmann Nr. 8, S. 13 sortieren das Stück jedoch zu 1152 ein.
Und das mit guten Gründen: 1153 würde chronologisch nicht zu Adelberts Bericht passen, weil klar ist, dass zwischen der Ausstellung des Privilegs und Eugens Tod (†8. Juli 1153) noch einige Zeit vergangen sein muss. Zudem war Papst Eugen III. im Jahr 1153 Anfang Februar nicht am Ausstellungsort Segni.
Wie diese Abweichung zu erklären ist, ist unklar. Möglich wären:
Inkarnationsjahr 1152 und Indiktionsjahr fügen sich zusammen: (1152 + 3) / 15 ergibt Rest 0. Damit stimmt die Angabe 15. Indiktion mit dem Inkarnationsjahr 1152 überein. Das 7. Papstjahr Eugens III. passt ebenfalls zu 1152:
1. Papstjahr: 18. Februar 1145 - 17. Februar 1146
2. Papstjahr: 18. Februar 1146 - 17. Februar 1147
3. Papstjahr: 18. Februar 1147 - 17. Februar 1148
4. Papstjahr: 18. Februar 1148 - 17. Februar 1149
5. Papstjahr: 18. Februar 1149 - 17. Februar 1150
6. Papstjahr: 18. Februar 1150 - 17. Februar 1151
7. Papstjahr: 18. Februar 1151 - 17. Februar 1152
8. Papstjahr: 18. Februar 1152 - 17. Februar 1153
9. Papstjahr: 18. Februar 1153 - 8. Juli 1153
Probleme bereitet allerdings der Jahreswechsel. Nach Frenz S. 23 und Jaffé JL 9550, S. 77 wird unter Eugen III. der Jahreswechsel nach dem Florentiner Stil, also zum 25. März angesetzt. Das heißt: Für die Kurie ging das Jahr 1151 bis zum 25. März 1152 und das Jahr 1152 bis zum 25. März 1153. Damit würde die Angabe V idus feb. ... incarnationis dominice anno M°C°LII° auf den 9. Februar 1153 hindeuten, was allerdings das 8. und nicht das 7. Papstjahr wäre. Sowohl Jaffé JL 9550, S. 77 als auch Brackmann Nr. 8, S. 13 sortieren das Stück jedoch zu 1152 ein.
Und das mit guten Gründen: 1153 würde chronologisch nicht zu Adelberts Bericht passen, weil klar ist, dass zwischen der Ausstellung des Privilegs und Eugens Tod (†8. Juli 1153) noch einige Zeit vergangen sein muss. Zudem war Papst Eugen III. im Jahr 1153 Anfang Februar nicht am Ausstellungsort Segni.
Wie diese Abweichung zu erklären ist, ist unklar. Möglich wären:
- ein Fehler der Kurie
- absichtliche Andersdatierung für einen Empfänger, der anders zu datieren gewohnt ist,
- absichtliche Umdatierung beim Abschreiben durch Adelbert oder seine Helfer
- eine unabsichtliche Änderung beim Abschreiben.
Hierauf verweist:
- Die Datierung des Texts Ilsungs
- Data Segnie per manus Busonis sancte Romane ecclesie scriptoris V idus feb. indictione xv incarnationis dominice anno M°C°LII°, pontificatus vero domini Eugenii III pape anno VII° // Gegeben zu Segni durch die Hand Bosos, Schreiber der heiligen römischen Kirche, am 9. Februar, in der 15. Indiktion, im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1152, im siebten Jahr aber des Herrn Papst Eugen III.
Eine Parallelüberlieferung dieser Arenga
Diese Arenga (Einleitungssatz) ist fast wortgleich in einer anderen Handschrift überliefert. Unser Text enthält ein Wort mehr: Zwischen placere und et suarum finden wir das Wort valeant (in der Handschrift valent), außerdem ist die Reihenfolge von suarum und salutem umgekehrt.
