Der historische Hintergrund
Heidenheim in Mittelfranken war ein sehr altes Kloster. Bereits Mitte des 8. Jahrhunderts (vermutlich 752) wurde die Gemeinschaft vom heiligen Wunebald mit Unterstützung seines Bruders Willibald, der Bischof von Eichstätt war, gegründet. Die beiden Brüder waren zusammen mit ihrer Schwester Walpurga als Missionare aus England gekommen und hatten sich unter anderem um den Aufbau von Klöstern verdient gemacht.
Das Mönchsleben war zu dieser Zeit noch nicht so "standardisiert" und normalisiert, wie das in späterer Zeit der Fall war. Der Institutionalisierungsgrad dürfte nicht allzu hoch gewesen sein, es gab damals noch keine Orden im modernen Sinne. U.a. deswegen hörte das Kloster bald nach dem Sterben der Gründergeneration auf zu existieren (dazu Heidenheims Geschichte nach dem Tod der Gründergeneration). Stattdessen lebten hier Kanoniker, das heißt Geistliche, die nicht wie Mönche zurückgezogen von der Welt ihr irdisches Dasein in Gebet und Kontemplation verbringen sollten, sondern - so das Ideal - aktiv in der Welt Seelsorge und Erbauungsarbeit leisten sollten. Es liegt auf der Hand, dass beide Ideale weder im Mittelalter noch zu anderen Zeiten stets und überall erreicht wurden. Es gab sowohl Mönche, die weltlich und keineswegs in strenger Klausur lebten, als auch Kanoniker, die sich um alles kümmerten - nur nicht um Seelsorge und aktiven Dienst für Gott. Wie streng man in Heidenheim nach Regeln und kirchlicher Zucht lebte, vermögen wir über lange Jahrhunderte hinweg nicht zu sagen. Es fehlt schlichtweg an Überlieferung, die Geschichte Heidenheims liegt zwischen dem 9. und dem 11. Jahrhundert fast vollkommen im Dunkeln.
Erst über die Gegebenheiten des 12. Jahrhunderts erfahren wir wieder etwas. Zu dieser Zeit nämlich entstehen "unsere" Texte. Das heißt die beiden Texte, die hier im Rahmen dieser digitalen Edition aufgearbeitet sind. Sie berichten uns übereinstimmend, dass Bischof Gebhard II. von Eichstätt die Zustände im Kanonikerstift Heidenheim als unhaltbar empfunden und beschlossen habe, die Kanoniker dort durch Mönche zu ersetzen. Dies dürfte in den 1130er-Jahren begonnen worden sein. Das Vorhaben stieß jedoch auf erbitterten Widerstand, führte zu Verwerfungen und Konflikten. Erst in den 1150er-Jahren, also nach ungefähr 20 Jahren Auseinandersetzung, kam das Kloster, nunmehr wieder mit Mönchen besetzt, zur Ruhe. Der Grund, weshalb die Unternehmung zu so heftigen Reaktionen führte, dürfte vornehmlich aufseiten der Kanoniker zu suchen sein. Bei diesen handelte es sich nämlich, so lässt Adelbert, der Verfasser des längeren unserer zwei Texte, immer wieder durchblicken, nicht um ganz einfache Menschen, sondern um Mitglieder einer lokalen Adelsschicht. (Details hierzu Verwandtennetzwerke)
Das Mönchsleben war zu dieser Zeit noch nicht so "standardisiert" und normalisiert, wie das in späterer Zeit der Fall war. Der Institutionalisierungsgrad dürfte nicht allzu hoch gewesen sein, es gab damals noch keine Orden im modernen Sinne. U.a. deswegen hörte das Kloster bald nach dem Sterben der Gründergeneration auf zu existieren (dazu Heidenheims Geschichte nach dem Tod der Gründergeneration). Stattdessen lebten hier Kanoniker, das heißt Geistliche, die nicht wie Mönche zurückgezogen von der Welt ihr irdisches Dasein in Gebet und Kontemplation verbringen sollten, sondern - so das Ideal - aktiv in der Welt Seelsorge und Erbauungsarbeit leisten sollten. Es liegt auf der Hand, dass beide Ideale weder im Mittelalter noch zu anderen Zeiten stets und überall erreicht wurden. Es gab sowohl Mönche, die weltlich und keineswegs in strenger Klausur lebten, als auch Kanoniker, die sich um alles kümmerten - nur nicht um Seelsorge und aktiven Dienst für Gott. Wie streng man in Heidenheim nach Regeln und kirchlicher Zucht lebte, vermögen wir über lange Jahrhunderte hinweg nicht zu sagen. Es fehlt schlichtweg an Überlieferung, die Geschichte Heidenheims liegt zwischen dem 9. und dem 11. Jahrhundert fast vollkommen im Dunkeln.
Erst über die Gegebenheiten des 12. Jahrhunderts erfahren wir wieder etwas. Zu dieser Zeit nämlich entstehen "unsere" Texte. Das heißt die beiden Texte, die hier im Rahmen dieser digitalen Edition aufgearbeitet sind. Sie berichten uns übereinstimmend, dass Bischof Gebhard II. von Eichstätt die Zustände im Kanonikerstift Heidenheim als unhaltbar empfunden und beschlossen habe, die Kanoniker dort durch Mönche zu ersetzen. Dies dürfte in den 1130er-Jahren begonnen worden sein. Das Vorhaben stieß jedoch auf erbitterten Widerstand, führte zu Verwerfungen und Konflikten. Erst in den 1150er-Jahren, also nach ungefähr 20 Jahren Auseinandersetzung, kam das Kloster, nunmehr wieder mit Mönchen besetzt, zur Ruhe. Der Grund, weshalb die Unternehmung zu so heftigen Reaktionen führte, dürfte vornehmlich aufseiten der Kanoniker zu suchen sein. Bei diesen handelte es sich nämlich, so lässt Adelbert, der Verfasser des längeren unserer zwei Texte, immer wieder durchblicken, nicht um ganz einfache Menschen, sondern um Mitglieder einer lokalen Adelsschicht. (Details hierzu Verwandtennetzwerke)
Chronologie der Ereignisse
Zeit | Ereignis | Stellen in den Texten | Sonstige Verweise |
---|---|---|---|
Mitte des 8. Jahrhunderts, vielleicht 752 | Das Kloster Heidenheim wird gegründet. | Adl, Abs 17, Satzgr 46 Ils, Abs 1, Satzgr 1 | |
Unbekannt. Vielleicht im 9. Jahrhundert | Heidenheim wird in ein Kanonikerstift umgewandelt. | Adl, Abs 33, Satzgr 98 Ils, Abs 3, Satzgr 5 | Heidenheims Geschichte nach dem Tod der Gründergeneration Wendehorst Sp. 1258 Zwanzig S. 17, 80, 82 Die Geschichte der Eichstätter Bischöfe des Anonymus Haserensis, ed. Weinfurter Nr. 43, S. 116 |
Wohl in den 1130er-Jahren | Gebhard II. von Eichstätt missfallen die Zustände in Heidenheim. Er will wieder Mönche einsetzen. | Adl, Abs 35, Satzgr 103 Adl, Abs 79, Satzgr 182 Ils, Abs 5, Satzgr 11 | |
März 1148 | Gebhard II. erhält auf der Synode von Reims die Zustimmung Papst Eugens III. zu seinem Vorhaben. | Ils, Abs 6, Satzgr 15 | Synode von Reims |
17. März 1149 | Gebhard II. von Eichstätt stirbt. | Adl, Abs 38, Satzgr 111 Adl, Abs 44, Satzgr 124 | Wendehorst S. 77 |
Frühjahr oder Sommer 1149 | Burchard wird Bischof von Eichstätt. | Adl, Abs 39, Satzgr 112 | Wendehorst S. 78 |
1149 | Kanoniker ziehen teilweise wieder nach Heidenheim ein, versuchen die Deals über ihre Pfründen rückgängig zu machen. Erzbischof Heinrich von Mainz scheint dieses Vorgehen zu stützen. | Adl, Abs 39, Satzgr 115 Adl, Abs 79, Satzgr 181 Ils, Abs 7, Satzgr 17 | |
Wahrscheinlich Herbst 1149 | Ilsung beschwert sich aus religiösen und materiellen Gründen in Rom über das Vorgehen der Kanoniker. | Adl, Abs 40, Satzgr 117 Ils, Abs 9, Satzgr 20 | Die Datierung des Texts Ilsungs |
Anfang 1150 (oder 1151) | Eugen III. betraut Bischof Eberhard II. von Bamberg mit der Angelegenheit. | Adl, Abs 43, Satzgr 122 | |
1150 (oder 1151) | Auf Einladung Eberhards treffen sich die Akteure in Nürnberg. Dort wird Adelbert zum Abt von Heidenheim erhoben. | Adl, Abs 47, Satzgr 129 | |
1150 - 1151 (oder nur 1151) | Adelbert stößt auf erbitterten Widerstand, erhält wenig Unterstützung. | Adl, Abs 49, Satzgr 136 | |
Ende 1151 | Adelbert reist nach Rom | Adl, Abs 52, Satzgr 142 | |
9. Februar 1152 | Adelbert erhält vom Papst in Rom ein auf diesen Tag datiertes Privileg. | Adl, Abs 62, Satzgr 159 | |
1152 - 1153 | Wegen anhaltender Widerstände ziehen sich Adelbert und seine Mönche aus Heidenheim zurück und erhalten Zuflucht in Michelfeld. | Adl, Abs 85, Satzgr 200 | Zuflucht in Michelfeld |
Ende März/Anfang April 1153 | Burchard wird von päpstlichen Legaten abgesetzt. | Adl, Abs 87, Satzgr 207 | Wendehorst S. 80 |
Frühsommer 1153 | Konrad I. wird neuer Bischof von Eichstätt. | Adl, Abs 87, Satzgr 207 | Wendehorst S. 81 |
Nach 1153 | Konrad I. setzt sich für die Reform ein. Vereinbarungen mit den Kanonikern werden getroffen. | Adl, Abs 98, Satzgr 229 | |
11. Juli 1155 | Papst Hadrian stellt ein Privileg für Heidenheim aus. | Adl, Abs 107, Satzgr 259 | |
1158 - 1170 | Adelbert verfasst die Relatio. | Die Datierung der Relatio | |
1172 - 1180 | Adelbert stirbt. | Lebensdaten |
Die Heidenheimer Reform und Verwandtennetzwerke
Die Kanoniker, die die Heidenheimer Pfründen innehatten, als die Refomversuche in den 1130er-Jahre gestartet wurden, gehörten zumeist den führenden regionalen Familien an. Deshalb war der Konflikt um die Heidenheimer Reform nicht bloß eine Auseinandersetzung um die richtige religiöse Lebensform und kirchliche Zucht, sondern nicht zuletzt ein Aufeinanderprallen wichtiger lokaler Player (siehe dazu Die Verwandten der Heidenheimer Kanoniker). Trotz der vergleichsweise ausführlichen Darstellung in unseren beiden Texten lassen sich keine detaillierten Aussagen über Zugehörigkeit und Zugehörigkeitsgefühl der Heidenheimer treffen. Dementsprechend ist die Frage, welche Rolle verwandtschaftliche Bindungen und Netze im Konflikt eine Rolle spielten, in der Forschung umstritten.
Stefan Weinfurter versuchte 1987, den Konflikt mit geopolitischen und verwandtschaftlichen Überlegungen zu erklären.
- Die Oettinger seien die Interessensvertreter der Staufer in der Region gewesen (Weinfurter S. 77).
- Die Oettinger hätten versucht, ihre Position im Raum der Eichstätter Diözese zu festigen. Bischof Gebhard habe dies zu verhindern getrachtet.
- Der einzige mögliche Stützpunkt Gebhards in der Auseinandersetzung mit den Oettingern sei Heidenheim gewesen, das er deshalb dem Zugriff der Oettinger entziehen und unter seine eigene Kontrolle habe bringen wollen (Weinfurter S. 78).
- Verbündete des Bischofs Gebhard seien in dieser Situation die Herren von Truhendingen gewesen (Weinfurter S. 78).
- Nachdem sich Bischof Burchard von Eichstätt Erzbischof Heinrich von Mainz zugewandt habe, hätten die Staufer ihre Politik geändert: Sie hätten mit Konrad einen treuen Mann auf den Bischofsstuhl gesetzt und die Oettinger fallen gelassen (Weinfurter S. 79-84).
Christofer Zwanzig hielt 2010 dagegen:
"Zum einen lässt sich keine der beteiligten Familien eindeutig einer Konfliktpartei zuordnen. Zum anderen verliefen die Konfliktlinien in den Heidenheimer Auseinandersetzungen eher innerhalb der beteiligten Familien als zwischen ihnen."(Zwanzig S. 328)
Die Überlieferungs- und Editionssituation
Es ist nur eine Handschrift bekannt, die unsere Texte bewahrt hat. Dabei handelt es sich um den Codex Eichstätt Diözesanarchiv MS 18 aus dem späten 15. Jahrhundert. (Zur Handschriftenbeschreibung)
Daneben gibt es einen einzigen Satz unseres Textes in einer anderen Handschrift. Siehe hierzu: Eine Parallelüberlieferung dieser Arenga.
Daneben gibt es einen einzigen Satz unseres Textes in einer anderen Handschrift. Siehe hierzu: Eine Parallelüberlieferung dieser Arenga.
Gedruckt wurden unsere Texte (und Teile daraus) jedoch mehrmals. (Weitere bibliograhische Details in der Apparat-Bibliographie)
- 1617 besorgte Jakob Gretser den Erstdruck (Gretser).
- 1737 wurden Gretsers gesammelten Werke herausgegeben (Gretser OpOm).
- Seit dem 18. Jahrhundert wurden im Text inserierte Briefe in sieben verschiedene Druckwerke aufgenommen.
- Der Teil über Richard fand Eingang in die Acta Sanctorum.
Die späteren Teildrucke gehen vermutlich nicht auf die Handschrift zurück, sondern auf Gretsers Erstausgabe. Lediglich Mansi bietet an einer Stelle (illi in Adl, Abs 45, Satzgr 125) den richtigen Text der Handschrift, wo Gretser irrt. Mansi ist es auch, der mit propellantur (Adl, Abs 45, Satzgr 127) eine brauchbare Konjektur gefunden hat. Ansonsten ist der Text der jüngeren Teildrucke samt und sonders schlechter, teilweise durch absurde Lesarten und Fehler entstellt.
Hatte Gretser die Eichstätter Handschrift 18 vor sich?
Mit großer Sicherheit können wir sagen, dass Gretsers Druck keine unabhängige Überlieferung repräsentiert. Gretser kannte nur die Handschrift, die wir auch heute kennen.
Das lässt sich leicht erschließen: Während Gretser an mehreren Stellen (zumeist unabsichtlich) Textpassagen weg lässt, sind zwei Auslassungen signifikant für unsere Frage. Für diesen Befund gibt es nur drei mögliche Erklärungen: Die erste Möglichkeit wäre ein erstaunlicher Zufall. Er hieße nämlich, dass Gretser in einer heute verlorenen Handschrift gerade dort zufällig Passagen überging, wo in der heute bekannten Handschrift schwer lesbare Passagen sind.
Die zweite Möglichkeit wäre dann denkbar, wenn Gretsers (hypothetisch angenommene) unbekannte Handschrift eine Abschrift der erhaltenen Handschrift Eichstätt Diözesanarchiv 18 wäre. Dann wäre es nämlich deren Schreiber gewesen, der die schwierigen Stellen schlichtweg überging. Wenn Gretser allerdings eine jüngere Abschrift vor sich gehabt hätte, müsste diese ansonsten sehr zuverlässig gewesen sein, da nur wenige Abweichungen Gretsers von der erhaltenen Handschrift als Abschreibefehler eines Kopisten gedeutet werden können. Die Möglichkeit bleibt damit denkbar, ist aber keineswegs zwingend.
Mithin kann die dritte Möglichkeit die größte Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen: Gretser, der in erstaunlichem Tempo große Textmengen aus handschriftlicher Überlieferung für den Druck aufbereitete, überging das für ihn schwer Lesbare. Er kannte keine uns heute unbekannte Handschrift. (Mit anderen Beobachtungen kommt Die Geschichte der Eichstätter Bischöfe des Anonymus Haserensis, ed. Weinfurter S. 35 zum gleichen Schluss.)
- Als es darum ging, welche Unterstützung Heidenheim von umliegenden Klöstern erhielt (Adl, Abs 97, Satzgr 224), werden zunächst libri missales genannt. Dann folgt im Codex ein schwer lesbares Wort, das wir als manutergiis deuten wollen. Gretser lässt dieses Wort stillschweigend beseite.
- Feinde des Klosters sind zwei Verwandte, die mit höchster Anstrengung kämpfen (Adl, Abs 102, Satzgr 244). Dann folgt eine nicht leicht zu entziffernde Buchstabengruppe, die wir als proinvincem lesen und in pro invicem emendieren möchten. Auch hier übergeht Gretser das schwer Lesbare.
- Gretser hatte eine andere Handschrift vor sich und die zwei Passagen dort schlichtweg übersehen.
- Gretser nutzte eine andere Handschrift, in der an den zwei Stellen nichts stand.
- Gretser hatte "unsere" Handschrift Eichstätt MS 18 vor sich und konnte die beiden Stellen weder lesen noch deuten und überging sie daher.
Die zweite Möglichkeit wäre dann denkbar, wenn Gretsers (hypothetisch angenommene) unbekannte Handschrift eine Abschrift der erhaltenen Handschrift Eichstätt Diözesanarchiv 18 wäre. Dann wäre es nämlich deren Schreiber gewesen, der die schwierigen Stellen schlichtweg überging. Wenn Gretser allerdings eine jüngere Abschrift vor sich gehabt hätte, müsste diese ansonsten sehr zuverlässig gewesen sein, da nur wenige Abweichungen Gretsers von der erhaltenen Handschrift als Abschreibefehler eines Kopisten gedeutet werden können. Die Möglichkeit bleibt damit denkbar, ist aber keineswegs zwingend.
Mithin kann die dritte Möglichkeit die größte Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen: Gretser, der in erstaunlichem Tempo große Textmengen aus handschriftlicher Überlieferung für den Druck aufbereitete, überging das für ihn schwer Lesbare. Er kannte keine uns heute unbekannte Handschrift. (Mit anderen Beobachtungen kommt Die Geschichte der Eichstätter Bischöfe des Anonymus Haserensis, ed. Weinfurter S. 35 zum gleichen Schluss.)