Der Kontext in der Handschrift Codex latinus 4926 der Bibliotheca Vaticana ist folgender: Auf fol. 89v endet ungefähr auf der Hälfte der Seite die sogenannte Ebracher Briefsammlung mit dem Brief Nummer 74 (Codex diplomaticus Ebracensis I, ed. Goez S. 158-159, zur Handschrift Codex diplomaticus Ebracensis I, ed. Goez S. XXIX) mit den Worten aut tenebimus. Dann folgt - offenbar von selber Hand - die genannte Arenga. Danach hat eine andere, aber wohl zeitgenössische Hand einen Teil eines sogenannten Benedicamus-Tropars eingefügt (ähnlich dem, den Spanke S. 395 aus Stuttgart HB I Asc. 95 fol. 73 zitiert).
Es gibt zwei Möglichkeiten, diesen Befund zu deuten: So verlockend die Annahme eines zweiten Überlieferungsstranges für unseren Text auch ist - der Editor hält letztere Variante für wahrscheinlicher (Dank an dieser Stelle an Elke Goez).
ad industriam nobilium et catholicorum principum spectare dinoscitur religiosas(Bibl. Vat. lat. 4926 fol. 89v.)
personas diligere et earum loca devotionis intuitu confovere ut per huiusmodi
studium creatori suo domino Iesu Christo placere et suarum salutem mereantur consequi
animarum.
Der Kontext in der Handschrift Codex latinus 4926 der Bibliotheca Vaticana ist folgender: Auf fol. 89v endet ungefähr auf der Hälfte der Seite die sogenannte Ebracher Briefsammlung mit dem Brief Nummer 74 (Codex diplomaticus Ebracensis I, ed. Goez S. 158-159, zur Handschrift Codex diplomaticus Ebracensis I, ed. Goez S. XXIX) mit den Worten aut tenebimus. Dann folgt - offenbar von selber Hand - die genannte Arenga. Danach hat eine andere, aber wohl zeitgenössische Hand einen Teil eines sogenannten Benedicamus-Tropars eingefügt (ähnlich dem, den Spanke S. 395 aus Stuttgart HB I Asc. 95 fol. 73 zitiert).
Es gibt zwei Möglichkeiten, diesen Befund zu deuten:
- Es könnte sich bei diesem Satz in der Vatikanhandschrift tatsächlich um einen Teil desselben Briefes an Gerhard I. von Gröglingen handeln, den auch Adelbert in seinen Text übernahm. Sollten wir zudem eine fehlerfreie Abschrift vor uns haben, hieße das, dass in Adelberts Text stilistisch eingegriffen worden sein müsste. Ob in der Briefkopie, die Adelbert vorlag, oder bei der Übernahme in den Text der Relatio oder in einer späteren Kopie des Gesamttextes - zu irgendeinem Zeitpunkt in der Überlieferungskette müsste jemand valeant eingefügt haben. Sollte dies zutreffen, stünde der Verdacht im Raume, dass auch an anderen Stellen in den Briefen (oder im Gesamttext) stilistische Überarbeitungen vorgenommen wurden. Anhaltspunkte dafür gibt es jedoch sonst keine.
Man müsste für die Annahme, es handle sich um die Arenga aus demselben Brief, erklären, wann, wie und warum das Schriftstück dem Schreiber der Handschrift Vat. 4926 vorlag. Von Verbindungen Gerhards nach Ebrach (oder umgekehrt) ist nichts bekannt. (Dass Adam, als vom Papst Beauftragter, aber augenscheinlich bloß passiv Beteiligter, eine Kopie aller Schreiben in dieser Angelegenheit bekam, ist zwar nicht ausgeschlossen, aber nicht eben wahrscheinlich.) - Es handelt sich um eine Arenga aus einer Musterbriefsammlung. Zumindest eine ähnliche Formulierung findet sich in päpstlichen Schreiben noch einmal (siehe Kommentar), inhaltlich passt dieser Einleitungssatz sicher zu vielen Schreiben. Es besteht also kein Grund, warum die Arenga exklusiv für Gerhard I. von Gröglingen verwendet worden sein sollte. Viel eher wird man sie als zwar nicht häufig, aber doch so eingängig ansehen müssen, dass sie zwanglos von der Kurie verwendet wie auch von einem Schreiber an eine Briefsammlung angehängt werden konnte.