Adelbert und sein Text
Abt Adelbert von Heidenheim nennt sich selbst als Verfassser der Relatio genannten Schrift (Warum der Titel Relatio ?). Weil es keinen Grund gibt, an dieser Aussage zu zweifeln, müssen wir uns mithin nicht mit der Verfasserfrage beschäftigen, sondern können unsere Untersuchungen auf Leben und Werk beginnen.
Adelberts Leben
Über das Leben Adelberts ist wenig bekannt. Das einzig Zusammenhängende ist das, was er selbst in Adl, Abs 48, Satzgr 133 über sich schreibt. Daraus, und aus dem wenigen anderen Material, lässt sich immerhin eine grobe Skizze seines Lebens erstellen.
Herkunft und Ausbildung
Adelbert dürfte sozial nicht der niedrigsten Schicht angehört haben. Man wird im Gegenteil davon ausgehen dürfen, dass er aus gutem Elternhaus stammte. Er schreibt über sich selbst, dass er "allem weltlichen Pomp und Reichtümern entsagt" habe (Adl, Abs 48, Satzgr 133) und dass er durch Einsatz eigenen Vermögens (Adl, Abs 102, Satzgr 246) tätig wurde. Adelbert dürfte mithin begütert gewesen sein, eventuell waren seine Eltern Teil der lokalen Bamberger Elite. (Siehe dazu auch Adelberts sozialer Hintergrund.)
Adelbert dürfte in der Bamberger Domschule ausgebildet worden sein. Möglicherweise war der berühmte Ulrich von Bamberg einer seiner Lehrer. Jedenfalls zählt die Bamberger Schule damals zu den führenden Institutionen ihrer Art (Tischler S. 18). Adelbert erreichte ein fortgeschrittenes Bildungsniveau und eine weitgehend sichere Beherrschung der lateinischen Sprache. Er verstand, seinen Text mit zahlreichen biblischen Zitaten zu garnieren. (Siehe Sprache und Stil der Relatio und Welche Werke kannte Adelbert?)
Lebensdaten
Über Adelberts Geburtsjahr ist nicht das Geringste direkt überlieft. Da er aber spätestens 1144 Abt von Michelfeld wurde (siehe Stationen seines Lebens) und mindestens bis zum Jahre 1163 lebte (s.u.), können wir seine Geburt ungefähr eingrenzen. Sie dürfte kaum vor 1080 und kaum nach 1120 anzusetzen sein, eher zwischen 1090 und 1110.
Für den Todestag gibt es einen Anhaltspunkt: Im Michelsberger Nekrolog (Verzeichnis derjenigen, deren Tod man gedachte) ist zum 2. Januar der Tod eines Adelbertus abbas plenus frater (Das Necrolog des Klosters Michelsberg in Bamberg, ed. Nospickel S.189) ("Abt Adelbert, Vollbruder") eingetragen (ohne Jahreszahl). Zudem ist ein Adelbertus abbas de Heidenheim (Das Necrolog des Klosters Michelsberg in Bamberg, ed. Nospickel S.189) ("Abt Adelbert von Heidenheim") in der Verbrüderungsliste unter den Vollbrüdern eingetragen. Nospickel, der Herausgeber, vermutet, dass es sich hierbei um "unseren" Adelbert handelt (Das Necrolog des Klosters Michelsberg in Bamberg, ed. Nospickel S. 349). Letzte Sicherheit lässt sich an dieser Stelle allerdings nicht gewinnen. Adelbert war ein damals häufiger Name, zudem wurde die Existenz eines Abts Adelbert II. von Heidenheim postuliert, der unmittelbar auf "unseren" Adelbert gefolgt sein soll (Braun S. 24).
Adelberts Todesjahr lässt sich ebenfalls nur ungefähr bestimmen. 1163 jedenfalls muss er noch am Leben gewesen sein, weil aus diesem Jahr eine Urkunde stammt, in der sich der Abt als "Adelbert, erster seit dem heiligen Wunebald" bezeichnet (Zwanzig S. 266).
Ein weiteres Dokument kann nur indirekt ausgewertet werden: In einer Urkunde von 1180 dokumentiert Bischof Egelolf von Eichstätt (1171-1182 Bischof) die Lösung eines Streits um Heidenheimer Zehntrechte. Darin erwähnt er, dass ein Abt Adelbert einem Priester Ilsung Zehntrechte als Rekompensation für dessen Pfründe gegeben habe. Adelbertus abbas, qui tunc monasterio prefuit, nostro rogatu (Mon. Boic. 49 Nr. 13, S. 34) ("Adelbert, der damals dem Kloster vorstand, auf unser Bitten hin") habe schließlich einem Ausgleich zugestimmt. Zwei Punkte sind hier zu vermerken: Daraus folgt: Aus all dem ergibt sich, dass Adelbert zwischen 1171 und 1180 verstorben sein muss. Wenn der 2. Januar als Todesdatum stimmt, können wir das Sterbejahr auf 1172-1180 eingrenzen, weil Egelolfs Wahl nach dem Tod des Vorgängers am 13. Januar 1171 (Wendehorst S. 83) stattgefunden haben muss und Adelbert somit nicht am 2. Januar 1171 verschieden sein kann.
- Es ist wahrscheinlich, dass tatsächlich "unser" Adelbert hier Rekompensationen an "unseren" Ilsung ausgegeben hat (und nicht ein Nachfolger gleichen Namens). Zwar wird davon in seinem Berichts nichts erzählt, aber man kann davon ausgehen, dass Adelbert diese Angelegenheiten zeitnah geregelt hat. Ein Nachfolger wäre gar nicht mehr dem Druck ausgesetzt gewesen, den Kanonikern Entschädigungen zu geben.
- Es ist sehr unwahrscheinlich, dass zwei verschiedene Äbte von Heidenheim mit dem Namen Adelbert im Urkundentext gemeint sind. Das hätte man wohl vermerkt. Es kann sich insgesamt nur um "unseren" Adelbert handeln.
- Adelbert lebte noch und war noch Abt, nachdem Egelolf 1171 Bischof wurde.
- Adelbert war 1180 nicht mehr Abt. Das ergibt sich aus der Formulierung qui tunc prefuit. Man kann davon ausgehen, dass Adelbert bereits tot war. Zwar fehlt ein Attribut wie "seligen Angedenks", aber das muss nichts heißen. Auch bei dem klar als tot klassifizierten Ilsung fehlt ein solcher ehrender Zusatz.
Stationen seines Lebens
Nach eigenen Angaben wurde Adelbert in Bamberg ausgebildet und erzogen. Er war vermutlich Mitglied des Domklerus.
Nach seiner Zeit in Bamberg wurde er Mönch im Kloster Paulinzella. Dort stieg er zum Prior (Stellvertreter des Abts und "innerer Leiter" des Klosters) auf.
Spätestens 1144 wurde Adelbert Abt von Michelfeld (Wiesner S. 49-50). Die Besetzung des dortigen Abtsstuhls hatte zu einigen Verwerfungen geführt, Adelbert war schließlich der "Kompromißkandidat" (Wiesner S. 15) von außen (Wiesner S. 48-51) für dieses bedeutende Kloster (dazu: Das Kloster Michelfeld).
1150 oder 1151 wurde er schließlich Abt von Heidenheim. Vermutlich hatte er dieses Amt bis zu seinem Tod inne.
Die Datierung der Relatio
Der Text wurde zwischen 1158 und 1170 verfasst. (Zwanzig S. 232 Anm. 10)
- Der Bericht muss vor dem Tod Eberhards 1170 geschrieben worden sein. Ihm wurde der Text gewidmet und aus der Formulierung geht klar hervor, dass die Widmung nicht an einen Toten gerichtet wird. Eine weitere Textstelle lässt darauf schließen, dass Konrad († 13. Januar 1171) zum Abfassungszeitraum noch lebte (Konrad wird Fürsprecher haben).
- Gegen Ende des Textes werden zwei Ereignisse angesprochen: ein Feldzug Friedrich Barbarossas gegen Mailand (Adl, Abs 114, Satzgr 275) und der Durchmarsch Heinrichs des Löwen durch Sualafeld (Adl, Abs 116, Satzgr 280). Der Bericht muss nach diesen Ereignissen vollendet worden sein. Leider sind beide Begebenheiten nicht klar zu datieren. Barbarossa zog 1158 und 1162 gegen Mailand (dazu auch Barbarossas Feldzug gegen Mailand), Heinrich der Löwe könnte sich 1157, 1158, 1160, 1162 und 1166 in der Region aufgehalten haben. (Zwanzig S. 232 Anm. 10)
Andere Datierungsvorschläge (Iadanza S. XXXV) sind unbegründet und daher zurückzuweisen.
Sprache und Stil der Relatio
Adelbert bedient sich einer mittleren Stilebene. Er konnte durchaus Latein, vermochte sich klar und zuweilen pointiert auszudrücken, hat es aber nicht zu stilistischer Meisterschaft gebracht. (Vgl. auch das Urteil von Petersohn u.a., wonach die Relatio "ohne literarischen Anspruch" (Petersohn S. 369) geschrieben sei.)