Hierauf verweist:
- Die Überlieferungs- und Editionssituation
- Ad industriam nobilium et catholicorum principum spectare dinoscitur religiosas personas diligere et earum loca devotionis intuitu confovere, ut per huiusmodi studium creatori suo domino Iesu Christo placere valeant et salutem suarum mereantur consequi animarum.
Einleitungssatz des Briefs an Heinrich von Mainz
Der Absatz ist etwas seltsam. Er ist komplett in rot geschrieben. Das ist singulär in diesem Text. Andere Briefe haben keine Einleitung/Rubrik. Außerdem ist das Schriftstück an dieser Stelle falsch eingeordnet. Offenbar wurde der Text schon 1149, vor Ilsungs Beschwerde gesandt. (Zwanzig S. 303 und Heidingsfelder Nr. 391, S. 123)
Rolle und Haltung Erzbischof Heinrichs von Mainz
Weinfurter S. 79-80 unterstellt dem Prälaten eine anti-staufische Haltung. Daraus erkläre sich sein Tun in der Heidenheimer Angelegenheit.
Unterstützung durch Konrad
Im Beisein des Bischofs
Gemeint sein könnten zwei: Burchard von Eichstätt, der zuständige Diözesanbischof, (so Heidingsfelder Nr. 398, S. 127) oder Eberhard von Bamberg, in dessen Gebiet das Kloster Michelfeld lag, in das Adelbert ja zurückgeführt wird (so Zwanzig S. 308, Anm. 554).
Hierauf verweist:
Die Dauer der Zuflucht in Michelfeld
Die Zeitangabe "mehr als 14 Monate" ist mit den übrigen bekannten Daten kaum in Einklang zu bringen. Im Februar 1152 erhielt Adelbert ein Privileg in Rom. Zur Zeit der Absetzung Burchards im März/April 1153 (Adelberts Treffen mit den Legaten) wird er wieder nach Heidenheim zurückbeordert. Dazwischen kann er unmöglich mehr als 14 Monate in Michelfeld verbracht haben. (Vgl. Zwanzig S. 310)
Die Wahl Konrads I. zum Bischof von Eichstätt
Nach Weinfurter S. 82 erfolgte die Wahl in Mainz Ende Juni, Anfang Juli 1153 in Anwesenheit Friedrich Barbarossas. Konrad war "ein erprobter Parteigänger" (Weinfurter S. 83) der Staufer und kam "von außen", d.h. entstammte nicht der Region um Eichstätt.
Der gewählte Bischof von Eichstätt
Gemeint ist Konrad I. Warum der Name nicht genannt wird, lässt sich nicht sagen. Ein Überlieferungsverlust ist nicht auszuschließen.
Hierauf verweist:
Tod Eugens III.
Papst Eugen III. starb am 8. Juli 1153.
panes propositionis
Es handelt sich um eine Referenz aufs alte Testament. Gemeint sind die sogenannten Schaubrote, 12 Brote im Tempel von Jerusalem, die für eine Woche jeweils bis Sabbat dort gelagert wurden. Eberhard II. setzt seine Analogie hier aus zwei Bibelstellen zusammen:
accipies quoque similam et coques ex ea duodecim panes qui singuli habebunt duas decimas quorum senos altrinsecus super mensam purissimam coram Domino statues et pones super eos tus lucidissimum ut sit panis in monumentum oblationis Domini(Leviticus, ed. Weber Kap. 24, V. 5-7, S. 169)
ut ponerentur panes calidi(Liber Samuhelis. Regum primus, ed. Weber Kap. 21, V. 6, S. 401)
Hierauf verweist:
Konrad I. nimmt Legatenbrief ehrerbietend an
Soll damit angedeutet werden, dass er den Brief Eberhards II. nicht reverenter aufnahm?
Abt von Michelsberg
Hierauf verweist:
Hierauf verweist:
de sumpto suo
Adelbert beklagt sich an anderer Stelle über die schlechte materielle Ausstattung seines Klosters (Adl, Abs 49, Satzgr 135, in Adl, Abs 97, Satzgr 224 werden Schenkungen von ganz basalen Dingen genannt). Es ist mithin nicht eben wahrscheinlich, dass der Abt hier aus dem Klosterbesitz, der sogenannten mensa abbatum schöpft. Viel eher dürfte sein Privatbesitz gemeint sein. Vgl. Adelberts sozialer Hintergrund.