Positiv hervorzuheben ist:
- Kleinere Klangspiele wie
- nulla synodali discussione habita sed regia potentia adhibita (Adl, Abs 39, Satzgr 113)
- crebrescentibus malis et accrescentibus (Adl, Abs 52, Satzgr 142)
- Adelbert hatte offensichtlich keine Mühe, seine Vorlagentexte umzuarbeiten. An Stellen, wo er sich einfach älterer Texte hätte bedienen können, entscheidet er sich für eine Neuformulierung. (Umgang mit Quellen und Fundationsgeschichte) Das spricht zumindest für sprachliches Selbstbewusstsein.
Negativ fällt auf:
- Adelbert verwendet drei mal hintereinander einen Satzanschluss mit itaque (Adl, Abs 11, Satzgr 28, Adl, Abs 11, Satzgr 29 und Adl, Abs 12, Satzgr 30)
- Ähnliche Phrasen finden immer wieder Verwendung. Zwei Beispiele:
- per se et per suos oder ähnliche Formulierungen finden sich in Adl, Abs 5, Satzgr 10, Adl, Abs 81, Satzgr 188, Adl, Abs 82, Satzgr 189 Adl, Abs 84, Satzgr 198, Adl, Abs 95, Satzgr 220 und Adl, Abs 115, Satzgr 276. (Siehe dazu auch per se et per suos.)
- Drei mal ist ein Satz mit Videns itaque angeschlossen: Adl, Abs 30, Satzgr 89, Adl, Abs 98, Satzgr 226 und Adl, Abs 104, Satzgr 250.
- Zuweilen fällt der Autor aus seinem Satzbau, siehe sui, Wovon hängen laborare und augeri ab? und reservarett... redirent
- Das doppelte und sinnlose illesum in Adl, Abs 116, Satzgr 281 spricht dafür, dass die Schrift nicht vollauf und gründlich korrigiert wurde. (Siehe dazu auch illesum) Genauso mutet die Formulierung dispositione secularis dispositionis (Adl, Abs 47, Satzgr 131) nicht völlig durchdacht an.
Charakter des Textes und Grund der Abfassung
Die Schrift zerfällt in zwei Teile: Zunächst wird die Gründungsgeschichte referiert, dann über die eigene Zeit berichtet. Während sich der erste Teil größtenteils an die Taten und Wunder der Gründergeschwister Willibald, Wunebald und Walpurga hält, schwankt der zeithistorische Abschnitt zwischen distanzierter Chronik und persönlicher Erzählung.
Nach Zwanzig gab es zwei Motive für die Entstehung des Texts:
- Adelbert wollte Bischof Eberhard II. von Bamberg zu erneutem und größerem Engagement für sein Kloster bewegen (Zwanzig S. 264).
- Zum anderen sei die Relatio eine "Selbstrechtfertigung" (Zwanzig S. 264) Adelberts.
Zwanzig selbst führt ein weiteres, sehr wichtiges Charakteristikum an, indem er den Text zurecht eine "Cartularchronik" (Zwanzig S. 235) (Anführungszeichen auch dort) nennt, mithin eine Schrift, in der Bericht und Dokumentation rechtlicher Geschäfte verschmelzen. Dieser Punkt erscheint zentral: Adelbert wollte dokumentieren und für die Nachwelt festhalten, welcher Kanoniker welches Gut erhielt, wie der Konflikt in materieller Sicht beigelegt worden war (Adl, Abs 99, Satzgr 230 und folgende).
Zudem dürfte es Adelbert ein ernstes Anliegen gewesen sein, sich mit seinem Eichstätter Diözesanbischof Konrad gut zu stellen. Ihn erwähnt er mehrmals lobend. Ein Widerspruch zur erneuten Hinwendung an Eberhard II. von Bamberg muss darin nicht liegen, aber es zeigt sich doch, dass der Heidenheimer Abt seine Helfer und Verbündeten nicht allein in Bamberg sah.
Zudem dürfte es Adelbert ein ernstes Anliegen gewesen sein, sich mit seinem Eichstätter Diözesanbischof Konrad gut zu stellen. Ihn erwähnt er mehrmals lobend. Ein Widerspruch zur erneuten Hinwendung an Eberhard II. von Bamberg muss darin nicht liegen, aber es zeigt sich doch, dass der Heidenheimer Abt seine Helfer und Verbündeten nicht allein in Bamberg sah.
Im Übrigen sei an dieser Stelle ein Missverständnis aus der Welt geräumt. Franz-Joseph Schmale erweckt im Handbuch der Bayerischen Geschichte in einer Fußnote (Schmale S. 143, Anm. 9) den Eindruck, als seien von Adelbert zwei Texte erhalten. Das ist aber nicht der Fall. Tatsächlich haben wir heute nur ein Werk von ihm und nirgendwo finden sich Spuren eines zweiten. (Ebenfalls findet sich die Fehlinformation von den zwei Texten bei Dunphy S. 14, wo zudem die Datierung falsch und die Handschriftenangabe unvollständig ist.)
Welche Werke kannte Adelbert?
Adelbert nutzte nicht nur Inhalte aus älteren Viten zur Frühzeit seines Klosters (Umgang mit Quellen und Fundationsgeschichte), sondern bediente sich auch bekannter und weniger bekannter Zitate und Formulierungen aus antiken und mittelalterlichen Texten. Allen voran und wenig überraschend steht hier natürlich die Bibel, die er gerade am Schluss seines Werks und in anderen entscheidenden Passagen (siehe etwa Papst nutzt Bibelzitate) ausgiebig zitiert.
Interessanter, aber auch schwieriger wird es, wenn wir versuchen, weniger zentrale Texte im Lesehorizont unseres Autors zu finden. Mithilfe von Parallelstellensuche und mittelalterlichen Bibliothekskatalogen kann man zumindest einige Werke identifizieren, die Adelbert wohl gekannt haben mag. Hinsichtlich der Bibliothekskataloge ist die Überlieferungslage erstaunlich gut. Wir haben ein Verzeichnis der Bamberger Dombibliothek aus der Zeit um 1200 und eine Liste von Büchern des Klosters Michelsberg, die sogar noch einige Jahrzehnte älter ist (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz, ed. Ruf). Das Kloster Michelsberg lag direkt in Bamberg und war eng mit der Bistumsleitung und dem Domkapitel verbunden. Man muss davon ausgehen, dass ein Domschüler und späterer Kanoniker wie Adelbert zur Bibliothek zumindest indirekt Zugang hatte.
Trotz dieser günstigen Ausgangslage und gründlicher Datenbanksuche ist die Ausbeute bescheiden. Die Kenntnis exotischer Werke konnte nicht nachgewiesen werden. Außer der Bibel scheint Adelbert mindestens die Schriften in folgender Tabelle gekannt und zitiert zu haben.
Interessanter, aber auch schwieriger wird es, wenn wir versuchen, weniger zentrale Texte im Lesehorizont unseres Autors zu finden. Mithilfe von Parallelstellensuche und mittelalterlichen Bibliothekskatalogen kann man zumindest einige Werke identifizieren, die Adelbert wohl gekannt haben mag. Hinsichtlich der Bibliothekskataloge ist die Überlieferungslage erstaunlich gut. Wir haben ein Verzeichnis der Bamberger Dombibliothek aus der Zeit um 1200 und eine Liste von Büchern des Klosters Michelsberg, die sogar noch einige Jahrzehnte älter ist (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz, ed. Ruf). Das Kloster Michelsberg lag direkt in Bamberg und war eng mit der Bistumsleitung und dem Domkapitel verbunden. Man muss davon ausgehen, dass ein Domschüler und späterer Kanoniker wie Adelbert zur Bibliothek zumindest indirekt Zugang hatte.
Trotz dieser günstigen Ausgangslage und gründlicher Datenbanksuche ist die Ausbeute bescheiden. Die Kenntnis exotischer Werke konnte nicht nachgewiesen werden. Außer der Bibel scheint Adelbert mindestens die Schriften in folgender Tabelle gekannt und zitiert zu haben.