Hierauf verweist:
Wassersucht
Der lateinische Ausdruck (h)ydrops (morbus) (o.ä.) bezeichnet ein Anschwellen oder Aufblähen von Körperteilen oder -gliedern durch Flüssigkeiten. Die gängige deutsche Übersetzung "Wassersucht" ist kein klar umrissener medizinischer Terminus.
Hierauf verweist:
reliquie Amorreorum
Im alten Testament sind die Amoriter frühere Bewohner Israels und Feindvolk der Israeliten. Im christlichen Mittelalter stehen sie typologisch zumeist für "böse" Menschen.
vocatis ergo Gabaonitis rex dixit ad eos porro Gabaonitae non sunt de filiis Israhel sed reliquiae Amorreorum filii quippe Israhel iuraverant eis et voluit Saul percutere eos zelo quasi pro filiis Israhel et Iuda(Liber Samuhelis. Regum secundus, ed. Weber Kap. 21, V. 2, S. 449)
Hierauf verweist:
durch Eberhard und Adam
Adam spielt nach Ausweis der Relatio keine Rolle (von Aktivitäten wird nicht berichtet und Eberhard von Bamberg schreibt, dass Adam anderweitig beschäftigt gewesen sei: Adl, Abs 58, Satzgr 152), weitaus wichtiger war offenbar Konrad von Eichstätt. Dass Hadrian an dieser Stelle Adam erwähnt, spricht mithin dafür, dass der Papst nicht allzu gut über die Vorgänge unterrichtet war (bzw. dass Eberhard eventuell selektiv vortrug). Möglicherweise aber kannte Hadrian den Brief Eugens III. an Eberhard und Adam in dieser Sache.
Datierung des Privilegs
Papst Hadrian IV. hielt sich während seines fünfjährigen Pontifikats nur einmal nachweislich in der Gegend um Tivoli auf und zwar im Sommer 1155 (Jaffé JL 10084, S. 112 und Midunsky S. 13).
Die Art der Datierung spricht dafür, dass wir ein sogenanntes kleines Privileg vor uns haben, jedenfalls kein feierliches.
Die Art der Datierung spricht dafür, dass wir ein sogenanntes kleines Privileg vor uns haben, jedenfalls kein feierliches.
Adelbert geht zu frommen Menschen
Hierauf verweist:
Adelbert soll nicht aufgeben
Der Abt, der von seinem Amt zurücktreten will, aber davon abgehalten wird - Zwanzig S. 263 Anm. 206 weist darauf hin, dass es sich hierbei um ein im 12. Jahrhundert gängiges Motiv handelt. Adelbert beschreibt also keinesfalls nur seinen ganz persönlichen Leidensweg, sondern greift auf Stereotype zurück.
temptationem, quia, cum probatus fuerit, accipiet coronam vite
In der Handschrift sind die Wörter nicht ausgeschrieben, es stehen vielmehr nur die Anfangsbuchstaben. Beim Wort temptationem erscheinen noch die ersten drei Buchstaben. Offensichtlich ist dieser Teilvers einem Schreiber (und den erwarteten Lesern) so geläufig gewesen, dass Anfangsbuchstaben genügten.
Hierauf verweist:
Barbarossas Feldzug gegen Mailand
Friedrich setzte sich im Laufe seiner Herrschaft recht häufig mit den - relativ selbstständig - agierenden Städten in Oberitalien auseinander. Gegen Mailand etwa 1158 und 1162. Auf welchen Kriegszug angespielt wird, lässt sich leider nicht sagen. Christopher Zwanzig (Zwanzig S. 232 Anm. 10) hält 1158 für wahrscheinlich, weil hier u.a. Bischof Eberhard von Bamberg mitgezogen ist.