Tabelle nachweisbarer Vorbild-Schriften Adelberts (außer Gründerviten und der Bibel)
Verfasser | Titel | Begründung/Anmerkung | Verweis zu den entsprechenden Kommentareinträgen |
---|---|---|---|
Augustinus | De civitate Dei | Die Formulierung in huius vite peregrinatione taucht nur im nämlichen Werk und in Exzerpten davon auf. Während jene Werkauszüge in Adelberts Umfeld nicht nachweisbar sind, taucht Augustinus' Werk in Bibliotheken auf, zu denen Adelbert wohl Zugriff hatte. Die fragliche Stelle ist mit dem Widmungsbrief zudem an einem Platz, wo man Anspielungen und Zitate erwarten könnte. | fama crebrescere in huius vite peregrinatione minutum opusculum |
Beda Venerabilis | In Cantica canticorum libri vi oder In librum beati patris Tobiae | Die Phrase in huius exilio peregrinationis ist nur in drei Beda-Werken nachzuweisen, von denen die genannten beiden wohl in Adelberts Reichweite waren. | huius peregrinationis exilium in domino proficere |
Boethius | Philosophiae consolatio | Die Wortverbindung seriem et veritatem ist ungewöhnlich, stimmt fast mit Boethius' Wortwahl überein, ist sonst nirgendwo belegt. Ich halte das für Beweis genug. | series et veritas |
Gregor der Große | Dialoge | Die Stelle Que res in tanta admiratione est habita, ut (Adl, Abs 24, Satzgr 73) kann schwerlich ein Zufall sein. Die ganze Satzstruktur ist nach dem Vorbild gebildet. | Que res in tanta admiratione est habita, ut fama crebrescere orationum consolatio sanctitatis magnitudo |
Gregor der Große | Homiliae in Hiezechihelem prophetam | Der Ausdruck (negatives Abstraktum) + in cordibus excrescere ist nur dort nachzuweisen. Gut möglich, dass Adelbert den Text kannte und von dieser Formulierung inspiriert war. | in cordibus excrescere |
Petrus Damiani | Sermones | Der Ausdruck (negatives Abstraktum) ad tantae perfectionis culmen eduxit (bezogen auf eine Person) ähnelt zu sehr dem, was Adelbert schreibt (Quas ipse ad tantum culmen perfectionis perduxit). Andere solche Parallelen gibt es nicht. | ad tantum culmen perfectionis perducere inopiam ditare unanimis conspiratio |
Sallust | De bello Iugurthino | Die Übereinstimmung von pater, uti necesse erat, naturae concessit und sicut oportuit, nature concessit halte ich für signifikant. | nichil pensi habere sicut oportuit, nature concessit |
Nicht Signifikantes
Folgende Übereinstimmungen von Parallelstellen im Text und Einträgen in Bibliothekskatalogen halte ich für nicht signifikant.
Übrige Textbestandteile
Für Ilsungs Text und die in Adelberts Schrift inserierten Briefe konnten keine sicheren Vorbilder auf diese Weise gefunden werden.
Umgang mit Quellen und Fundationsgeschichte
Adelbert hat die Erzählung über die Frühgeschichte Heidenheims und die Taten der heiligen Geschwister Willibald, Wunebald und Walpurga nicht etwa frei erfunden, sondern aus älteren Texten übernommen und umgeformt.
Hinsichtlich der Frage, inwiefern Adelbert mit seinen Vorlagen umging, ist am auffälligsten zunächst die Gerafftheit der Darstellung. Willibalds Reise nach Jerusalem, die bei Hugeburc Dutzende Druckseiten einnimmt, reduziert Adelbert auf einige Sätze.
Am ehesten hält Adelbert sich bei den Wundern an seine Vorlage. Hier übernimmt er Struktur und Inhalt zumeist ziemlich genau, formuliert die Sätze aber vollständig neu. Hierzu wollen wir ein Beispiel in voller Länge zitieren:
Der Inhalt der Geschichte bleibt der gleiche, die Akzente sind anders gesetzt. Adelbert lässt Orts- und Zeitdetails (das geplante Abendessen, den Schlafraum) komplett beiseite, lässt Walpurga sich stattdessen zum Gebet zurückziehen, verlegt die Wirkung des Wunders dann vom Inneren der Heiligen auf ihr Umfeld: Das Mirakel verschaffte ihr Gehorsam.
Hinsichtlich der Frage, inwiefern Adelbert mit seinen Vorlagen umging, ist am auffälligsten zunächst die Gerafftheit der Darstellung. Willibalds Reise nach Jerusalem, die bei Hugeburc Dutzende Druckseiten einnimmt, reduziert Adelbert auf einige Sätze.
Am ehesten hält Adelbert sich bei den Wundern an seine Vorlage. Hier übernimmt er Struktur und Inhalt zumeist ziemlich genau, formuliert die Sätze aber vollständig neu. Hierzu wollen wir ein Beispiel in voller Länge zitieren:
Wolfhard von Herrieden - Miracula Sanctae Walburgis Monheimensia, ed. Bauch Buch 1, Kap. 2, S. 150-151 | Adelbert - Relatio Adl, Abs 29, Satzgr 81 |
Contigit namque, ut, in ipso, quod frater eius edidit, monasterio Heidanheim dum ipsa Christo sedule serviens moraretur, et peracta vespertina sinaxi, revertente ipsa de ecclesia ad solitum diversorium, noctem proximam caecae tenebrae minarentur, ac quidam custos eiusdem ecclesiae vocamine Goumeradus lumen previum stolidus denegaret petenti; illa, ut est mos sanctarum mentium, iniuriam [sibi] inlatam patienti animo gestans, sanctimonialibus, prout ratio dictaverat temporis, mensam caenandi gratia adeuntibus, incaenata lectisternia petiit. Tum mirum in modum in communi earundem sanctimonialium dormitorio tanta lux usque ad pulsum matutinalis officii coruscavit, ut eadem pro sui nimietate fulgoris terrae intima penetrare videretur. Stupentibus denique quae viderant sacratis Deo universis et pre gaudio exultantibus cunctis, ad matrem Waldburgam convenere devotae et visum lucis terrificae narravere. At illa se totam convertens ad Dominum, lacrimis fusis, istam prorupit in vocem: 'Tibi, Domine, cui ancilla humilis deservire decrevi a cunabulis, conlato de munere gratias refero, qui ad excitandos famularum tuarum mihi coherentium animos me indignam luminis tui solamine visitare dignatus es et tetri horroris caliginem crassam misericordiae tuae radiis evacuasti. Et id non meis meritis valet adscribi, verum gratuitae tuae munificentiae pietatis et precibus mei et tui devoti famuli fratris'. | Cum post discessum fratris sui sancti Wunebaldi gubernacula regularis ... in Heidinheimensi ecclesia teneret, accidit, ut quidam ecclesiasticus nomine Gomeradus, qui concinnandis luminibus ecclesie preerat, conventui tempore cene lumen subtraheret et respectum dei non habens sanctam Walburgam graviter in hac re offenderet. Nam vicem sororum suarum dolens et iniuriam suam patienter sufferrens incenata ad orationum consolationem se contulit et ei, qui indeficiens et verum lumen est, iniurias suas et defectum sororum suarum commisit. Mox mirum in modum lux celitus demissa in modum fulguris coruscantis omnem locum, in quo sancta Walpurgis et sorores eius erant, replevit et usque ad ortum solis ab eis non recessit. Qua in re multitudo et magnitudo virtutum sancte Walpurge clare enituit et omnium corda, qui hoc signum viderant vel audierant, ad obediendum sancte Walpurge dominus vehementer accendit. |
Insgesamt sei zum Umgang Adelberts mit der Fundationsgeschichte auf die Dissertation Christofer Zwanzigs verwiesen, der sich ausführlich mit dieser Thematik auseinandersetzt. Zusammenfassend Zwanzig S. 261-262.
Ilsung und sein Text
Das Leben Ilsungs
Über Ilsungs Leben lässt sich sehr wenig sagen. Adelbert schreibt über ihn, dass er moralisch integer, gebildet, von hoher Herkunft - und äußerst korpulent gewesen sei (Adl, Abs 40, Satzgr 117). Er war Kanoniker und Priester (u.a Adl, Abs 41, Satzgr 119). Wenn er mit dem in einer Urkunde Bischof Egelolfs von 1180 genannten Priester Ilsung identisch ist, war er 1180 bereits verstorben (Mon. Boic. 49 Nr. 13, S. 34).
Die Verfasserschaft Ilsungs
Ilsung nennt sich weder selbst als Autor noch wird ihm der Text in der Überlieferung zugeschrieben. Seine Verfasserschaft wird vielmehr sachlich erschlossen.
- Der Verfasser des Beschwerdebriefs spricht von zehn Kanonikern, nennt dann aber nur neun Namen (Ils, Abs 6, Satzgr 13). Es ist davon auszugehen, dass sich der Autor hier selbst übergeht (aus Bescheidenheit oder weil er davon ausgeht, dass jeder weiß, wer er ist). Damit ist klar, dass das Schriftstück aus der Feder eines Heidenheimer Kanonikers stammt. (Vgl. Zwanzig S. 230 Anm. 1)
- Adelbert schildert die Vorgeschichte ausführlich, benennt Freund und Feind. Der einzige, der namentlich genannt wird und dessen Engagement hervorgehoben wird, ist eben Ilsung (Adl, Abs 14, Satzgr 38). Hätte sich noch jemand anderes nach Rom aufgemacht und hätte Adelbert davon gewusst, hätte er keinen ersichtlichen Grund gehabt, diesen Umstand zu verschweigen. (Heidingsfelder Nr. 352 S. 112)
Leider kein Anhaltspunkt ist ein zweites Schriftstück, das ebenfalls unserem Ilsung zugeschrieben wird (Codex diplomaticus Ebracensis I, ed. Goez Nr. 33, S. 81-82). Die Ausführungen Ohnsorges überzeugen nicht (Ohnsorge S. 22). Selbst wenn man akzeptiert, dass der dort besprochene Brief 1153 in einer Eichstätter Angelegenheit geschrieben wurde, spricht nichts für Ilsung. Es offenbaren sich keine stilistischen Parallelen zu unserem Beschwerdebrief (darauf weist auch Ohnsorge S. 22 Anm. 3 hin).
Sprache und Stil Ilsungs
Ilsungs Text ist dunkler und liest sich holpriger als Adelberts Werkchen. Ilsung scheint sich um lange Perioden zu bemühen - und scheitert daran zuweilen. Trotzdem zählt auch diese Schrift nicht zu den schlechtesten, die je in lateinischer Sprache verfasst wurden, sondern zeugt von gewisser Bildung und von mehr als nur rudimentärer Sprachbeherrschung.
Einige negativen Beobachtungen möchten wir anführen:
Einige negativen Beobachtungen möchten wir anführen:
- Wir lesen zweimal hintereinander cum sanctimonialibus sibi subiectis (Ils, Abs 1, Satzgr 2 und Ils, Abs 1, Satzgr 3).
- Das sonst nicht belegte Wort pervocatus (Ils, Abs 2, Satzgr 4) ist nicht unbedingt Ausweis sprachschöpferischer Kreativität, sondern einer gewissen Unsicherheit in der Sprachbeherrschung.
- Aufbau und Klarheit des Textes sind nicht immer überzeugend: So wird etwa Walpurga zweimal direkt hintereinander als Schwester eingeführt (Ils, Abs 1, Satzgr 2).
- Wir sehen nach den klassischen Grammatikregeln unmotivierte Konjunktive. Siehe studuisset.
Die Datierung des Texts Ilsungs
Der Text wurde wahrscheinlich im Herbst 1149 verfasst. (Zwanzig S. 231 Anm. 4)
Es ergibt sich folgende Chronologie.
- Die Synode von Reims findet 1148 statt, die Wahl Burchards zum Eichstätter Bischof 1149. Beides wird im Text erwähnt.
- Dem Verfasser des Beschwerdetextes wird sein Kompensationsgut weggenommen (Ils, Abs 8, Satzgr 19).
- Er setzt den Gegnern eine Frist bis zum 18. Oktober (Ils, Abs 9, Satzgr 20).
- Danach schreibt er seinen Text und reist nach Rom.
- Als Reaktion auf die Beschwerde wird Eberhard II. mit der Sache betraut. Dieser lädt nach Nürnberg und setzt Adelbert ein. Dieser kommt zunächst nicht voran, geht ebenfalls nach Rom.
- Adelbert erhält ein auf den 9. Februar 1152 ausgestelltes Privileg (Die Datierung des Privilegs).
Das Jahr 1150 wäre für die Entstehungszeit recht knapp, es wäre für die folgenden Ereignisse wenig Raum. Folglich wurde 1149 als Entstehungsjahr angenommen.
Man könnte sich eine Datierung ins Jahr 1150 nur vorstellen, wenn sich Adelbert nur sehr kurz an seiner neuen Wirkungsstätte engagierte. Die Chronologie könnte dann etwa so aussehen:
- hypothetische Chronologie! -
- Ilsungs Frist verstreicht (vll. Oktober 1150), er bricht nach Rom auf (vll. Dezember 1150).
- Der Papst scheibt an Eberhard und Adam (vll. Februar 1151).
- Eberhard lädt nach Nürnberg (vll. Juni 1151).
- Adelbert kommt nach Heidenheim (vll. Juli 1151).
- Adelbert reist nach Bamberg (vll. September 1151).
- Adelbert reist nach Rom (vll. Dezember 1151).
- 9. Februar 1152: Adelbert erhält in Rom ein Privileg.
Mithin ist das Jahr 1150 als Zeitpunkt von Briefniederschrift und Rom-Reise nicht völlig ausgeschlossen. Wahrscheinlicher bleibt jedoch 1149.
Erschwert und verkompliziert wird die Datierung schließlich durch eine Beobachtung Zwanzigs: In einer Urkunde vom 12. Februar 1150 gibt es offenbar schon einen Nachfolger Adelberts als Abt von Michelfeld (Zwanzig S. 297 mit Anm. 476). Das lässt sich aber mit allen anderen Daten kaum in Einklang bringen. Damit müsste das Treffen von Nürnberg sehr früh angesetzt werden.
Erschwert und verkompliziert wird die Datierung schließlich durch eine Beobachtung Zwanzigs: In einer Urkunde vom 12. Februar 1150 gibt es offenbar schon einen Nachfolger Adelberts als Abt von Michelfeld (Zwanzig S. 297 mit Anm. 476). Das lässt sich aber mit allen anderen Daten kaum in Einklang bringen. Damit müsste das Treffen von Nürnberg sehr früh angesetzt werden.
Charakter des Texts Ilsungs
Die kleine Schrift dürfte im Vorfeld der Rom-Reise Ilsungs entstanden sein. Sie wurde oft als "Beschwerdebrief" bezeichnet (etwa Zwanzig S. 230), Zwanzig S. 236 Anm. 32 vermisst hierfür allerdings eine Anrede, attestiert dem Text an anderer Stelle aber den "Charakter einer Streitschrift" (Zwanzig S. 266, Anm. 223).
Es gibt allerdings ein Indiz, das dafür spricht, dass der Text nicht als Brief an die Kurie versandt wurde und auch nicht in der vorliegenden Fassung vor dem Kardinalskollegium verlesen wurde. Über Papst Eugen III. heißt es, dass er "auch jetzt" noch das Amt innehabe (Eugenii pape, qui et in presenti est Ils, Abs 9, Satzgr 20, siehe dazu auch Eugen, der auch heute noch Papst ist). Wenn jener Papst der Adressat der vorliegenden Textfassung wäre, wäre dieser Einschub sinnlos oder gar irritierend. Warum sollte man einem Würdenträger mitteilen, dass er die nämliche Würde "auch gegenwärtig" innehat? Tatsächlich spricht dieser unscheinbare Nebensatz dafür, dass wir eine zumindest geringfügig überarbeitete (oder von anderer Hand interpolierte) Fassung der Schrift vor uns haben.
Am ehesten handelte es sich um eine Stoffsammlung, um eine geordnete Darlegung des Geschehens als Stütze für den Vortrag vor der Kurie. Ilsung rechnete womöglich damit, dass ihm der eloquente Schulmeister Ulrich als Opponent gegenüberstünde und bereitete sich entsprechend gründlich vor.
Warum das Textchen später überarbeitet das Licht der Öffentlichkeit erblickte, lässt sich nicht sagen.
Es gibt allerdings ein Indiz, das dafür spricht, dass der Text nicht als Brief an die Kurie versandt wurde und auch nicht in der vorliegenden Fassung vor dem Kardinalskollegium verlesen wurde. Über Papst Eugen III. heißt es, dass er "auch jetzt" noch das Amt innehabe (Eugenii pape, qui et in presenti est Ils, Abs 9, Satzgr 20, siehe dazu auch Eugen, der auch heute noch Papst ist). Wenn jener Papst der Adressat der vorliegenden Textfassung wäre, wäre dieser Einschub sinnlos oder gar irritierend. Warum sollte man einem Würdenträger mitteilen, dass er die nämliche Würde "auch gegenwärtig" innehat? Tatsächlich spricht dieser unscheinbare Nebensatz dafür, dass wir eine zumindest geringfügig überarbeitete (oder von anderer Hand interpolierte) Fassung der Schrift vor uns haben.
Am ehesten handelte es sich um eine Stoffsammlung, um eine geordnete Darlegung des Geschehens als Stütze für den Vortrag vor der Kurie. Ilsung rechnete womöglich damit, dass ihm der eloquente Schulmeister Ulrich als Opponent gegenüberstünde und bereitete sich entsprechend gründlich vor.
Warum das Textchen später überarbeitet das Licht der Öffentlichkeit erblickte, lässt sich nicht sagen.
Zu dieser Ausgabe
- Grau hinterlegt sind im Text inserierte Briefe.
- Gelb hinterlegt sind Wörter im lateinischen Text, bei denen ein editorischer Eingriff gegenüber der Handschrift stattgefunden hat.
- Kursiv gesetzt sind Bibelzitate.
- Zwischen ‹› stehen sprachliche Ergänzungen, Lückenmarkierungen etc.
- Zwischen †† stehen überlieferte Wörter, die im jeweiligen Kontext offensichtlich sinnlos sind.
Die vorliegende Edition will auf Basis wissenschaftlicher Qualitätsstandards möglichst umfangreiche Erschließungsarbeit für die hier behandelten Texte leisten. Die Edition verfolgt dabei keine eigene Fragestellung, sondern will eine tragfähige Grundlage für zukünftige Beschäftigung jeder Art mit den beiden mittelalterlichen Schriften bieten.
Bislang waren beide Texte für all diejenigen, die nicht die Handschrift in Eichstätt einsehen wollten oder konnten, lediglich in frühneuzeitlichen (Teil-)Drucken zugänglich. Die Online-Ausgabe, die Sie vor sich sehen, will diesen Zustand ändern und dabei über die bisher geleistete Erschließung hinausgehen. Der überlieferte Text ist an manchen Stellen problematisch und lückenhaft. Für diese Stellen sollen die Probleme transparent gemacht und teilweise Emendationen vorgeschlagen werden. Der Editor geht von der Prämisse aus, dass es möglicht ist, dem Text, den es zum Zeitpunkt seiner Entstehung einmal gegeben haben dürften, näher zu kommen, als dies durch die bloße Transkription der erhaltenen Handschrift geleistet werden kann. Das heißt: Der Editor nimmt Texteingriffe vor.
Bislang waren beide Texte für all diejenigen, die nicht die Handschrift in Eichstätt einsehen wollten oder konnten, lediglich in frühneuzeitlichen (Teil-)Drucken zugänglich. Die Online-Ausgabe, die Sie vor sich sehen, will diesen Zustand ändern und dabei über die bisher geleistete Erschließung hinausgehen. Der überlieferte Text ist an manchen Stellen problematisch und lückenhaft. Für diese Stellen sollen die Probleme transparent gemacht und teilweise Emendationen vorgeschlagen werden. Der Editor geht von der Prämisse aus, dass es möglicht ist, dem Text, den es zum Zeitpunkt seiner Entstehung einmal gegeben haben dürften, näher zu kommen, als dies durch die bloße Transkription der erhaltenen Handschrift geleistet werden kann. Das heißt: Der Editor nimmt Texteingriffe vor.
Der lateinische Text
Konjekturprinzipien
Konjekturen wurden von Gretser (oder anderen) übernommen oder selbst im Text angelegt, wenn zwei Voraussetzungen gegeben waren:- Der überlieferte Text ist an der betreffenden Stelle sinnlos, entstellt oder in einer Weise grammatisch falsch, die darauf schließen lässt, dass es sich um einen Überlieferungsfehler und nicht um einen Irrtum des Autors handelt.
- Die vorgeschlagene Konjektur lässt sich paläographisch erklären und/oder ist durch Parallelstellen abgesichert.
Im Einzelfall sind editorische Entscheidungen im Kommentar besprochen.
Apparatgestaltung
- Mit || werden im Apparat Varianten derselben Textstelle getrennt.
- Streichungen/Korrekturen im Codex werden angegeben, wenn das gestrichene Wort im weitesten Sinne sinnvoll ist, die Korrektur länger ist oder in irgendeiner Weise bemerkenswert.
- Angegeben ist bei Korrekturen jeweils das ganze Wort, auch wenn nur ein Buchstabe im Codex korrigiert oder ergänzt wurde.
- Eindeutige Verschreibungen im Codex sind vermerkt.
Umgang mit frühneuzeitlichen Drucken
- Nicht-orthographische Abweichungen der frühneuzeitlichen Drucke sind angeführt. Obwohl man sich trefflich darüber streiten kann, wie sinnvoll es ist, noch die offensichtlichsten Druckfehler wie Fcclesiam oder hnmiliter zu vermerken, wurde hier Vollständigkeit angestrebt.
- Orthographische Varianten der Drucke sind in den Apparat aufgenommen, wo sie in irgendeiner Weise repräsentativ oder bemerkenswert erschienen. Letzteres war etwa der Fall, wenn der Codex eine nach heutigen Maßstäben klassische Schreibweise bewahrte, während der Druck das Wort unklassisch wiedergibt. Bspw. lesen wir im Codex clipeo, wo sich Gretser für clypeo entscheidet (Adl, Abs 117, Satzgr 282).
- Lesarten der Drucke im Apparat sind angeglichen: u und v wurden normalisiert, i und j genauso, diakritische Zeichen entfernt, Ligaturen aufgelöst (æ wird zu ae). & ist als et wiedergegeben. Wenn Lesarten in den Text übernommen wurden, ist ae als e wiedergegeben.
Umgang mit Abkürzungen
- Abkürzungen und Ligaturen wurden grundsätzlich aufgelöst.
- p̅ ist immer mit pre aufgelöst.
- Wenn Nasalstriche über einem Vokal vor einem Konsonant stehen, wird der assimilierte Konsonant eingesetzt: cōmendare wird so zu commendare, nicht zu conmendare.
Normalisierung
- Groß- und Kleinschreibung wurde nach heutigen Gepflogenheiten realisiert.
- t und c wurden meistens normalisiert.
- ii und y wurden meistens normalisiert.
- Getrennt- und Zusammenschreibung (huiusmodi vs. huius modi, postmodum vs. post modum usw.) wurde nach der Mehrzahl moderner Ausgaben gestaltet.
- Wenn das Wort insgesamt klar war, die Schreibweise wegen Undeutlichkeit mancher Buchstaben jedoch nicht zu hundert Prozent sicher festgestellt werden konnte, habe ich dazu tendiert, stillschweigend die "richtige" Schreibung vorauszusetzen.
Interpunktion
Die im Original zu findende Interpunktion wurde nicht übernommen. Die Zeichensetzung ist vollständig modern.Segmentierung
Der Text wurde in Sätze, Absätze und Satzgruppen gegliedert. Alles drei erfolgte nach heutigen, inhaltlichen Gesichtspunkten. Sätze und Satzgruppen stimmen häufig überein, manchmal umfasst eine Satzgruppe auch zwei oder mehr Sätze.Die Aufteilung in Seiten erfolgte aus rein technischen Gründen.
Die Übersetzung
- Zwischen {} stehen für das Deutsche notwendige oder verdeutlichende Satzbauergänzungen.
- Zwischen [] stehen sachliche Zusätze wie Namensnennungen im Deutschen.
Zitate und Anspielungen sind in der Übersetzung nur vermerkt, wo die Angabe für das Verständnis wichtig oder notwendig erschien. Gewisse Inkonsistenzen lassen sich bei einer solchen Vorgehensweise natürlich nicht vermeiden.
Der Kommentar
Der Kommentar versucht, in sachlicher Hinsicht alles zu vermerken, was hilfreich oder interessant sein könnte. Es wird versucht, sowohl für Fachleute als auch für Lai_innen relevante Informationen zu bieten. Damit der Kommentar im Text besser filterbar ist und schon vor dem Klick klar wird, was der entsprechende Eintrag beinhaltet, sind die Anmerkungen in vier Kategorien unterteilt und mit Symbolen versehen:
- Parallelstellen
- Sachliches
- Sprachliches
- Textkritik
Parallelstellen
Breiten Raum nimmt der Verweis auf Parallelstellen und knappe Informationen zu Phrasen und Formulierungen ein. Es geht dabei in den seltensten Fällen darum, zu beweisen, was im Text woher stammt, sondern darum zu zeigen, inwiefern Adelbert und Ilsung Anschluss an die Latinität ihrer Zeit hatten. Die Leser_innen sollen erfahren, welche Formulierung gängig war, für welche keine Parallelstelle gefunden werden konnte und welche Formulierung vielleicht nach einem Vorbild gebildet ist. Bei vielen Belegstellen wurde entweder nur deren Zahl oder pauschal die Tatsache ihrer Häufigkeit angegeben. Wo es möglich war, wurden eventuelle Vorbilder aufgelistet.
Die Entscheidung, ob eine Parallelstelle Vorlage oder Vorbild unseres Textabschnitts gewesen sein könnte, fiel dabei nach festgestellter Ähnlichkeit. Ein Abhängigkeitsverhältnis kann angenommen werden, wenn die Übereinstimmung kaum dem Zufall zuzurechnen ist und auch keine gängigen Wendung zugrunde liegt. Letzte Sicherheit lässt sich dabei allerdings nicht gewinnen.
Mit folgenden Symbolen wird dabei die eigene Einschätzung visualisiert:
Der Eintrag enthält wahrscheinliche Vorbildstellen.Die Entscheidung, ob eine Parallelstelle Vorlage oder Vorbild unseres Textabschnitts gewesen sein könnte, fiel dabei nach festgestellter Ähnlichkeit. Ein Abhängigkeitsverhältnis kann angenommen werden, wenn die Übereinstimmung kaum dem Zufall zuzurechnen ist und auch keine gängigen Wendung zugrunde liegt. Letzte Sicherheit lässt sich dabei allerdings nicht gewinnen.
Mit folgenden Symbolen wird dabei die eigene Einschätzung visualisiert:
Der Eintrag enthält mögliche Vorbildstellen.
Der Eintrag enthält unspezifische Parallelstellen.
Der Eintrag enthält allgemeine Informationen zur Phrase.
Wo mehrere Belege für eine Parallele gefunden wurden, habe ich dazu tendiert, diejenige auszuwählen, die Adelbert oder Ilsung gekannt haben könnten.
Die Zitate sind in der Regel nach der angegebenen Edition zitiert. Dadurch ergeben sich manchmal kleinere Abweichungen zu den eigenen, d.h in vorliegender Edition verwendeten, Prinzipien der Gestaltung lateinischer Texte.
Appendix: Regesten-Konkordanz zu den im Text enthaltenen Briefen
Um die Edition nicht mit Informationen zu überfrachten, sind bei den in der Relatio inserierten Texten am linken Rand jeweils nur die Druckorte angegeben. Die folgende Tabelle gibt daher eine Übersicht der Briefe und Dokumente im Text mit ihren jeweiligen Regesten-Nummern. Die Reihenfolge ist die des Textes.
Link zum Text | Sender und Empfänger | Incipit | Regest bei Jaffé | Regest bei Brackmann | Regest bei Heidingsfelder |
---|---|---|---|---|---|
Abs 1 | Abt Adelbert von Heidenheim an Bischof Eberhard II. von Bamberg | Licet occupationes vestras ex magna parte | - | - | - |
Abs 43 | Papst Eugen III. an Bischof Eberhard II. von Bamberg und Abt Adam von Ebrach | Bone memorie Gebehardus Eistetensis episcopus | ▶JL 9430, S. 69 | GP II,1 Nr. 4, S. 12 | Heidingsfelder 393, S. 125 |
Abs 54 | Bischof Eberhard II. von Bamberg an Papst Eugen III. | Sicut omnem plantationem, quam non plantavit | - | GP II,1 Nr. 6, S. 12 | - |
Abs 62 | Papst Eugen III. an Abt Adelbert und die Mönche in Heidenheim | Ad hoc nobis a deo pastoralis officii cura | ▶JL 9550, S. 77 | GP II,1 Nr. 7, S. 12-13 | Heidingsfelder 397, S. 126-127 |
Abs 70 | Papst Eugen III. an die Bischöfe Eberhard von Bamberg und Burchard von Eichstätt | Benedictus deus et pater domini nostri Iesu Christi | ▶JL 9551, S. 77 | GP II,1 Nr. 8, S. 13 | Heidingsfelder 397, S. 126-127 |
Abs 73 | Papst Eugen III. an Graf Gebhard von Eichstätt | Ad industriam nobilium et catholicorum principum | ▶JL 9552, S. 77 | GP II,1 Nr. 9, S. 13 | Heidingsfelder 397, S. 126-127 |
Abs 75 | Papst Eugen III. an Vogt Adelbert II. von Truhendingen | Veniens ad nos dilectus filius noster Adelbertus | ▶JL 9553, S. 77 | GP II,1 Nr. 10, S. 13 | Heidingsfelder 397, S. 126-127 |
Abs 78 | Papst Eugen III. an Erzbischof Heinrich von Mainz | Quod in ecclesiam Heidenheimensem clericos | ▶JL 9431, S. 69 | GP II,1 Nr. 5, S. 12 | Heidingsfelder 391, S. 123 |
Abs 89 | Die päpstlichen Legaten Bernhard und Gregor an den Eichstätter Elekten (Konrad I.) | Novellam plantationem Eugenii pape scilicet reformationem | - | GP II,1 Nr. 14, S. 14 | Heidingsfelder 404, S. 131 |
Abs 92 | Bischof Eberhard II. von Bamberg an Konrad I., den gewählten Bischof von Eichstätt | Panes propositionis, cum mutarentur, non nisi calidi ponebantur | - | - | Heidingsfelder 405, S. 131 |
Abs 107 | Papst Hadrian IV. an Abt Adelbert und die Mönche in Heidenheim | Quoniam sine vere cultu religionis nec caritatis unio potest | ▶JL 10084, S. 112 | GP II,1 Nr. 14, S. 14-15 | Heidingsfelder 409, S. 132 |
Danksagungen
Wenn die Digitale Edition eines Texts selbst geringeren Umfangs vom ersten Buchstaben der Handschrift bis zur Konfiguration des Webservers einem einzigen Forscher anvertraut ist, kann das ohne vielfältige kleine und größere Hilfe unterwegs nicht funktionieren.
Ich will zunächst der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die Förderung und Unterstützung des Projekts und die reibungslose Durchführung danken. Ohne die Projektfinanzierung gäbe es diese Edition nicht.
Die Förderung wiederum gäbe es nicht ohne die Unterstützung, die ich bei der Antragserstellung erhielt.
Zu danken ist hierbei zunächst Dr. Christofer Zwanzig, der mich von Anfang an ermutigte und mir vielfältige Tipps und Hinweise gab. Marco Blumhofer (jetzt Berlin) danke ich für die nicht nur philologische Korrektur des Antragstextes.
Dr. Ulrich Schmidt und Dr. Karl Augustin Frech (Regesta-Imperii-Arbeitsstelle Tübingen) haben den Antrag hinsichtlich papsthistorischer Aspekte unterstützt und mir später bei Datierungsfragen der inserierten Papstbriefe geholfen. Professor Gerhard Schmitz danke ich für die kritische Lektüre des Antrags und sein im weiteren Projektverlauf stets wohlwollendes Interesse am Fortgang der Arbeit.
Zu danken ist hierbei zunächst Dr. Christofer Zwanzig, der mich von Anfang an ermutigte und mir vielfältige Tipps und Hinweise gab. Marco Blumhofer (jetzt Berlin) danke ich für die nicht nur philologische Korrektur des Antragstextes.
Dr. Ulrich Schmidt und Dr. Karl Augustin Frech (Regesta-Imperii-Arbeitsstelle Tübingen) haben den Antrag hinsichtlich papsthistorischer Aspekte unterstützt und mir später bei Datierungsfragen der inserierten Papstbriefe geholfen. Professor Gerhard Schmitz danke ich für die kritische Lektüre des Antrags und sein im weiteren Projektverlauf stets wohlwollendes Interesse am Fortgang der Arbeit.
Von Anfang an verlassen konnte ich mich auf die kompetente und zuverlässige Mitarbeit meiner Hilfskräfte Lena Först und Anke Krüger, die anspruchsvolle Korrekturen von Transkription und Kollation, die Bibliographie und vieles andere erfolgreich übernahmen und meisterten.
Dr. Bruno Lengenfelder, dem Leiter des Diözesanarchivs Eichstätt, und seinen Mitarbeiter_innen danke ich für die Unterstützung während meines Archivaufenthalts in Eichstätt und die Veröffentlichungsgenehmigung meiner Digitalisate.
Dafür, dass sie die Veröffentlichung der Digitalisate der Eichstätter Handschrift in der Infrastruktur der Universitätsbibliothek Tübingen ermöglicht haben, danke ich Dr. Marianne Dörr, Dr. Wilfried Lagler, Olaf Brandt, Dr. Ingo Rohlfs und Ulrike Mehringer. Reinhard Pütz (Digitalisierungszentrum der UB Tübingen) hat mir darüber hinaus dankenswerterweise beim Bearbeiten der Aufnahmen geholfen.
Stets als fruchtbar empfand ich die Zusammenarbeit mit dem Tübinger eScience-Center. Insbesondere dessen Leiter Dr. Matthias Lang hat mir von der Antragsstellung an wichtige Unterstützung gewährt. Mit Fabian Schwabe und Kevin Körner habe ich viele anregende Fachgespräche geführt und dabei viel Rat erhalten. Das schnelle und unkomplizierte Hosting verdanke ich Dr. Steve Kaminski und Jens Gieseler. Vielen Dank hierfür!
Die Idee, Kommentareinträge in Kategorien einzuteilen und ein-/ausblendbar zu machen, geht auf die Zusammenarbeit mit Professor Matthias Bauer, PD Dr. Angelika Zirker und Timo Stösser vom Tübinger Projekt "Annotating Literature" zurück.
Ein von Dr. Marco Büchler in Göttingen geleiteter Workshop zum Thema "Text Re-use" half mir einzuschätzen, was hinsichtlich der automatischen Erkennung und "Messung" von Vorlagentexten möglich ist – und was nicht.
Wenn Nutzerführung und Oberfläche zumindest den geringsten Anforderungen entsprechen, so verdanke ich das hauptsächlich meinem Forschungsaufenthalt in Maynooth (Irland) und der großzügigen Hilfe der Kolleg_innen von "An Foras Feasa", die mich äußerst freundlich aufnahmen, mir viel Inspiration, Tipps und Hinweise zu Design und Usability gaben und am Ende teilweise als Tester zur Verfügung standen: Professor Susan Schreibman, Dr. Jennifer Kelly, Dr. Corina Moldovan, Dr. Linda Spinazzè, Karolina Badzmierowska, Richard Hadden, Shane A. McGarry, Clifford Robinson, Neale Rooney, Joshua D. Savage, Daniel Watson und allen anderen – thank you all so much!
Clemens Radl, einer der wenigen, die sich sowohl im Mittelalter als auch in der IT-Welt auskennen, versorgte mich mit MGH-Rohtexten und entscheidenden Tipps zur Gestaltung und Nutzerführung. Ihm und seinem Kollegen Dr. Bernd Posselt gilt mein herzlicher Dank!
Von meinen Tübinger Kolleg_innen will ich - stellvertretend für fast alle - diejenigen erwähnen, die es auf sich nahmen, meinen Usability-Test durchzuführen: Annette Grabowsky, Uwe Grupp, Christoph Haack, Johanna Jebe, Dorothea Kies, Marco Krätschmer, Christian Kübler, Petra Lang, Timo Lehnert, Luise Nöllemeyer, Dr. Warren Pezé und Christian Stadermann. Herzlichen Dank für Tipps und moralische Unterstützung!
Neben meinen IT-Hilfskräften Nikolaus Embgen und Philipp Müller waren es vor allem die Götter auf stackoverflow.com und all die hilfsbereiten Menschen auf der eXist-Mailing-Liste, insbesondere Adam Retter und Wolfgang Meier, die mir bei meinen zahlreichen technischen Schwierigkeiten zur Seite standen. Ich wäre ohne Hilfe hundertfach gescheitert. Vielen Dank dafür!
Sicherlich habe ich unabsichtlich viele zu erwähnen vergessen, die mir in Einzelfragen weiterhalfen, Feedback bei Vorträgen gaben und so fort, aber einen Dank werde ich hoffentlich nie vergessen: Ohne meinen akademischen Lehrer Professor Steffen Patzold gäbe es dieses Projekt nicht. Ohne sein Zuraten hätte ich keinen DFG-Antrag gestellt und ohne seine Hilfe wäre er gescheitert. Auch im Laufe des Projekts habe ich immer wieder von seinem Rat und seiner Unterstützung profitiert. Danke für alles!