Zur Baugeschichte
Zur baugeschichtlichen Aspekten des Neubaus Zink und Zink (mit vielen Abbildungen). Zink geht allerdings auf Adelberts Erzählung von einem Brand nicht ein: "Der verwahrloste Zustand des Klosters bewog Adelbert zum Neubau" (Zink S. 77) (Vgl. auch Zink S. 173). Eine Brandschicht oder andere Spuren des Feuers wurden bei Ausgrabungen nicht gefunden.
Hierauf verweist:
- opus edificiorum initiavit et in construendis officinis claustralibus et in ponendo fundamento monasterii studiosissimum servum et devotissimum exhibuit // begann er das Bauwerk und zeigte sich beim Errichten der Werkstätten und beim Legen des Fundaments der Klosterkirche als eifrigster und hingebungsvollster Diener
- Laboravit itaque in ponendo fundamento multo tempore et, quia paludosa terra erat, per omne fundamentum firmissimos palos densissime et firmissime magistros operum fecit inprimere. // Er arbeitete also lange an der Fundamentlegung und, weil die Erde sumpfig war, ließ er die Baumeister im ganzen Fundament stärkste Pfähle äußerst dicht und fest verlegen.
Herzog von Bayern und Sachsen
Gemeint sein kann nur Heinrich der Löwe.
Hierauf verweist:
Adelberts Krankheit
Der Anfang und das Ende eines Textes sind Stellen, an denen nach mittelalterlicher Tradition am ehesten Topoi, Stereotype und abgedroschene Phrasen zu erwarten sind. So behauptet Adelbert etwa zu Beginn, kein Latein zu können (rusticitas mea legentibus fastidium generet Adl, Abs 4, Satzgr 8). Von einer eigenen schweren Krankheit zu berichten, gehört allerdings nicht zu den gängigen Topoi, man wird die Nachricht mithin ernst nehmen müssen.
Zur Verfasserschaft Ilsungs
Zu diesem Problem: Die Verfasserschaft Ilsungs
Hierauf verweist:
Ilsungs hierarische Denkweise?
Ausdrücke, die ein Hierarchie- oder Gehorsamsverhältnis andeuten, finden sich vergleichsweise oft bei Ilsung. Ob daraus eine "hierarchische" oder "autoritäre" Denkweise abzuleiten ist, muss dahingestellt bleiben.
Hierauf verweist:
Jungfrauen folgen mit Lampen
Angespielt wird auf das biblische Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen: Siehe oben.
Wahlfreiheit für die Kirche
Seit Herausbildung der Grundprinzipien der kirchlichen Organisation wurde das Prinzip vertreten, dass Bischöfe von "Klerus und Volk" zu wählen seien. Weltliche Herrscher hatten sich aber immer wieder entscheidenden Einfluss gesichert. Nach teilweise heftigen Verwerfungen im 11. Jahrhundert wurde schließlich 1122 im sogenannten Wormser Konkordat die Abmachung getroffen, dass der König zwar bei einer Bischofswahl anwesend sein, aber nur im Streitfalle eingreifen dürfe. Im Normalfall solle die freie Wahl durch die Domkleriker gelten. Auf diese Regelung dürfte hier angespielt sein. Zur gelebten Realität vergleiche jedoch: König Konrad III. entscheidet sich für Burchard.
Ratispetonensem
Es ist nicht möglich herauszufinden, wer damit gemeint ist (vgl. Zwanzig S. 268 Anm. 249). Laut Schütte pflegte Bischof Gebhard II. häufige Kontakte nach Regensburg (Schütte S. 73).
Hierauf verweist:
Eugen, der auch heute noch Papst ist
Die Tatsache, dass es über Eugen heißt, dass er sein Amt zur Abfassungszeit noch innehatte, spricht dafür, dass wir einen nachträglich überarbeiteten Text vor uns haben und nichts, was in der vorliegenden Form wortwörtlich in der Kurie verlesen wurde. In der damaligen Situation nämlich wäre dieser Einschub sinnlos gewesen. Überspitzt formuliert hätte das wohl so geklungen: "Und hiermit wende ich mich an Sie, der Sie auch heute noch der richtige Ansprechpartner sind".
Hierauf verweist:
Der Titel Relatio
Hierauf verweist: