Nachdem im letzten Kapitel bereits die verschiedenen Drucke vorgestellt wurden, sollen hier nun die erhaltenen Nachschriften behandelt werden. Dabei steht im Vordergrund der Betrachtung, was die Schreiber als solche charakterisiert, d. h. wie sie ihre Annotation angelegt haben, wie ihre Schrift aussieht, welche weiteren Eigenheiten sich feststellen lassen.
Einige Nachschriften sind, das wurde schon gesagt,1 mit anderen zu Sammelbänden gebunden. Eine Übersicht über die relevanten Sammelbände findet sich im Anhang. Sofern es Besitzereinträge in den Nachschriften oder dem jeweiligen Sammelband gibt oder die Provenienz bekannt ist, werden auch die entsprechenden Personen – meist sind sie mit den Annotatoren identisch – vorgestellt. Neben dem Druckjahr ist für jede Nachschrift auch die Vorlesung2 angegeben, der sie zuzuordnen ist, denn nicht immer stimmt beides überein.
Der Status einer Nachschrift, d. h. ob es sich dabei um eine direkte Mitschrift oder eine Abschrift handelt, ist schwer feststellbar. Selbst Fehler und Lücken sind kein hinreichender Beweis für das eine oder andere: Lücken und Hörfehler können aus Vorlagen übernommen sein. Da es denkbar ist, dass Annotatoren nur teilweise3 abgeschrieben haben, müssen Abschreibfehler nicht zwangsläufig darauf hindeuten, dass eine komplette Abschrift vorliegt, obwohl es wahrscheinlich ist. Die Einordnung der Nachschriften folgt mehr dem Gesamteindruck. Da die meisten Nachschriften demnach Abschriften zu sein scheinen und es recht unwahrscheinlich ist, dass uns ausschließlich Abschriften von Fremdvorlagen erhalten sein sollten, darf man sie in der Regel wohl für Reinschriften4 halten, also vermuten, dass die Schreiber von ihren eigenen Mitschriften abschrieben.
Da die in den Beschreibungen erwähnten Phänomene (Verweiszeichen, Lemmata, etc.) in Kapitel 6 behandelt werden, wird hier nicht näher darauf eingegangen.
Sammelband: Amberg, an 8. und letzter Stelle.
Bibliothek: Staatliche Bibliothek (Provinzialbibliothek) Amberg 999/2 Scr. Gr. et Rom. 35#angeb.7
Schreiber: Unbekannt.
Druckjahr: 1515, Druckvariante ille.
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist durchgängig, recht dicht und von einer Hand annotiert. Es gibt nur wenige Lemmata und keinen Index. Die Seite A3r trägt in der oberen rechten Ecke die Ziffer 2, sonst findet sich aber kein Hinweis auf Paginierung oder Foliierung. Im Text gibt es einige Unterstreichungen. Der Schreiber verwendet auch Verweiszeichen und -linien, aber nicht regelmäßig. Der obere Rand wurde abgeschnitten, einige Glossen sind daher nicht vollständig erhalten. Der Druck ist leicht wurmstichig.
Farben: Alles ist in schwarzer Tinte geschrieben, lediglich die Unterstreichungen im Text sind für gewöhnlich rot. Auf der Seite A2v ist der Beginn einer Marginalglosse rot geschrieben, und auf der Seite A3r findet man eine Stellenangabe ganz in roter Tinte, bei der es sich vielleicht um einen Nachtrag handelt.
Raumaufteilung: Der Platz am Rand ist ökonomisch genutzt, Grenzen zwischen den Marginalglossen sind leicht erkennbar, da der Schreiber die jeweils erste Zeile in der Regel durch eine andere Schrift markiert. Trennlinien zwischen den Marginalglossen sind dennoch oft zusätzlich vorhanden, zwischen Interlinearglossen gibt es keine Trennlinien. Die Außenränder sind deutlich zweispaltig angelegt, von der äußeren Spalte wird aber nur sehr selten Gebrauch gemacht.
Schriftbild: Die Schrift ist klein und schnörkelig, dabei aber sehr ordentlich und nur ganz wenig nach links geneigt. Die Zeilen tendieren manchmal leicht nach rechts oben. Der Schreiber setzt regelmäßig i-Punkte und u-Bögen, oft fehlen sie aber auch. Lemmata und die Anfänge der Marginalglossen sind in größerer und meist andersartiger Schrift gehalten.
Orthographisches: Der Annotator schreibt immer e, nie ę oder ae. Bei -ti- und -ci- benutzt er ausschließlich die Schreibung mit c. Groß- und Kleinbuchstaben sind in der Regel nicht unterschieden.
Sonstiges: In dem Druck finden sich keine griechisch geschriebenen Wörter, aber drei deutsche Glossen.
Status: Vermutlich Abschrift.
Sammelband: Berlin, an 5. Stelle.
Bibliothek: Staatsbibliothek Berlin 2″ Wp 5810
Schreiber: Unbekannt.
Druckjahr: 1515, Druckvariante illo (unkorrigiert).
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist durchgängig, relativ dicht, und von einer Hand annotiert. An einigen Stellen sieht es fast so aus, als stammten einige Marginalglossen von einer zweiten Hand, die Autopsie der Nachschrift hat allerdings ergeben, dass es sich um Nachträge desselben Annotators handelt, die vielleicht mit einer anderen Feder und größerem zeitlichem Abstand geschrieben wurden. Die Schrift ist hier etwas unordentlicher und scheint die ordentlicher geschriebenen Glossen zu berücksichtigen. Der Druck weist in der gesamten ersten Lage zahlreiche Lemmata auf, ein Index ist ihm allerdings nicht beigefügt. Auch findet sich keine Foliierung oder Paginierung. Verweistechniken setzt der Schreiber eher spärlich ein. Insgesamt ist die Annotation recht ordentlich durchgeführt. Es gibt keine Durchstreichungen oder Tintenkleckse, die auf Eile deuten könnten.
Farben: Der Schreiber hat hauptsächlich schwarze Tinte verwendet, nur einige Lemmata sind in roter Tinte geschrieben worden.
Raumaufteilung: Der Rand ist recht ökonomisch genutzt, die Marginalglossen sind durch deutlich erkennbare Zwischenräume getrennt. Die Außenränder sind zweispaltig angelegt. Allerdings ist die äußere Spalte dabei so eng, dass ihr Text teilweise in die innere Spalte greift. Vielleicht war die Anlage der äußeren Spalte eine nachträgliche Maßnahme, so dass nur noch wenig Platz übrig war.
Schriftbild: Die Schrift ist klein und gleichmäßig, die Buchstaben leicht nach rechts geneigt. Der Zeilenabstand innerhalb der Marginalglossen ist zum Teil sehr gering. Die Zeilen wirken äußerst gerade; an einigen Stellen tendieren sie leicht nach rechts unten. Der Schreiber lässt hier und da i-Punkte weg, u-Bögen kommen selten vor und sehen teilweise nicht aus wie Bögen, sondern eher wie zwei kleine Striche. In den oben erwähnten Nachträgen ist die Schrift unordentlicher; sie wirkt eilig, und die Zeilenabstände sind größer.
Orthographisches: Der Annotator schreibt nie ę oder ae, sondern immer e. Bei -ti- und -ci- wählt er immer die Variante mit c. Großbuchstaben begegnen lediglich am Beginn einer Marginalglosse, selbst Namen sind für gewöhnlich klein geschrieben.
Sonstiges: Es finden sich keine griechisch geschriebenen Wörter, aber die Nachschrift enthält acht deutsche Glossen.
Status: Vermutlich Abschrift.
Sammelband: Cambridge, an 1. Stelle.
Bibliothek: Cambridge University Library F151.b.1.2
Schreiber: Hermann Wagenfurer aus Hildesheim. Er wurde im Sommersemester 1514 an der Universität Leipzig immatrikuliert und im Wintersemester 1515/1516 zum Baccalaureus promoviert.5 Der Namenseintrag befindet sich auf der Seite A1r. Am unteren Rand rechts steht dort Hermannus Waghinfoyrer. Auf einem Blatt, das vor dem Druck in den Sammelband gebunden ist, lesen wir noch einen Besitzereintrag derselben Person: Hermannus Hildensem est possessor huius codicis. Dieser Eintrag bezieht sich also auf den ganzen Sammelband.
Druckjahr: 1515, Druckvariante ille.
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist durchgängig, dicht und von einer Hand annotiert. Lemmata finden sich nur vereinzelt, ein Index ist dem Druck nicht angefügt. Es ist keine Paginierung oder Foliierung vorhanden. Der Schreiber verwendet gerne Verweislinien für die Zuordnung der Marginalglossen. Er hat als einziger eine große Initiale an die dafür vorgesehene Stelle auf der Seite A2r gemalt.
Farben: Wagenfurer verwendet schwarze Tinte für die Annotation, lediglich die Lemmata sind rot geschrieben.
Raumaufteilung: Die Ränder sind ökonomisch genutzt, Grenzen zwischen den Marginalglossen sind manchmal durch einen geringen Zwischenraum angezeigt. Wo sie zu eng stehen, hat der Schreiber sich mit einer Trennlinie beholfen. Die Außenränder sind vermutlich nicht von Anfang an zweispaltig angelegt. Die äußere Spalte nimmt nur Lemmata auf, die innere Spalte ist sehr breit, und der Eindruck von einer zweispaltigen Anlage entsteht lediglich auf der Seite A3v, wo mehr als ein Lemma am äußeren Rand steht; auf anderen Seiten stehen die Lemmata zwischen den Marginalglossen. Dabei stellt die Lemmatisierung eine Nachbearbeitung dar: Die Lemmata in der zu engen äußeren Randspalte berücksichtigen die Marginalglossen in der inneren Randspalte. Trennlinien zwischen Interlinearglossen sind eher selten.
Schriftbild: Die Schrift ist klein, gleichmäßig, leicht nach rechts geneigt und sehr ordentlich. Die Zeilen in den Glossen mit geringer Zeilenlänge wirken gerade, lediglich in Marginalglossen, die über die ganze Seitenbreite geschrieben sind, wölben sie sich leicht nach oben. Der Schreiber setzt in der Regel i-Punkte, aber keine u-Bögen.
Orthographisches: Wagenfurer benutzt fast nie ae, manchmal und in der Regel richtig ę, schreibt jedoch ansonsten immer e. Er bevorzugt eindeutig -ti- gegenüber -ci-, auch dort, wo -ci- richtig wäre (z. B. benefitium). Namen schreibt er für gewöhnlich groß, nur selten beginnt er einen Namen mit Kleinbuchstaben. Auch das erste Wort in Marginalglossen schreibt er grundsätzlich groß.
Sonstiges: Vor der Seite A1r ist ein Blatt eingebunden, auf dem einiges steht, das nichts mit der Vorlesung zu tun hat. Dort steht auch ein deutsches Wort geschrieben. Die Nachschrift der Vorlesung enthält eine weitere deutsche Glosse, griechisch geschriebene Wörter tauchen dagegen nicht auf.
Status: Vermutlich Abschrift.
Sammelband: Halle-3, an 5. Stelle.
Bibliothek: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Halle AB 52799(5)
Schreiber: Unbekannt.
Druckjahr: 1520.
Vorlesung: Wenn es 1520 eine Vorlesung gab, dann müsste man ihr diese Nachschrift zuordnen. Wer eine solche Vorlesung gehalten haben mag, bleibt ungewiss.6
Gesamtbild: Der Druck ist recht dicht und von einer Hand annotiert. Eine Annotationslücke erstreckt sich von C2r, Z. 6 bis C2v, Z. 13. Die Rückseite des Blattes, das zwischen diesem und dem nächsten Druck in den Sammelband eingebunden ist, trägt Annotationen, die zu Pro Rege Deiotaro gehören. Es ist keine Lemmatisierung vorhanden, und dem Druck ist kein Index angefügt. Eine Paginierung oder Foliierung ist nicht vorhanden. In dem Exemplar finden sich keine Verweislinien oder Unterstreichungen.
Farben: Der Annotator verwendet durchgängig schwarze Tinte.
Raumaufteilung: Der Platz am Rand ist weitgehend ökonomisch genutzt. Grenzen zwischen Marginalglossen sind in der Regel durch einen Zwischenraum angezeigt und daher recht gut erkennbar. Interlinearglossen sind, auch wo sie eng stehen, nicht optisch voneinander getrennt. Die Außenränder sind durchgängig einspaltig angelegt. Unterstreichungen oder Verweislinien gibt es keine. Der Schreiber ordnet die Glossen per Platzierung zu. An einigen Stellen ist die Zuordnung durch wörtliche Angabe des kommentierten Textes nach der Glosse angezeigt.
Schriftbild: Die Schrift ist eher groß. Sie wirkt nicht eilig und ist relativ gleichmäßig. Die Buchstaben neigen sich leicht nach rechts, die Zeilen auch der längeren Glossen sind in der Regel gerade. Der Annotator setzt eher selten i-Punkte und u-Bögen, wobei im Vergleich die i-Punkte etwas seltener vorkommen.
Orthographisches: Der Schreiber verwendet meist bloßes e, ae und ę benutzt er selten. Caesar schreibt er fast ausnahmslos mit æ-Ligatur, die er ansonsten auch einige Male hyperkorrekt verwendet. Er unterscheidet nicht zwischen -ti- und -ci- und verwendet in diesen Verbindungen stets c. Namen und Wörter am Satzanfang (etwa am Beginn von Marginalglossen) schreibt er normalerweise groß. Für Deiotarus schreibt der Annotator manchmal Deioterus.
Sonstiges: Das Exemplar weist 23 deutsche Glossen und ein griechisches Wort in griechischer Schrift auf.
Status: Vermutlich Abschrift (Die Annotationslücke kann aus der Vorlage übernommen worden sein).
Sammelband: Gotha, an 5. Stelle.
Bibliothek: Forschungsbibliothek Gotha Mon. typ. 1515 2º 8
Schreiber: Unbekannt.
Druckjahr: 1515, Druckvariante illo (korrigiert).
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist durchgängig, sehr dicht und von einer Hand annotiert. Dieselbe Hand hat auf einem gesonderten Blatt am Ende des Druckes einen Stichwortindex beigefügt, der die vorhandenen Lemmata enthält und daher auch nur eine Seite einnimmt. Die Blätter sind, beginnend auf der Seite A2r, mit Zahlen von 1 bis 6 durchnummeriert; das Blatt mit dem Index trägt keine Nummer. Der Schreiber benutzt gern Verweislinien von den Marginalglossen auf die kommentierte Textstelle und kombiniert diese an einigen Stellen mit Verweiszeichen, z. T. auch mit Zahlen. Dieses Vorgehen gibt er ab A4r auf und verwendet nur noch Verweislinien. Viele Tintenkleckse und Durchstreichungen legen die Vermutung nahe, dass es sich hier um eine echte Mitschrift handelt.
Farben: Für die Lemmata wird rote Tinte verwendet, für alles andere schwarze.
Raumaufteilung: Der Platz am Rand ist nicht immer ökonomisch genutzt. Besonders auf den ersten Seiten sind die Marginalglossen so wenig voneinander abgesetzt, dass man ihre Dimensionen nicht auf den ersten Blick erkennen kann. Vermutlich deswegen hat der Schreiber oft Trennlinien zwischen den Marginalglossen eingefügt. Interlinearglossen sind fast immer durch senkrechte Striche getrennt. Auf der ersten Textseite (A2r) haben drei Marginalglossen keinen Platz mehr gefunden und wurden auf der vorherigen Seite (A1v) untergebracht. Die Außenränder sind normalerweise einspaltig, lediglich auf den Seiten A3v und B1v sind sie stellenweise zweispaltig, aber sicher nicht speziell so angelegt.
Schriftbild: Die Schrift ist relativ groß und beansprucht viel Platz. Sie wirkt eilig, bleibt aber dabei ziemlich gleichmäßig. Die Buchstaben neigen sich leicht nach rechts, und am jeweils rechten Blattrand tendieren die Zeilen geringfügig nach rechts unten. Bei Glossen, die über die volle Breite einer Seite gehen, weisen die Zeilen meist zusätzlich eine leichte Wölbung nach oben auf. Dass der Schreiber i-Punkte nicht setzt, kommt eher selten vor, u-Bögen werden nur etwas häufiger gesetzt als ausgelassen.
Orthographisches: Der Annotator schreibt stets bloßes e, nie ae oder ę. Er unterscheidet nicht zwischen -ti- und -ci- und verwendet in diesen Verbindungen stets c. Die Groß- und Kleinschreibung wirkt teilweise etwas willkürlich, was daran liegen mag, dass sich manche Groß- und Kleinbuchstaben nur geringfügig oder auch gar nicht in ihrer Gestalt unterscheiden. Namen sind manchmal groß geschrieben, manchmal klein. Fast immer groß geschrieben ist das erste Wort in einer Marginalglosse. Für Deiotarus schreibt der Annotator stets Deioterus, und für Scipio schreibt er Cipio. Ebenfalls durchgängig finden wir inquid für inquit.7
Sonstiges: Der Wortindex am Ende ist recht ungewöhnlich. Anders als bei Roth (Exemplar Z) sind hier nicht unbedingt Wörter aus dem Text aufgegriffen, sondern vielmehr die Anfänge oder der Inhalt einiger Marginalglossen, die bei weitem nicht vollständig erfasst sind. Die Auswahl scheint willkürlich, und der Umfang des Index ist nicht sehr groß. Der Schreiber benutzt seltener Abbreviaturen oder Abkürzungen als andere Schreiber. Das Exemplar weist eine deutsche Glosse, aber keine griechischen Wörter in griechischer Schrift auf.
Status: Möglicherweise direkte Mitschrift.
Sammelband: Hannover, an 3. Stelle.
Bibliothek: Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover Le 7079
Schreiber: Unbekannt.
Druckjahr: 1515, Druckvariante ille.
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist fast durchgängig, dicht und von einer Hand annotiert. Eine kleine Annotationslücke befindet sich auf der Seite B1r und umfasst die ersten fünfeinhalb Zeilen. Der Druck weist keine Lemmata und keinen Wortindex auf, ebenso findet sich keine Paginierung oder Foliierung. Der Schreiber benutzt gern Verweislinien und Verweiszeichen, um Marginalglossen zuzuordnen. Die Seiten zeigen geringfügigen Wurmfraß.
Farben: Die Annotation erfolgte ausschließlich mit schwarzer Tinte.
Raumaufteilung: Die Ränder sind ökonomisch genutzt worden. Dabei sind die Außenränder einspaltig angelegt. Wo sich zwischen den Marginalglossen nicht genügend Abstand ergibt oder der Absatz sich nicht deutlich zeigt, hat der Schreiber Trennlinien eingefügt.
Schriftbild: Die Schrift ist klein, gleichmäßig und ordentlich. Die Buchstaben sind leicht nach rechts geneigt. Die Zeilen der längeren Glossen wirken weitgehend gerade. Manchmal tendieren sie leicht nach rechts oben, seltener nach rechts unten. Zeilen, die über die ganze Seitenbreite gehen, sind leicht nach oben gewölbt. Der Schreiber setzt regelmäßig i-Punkte, u-Bögen sind sehr selten.
Orthographisches: Der Schreiber benutzt nie ae oder ę, sondern stets e. Bei -ti-/-ci- wählt er immer die Schreibung mit c. Er schreibt am Beginn von Marginalglossen und überhaupt von Sätzen gerne groß, Namen schreibt er jedoch in der Regel klein. Zu den Eigenheiten dieses Schreibers gehört, dass er f am Wortanfang oft verdoppelt (ffuit, ffacit8).
Sonstiges: In dem Exemplar finden sich keine deutschen Glossen oder griechisch geschriebenen Wörter.
Status: Vermutlich Abschrift (Die Annotationslücke kann aus der Vorlage übernommen worden sein).
Sammelband: —
Bibliothek: Universitätsbibliothek Leipzig Coll.Cic.18-s
Schreiber: Unbekannt.
Druckjahr: 1518.
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist durchgängig, dicht und von einer Hand annotiert. Er weist nur wenige Lemmata auf, und der Schreiber hat keinen Index angelegt. Eine Foliierung oder Paginierung ist nicht vorhanden. Der Einsatz von Verweislinien ist eher selten und dezent.
Farben: Der Schreiber verwendet schwarze Tinte für die Annotation, lediglich die Lemmata sind in roter Tinte geschrieben.
Raumaufteilung: Die Ränder sind ökonomisch genutzt und die Grenzen zwischen den Marginalglossen durch Zwischenräume gut erkennbar, wobei allerdings die sehr großen Anfangsbuchstaben in den Marginalglossen zur Erkennbarkeit beitragen. Gelegentlich verwendet der Annotator zusätzlich Trennlinien. Zwischen Interlinearglossen kommen keine Trennlinien vor. Die Außenränder sind einspaltig angelegt, nur vereinzelt finden sich hier Glossen nebeneinander.
Schriftbild: Die Schrift ist klein, gleichmäßig und ordentlich. Die Buchstaben sind leicht nach rechts geneigt, die Zeilen in den Marginalglossen wirken gerade. Der Schreiber setzt regelmäßig i-Punkte und u-Bögen, aber nicht immer.
Orthographisches: Der Annotator verwendet nie ae oder ę, sondern immer bloßes e. Er unterscheidet meist richtig zwischen -ti- und -ci-. Namen schreibt er für gewöhnlich groß, ebenso das erste Wort in Marginalglossen, wo der Großbuchstabe gleichsam eine Initiale darstellt.
Sonstiges: Das Widmungsgedicht (Seite A1r) wurde mit Unterstreichungen und vielen Lemmata versehen. Außerdem ist vermutlich der Preis für den Faszikel über dem Widmungsgedicht vermerkt. Unter dem Kolophon findet man eine Datierung, wohl der Annotation: Lypzii anno 19 in die p in auspicatu pestilentialis emporii. Es finden sich sechs deutsche Glossen in dem Exemplar und ein griechisch geschriebenes Wort.
Status: Eindeutig eine Abschrift: Die Vorlesung ist den Annotationen nach die des Aubanus (1515), gedruckt wurde das Exemplar 1518, die Annotation stammt von 1519. Der Annotator benutzte vermutlich eine Fremdvorlage.
Sammelband: Leipzig-DBSM, an 2. Stelle.
Bibliothek: Deutsches Buch- und Schriftmuseum Leipzig Bö-M 128
Schreiber: Sebald Münsterer (*1495 Nürnberg; † 26.10.1539 Wittenberg). Er wurde im Sommersemester 1515 an der Universität Leipzig immatrikuliert. Im Sommersemester 1516 wurde er zum Baccalaureus promoviert, im Wintersemester 1518/19 zum Magister. Im Jahr 1520 bezog er die Universität Wittenberg. Dort wurde er 1527 zum Doctor iuris promoviert und wurde 1530 Professor für Jura.9 Der Namenseintrag in der Hand des Annotators befindet sich auf der Seite A1r des Druckes In Pisonem im selben Sammelband.
Druckjahr: 1515, Druckvariante illo (korrigiert).
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist durchgängig, dicht und von einer Hand annotiert. Es gibt einige Lemmata, aber keinen Index. Es ist auch keine Foliierung oder Paginierung vorhanden. Münsterer benutzt oft Verweislinien und/oder Verweiszeichen. Die Annotation wirkt nicht so ordentlich wie etwa die der Exemplare C, L oder U.
Farben: Münsterer hat für die Annotation zwei Farben gewählt: rote Tinte für die jeweils erste Zeile der Marginalglossen, schwarze Tinte für alles andere. An einigen Stellen im Druck ist dieses System nicht zur Anwendung gekommen, besonders gegen Ende hin. Dort finden sich dann allerdings oft Unterstreichungen in roter Tinte, manchmal sind sogar Marginalglossen komplett rot unterstrichen.
Raumaufteilung: Die Ränder sind in vielen Fällen vollständig beschrieben, was auf die Größe der Schrift zurückzuführen sein dürfte. Grenzen zwischen den Marginalglossen sind, wo die erste Zeile mit roter Tinte geschrieben ist, gut erkennbar. Die Außenränder sind einspaltig angelegt. Vereinzelt kommt es zwar vor, dass Glossen nebeneinander stehen, aber das betrifft nur ein begrenztes Gebiet (vielleicht sollte so ermöglicht werden, dass Glossen etwa auf der Höhe der entsprechenden Textstellen beginnen können). Interlinearglossen sind oftmals durch Striche voneinander getrennt, wo sie räumlich eng zusammenstehen.
Schriftbild: Die Schrift ist recht groß und relativ gleichmäßig, die Buchstaben sind leicht nach rechts geneigt. Die Zeilen der Marginalglossen tendieren oft ganz leicht nach rechts oben. i-Punkte setzt Münsterer etwa so oft wie er sie auslässt, u-Bögen schreibt er noch etwas seltener.
Orthographisches: Münsterer schreibt nie ae oder ę, sondern immer e. Bei -ti- und -ci- verwendet er fast immer die Schreibart mit c. Namen schreibt er stets groß, Anfänge von Marginalglossen ebenfalls. Dass er in der Glosse zu B2r 5, 11 Censorem »Medello« für »Metello« schreibt, mag auf seinen Dialekt zurückzuführen sein – oder auf den des Aubanus.10
Sonstiges: Münsterer ist der einzige, der zwei Tintenfarben in der Weise einsetzt, dass jeweils die erste Zeile einer Marginalglosse rot geschrieben ist: auch bei Worttrennung wechselt die Farbe. Münsterers Nachschrift ist eine von zweien, die enorm viele (133) deutsche Glossen aufweisen.11 Auch griechisch geschriebene Wörter kommen bei Münsterer vor.
Status: Vielleicht Mitschrift.
Sammelband: Nürnberg, an 5. Stelle.
Bibliothek: Stadtbibliothek Nürnberg 4 an Phil 167.2º
Schreiber: Unbekannt. Exlibris Georg Palma (1543–1591). Palma war ab 1568 Stadtarzt in Nürnberg. Er dürfte mit Joachim Camerarius d. J. (ebenfalls Stadtarzt in Nürnberg) und vermutlich auch mit dessen Vater bekannt gewesen sein. Da er den Beginn seiner Studienzeit in Wittenberg verbrachte, hatte er jedoch gewiss auch Verbindung zu weiteren Personen, die Aubanus noch persönlich als Lehrer erlebt haben könnten.12 Woher er den Druck hatte und wer diesen annotiert hat,13 ist nicht bekannt.
Druckjahr: 1515, Druckvariante illo (korrigiert).
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist durchgängig, dicht und von einer Hand annotiert. Obgleich sich bis einschließlich der Seite B2r einige Lemmata auf jeder Seite finden, ist dem Druck kein Index angefügt. Eine Paginierung oder Foliierung ist nicht erkennbar. Der Schreiber hat regelmäßig Verweislinien oder -zeichen benutzt und Unterstreichungen im gedruckten Text und im Glossentext vorgenommen.
Farben: Die Annotation ist wohl zunächst in schwarzer Tinte geschrieben worden. Rote Tinte hat der Schreiber aber für die Lemmata verwendet. Auch die Überschriften der Argumenta, einige Nachträge und Korrekturen sowie Unterstreichungen im gedruckten Text und im Glossentext sind in roter Tinte gehalten. Ab der Seite B2v sind jedoch keine Lemmata und Unterstreichungen mehr vorhanden, so dass dort auch keine rote Tinte mehr für die Annotation verwendet wurde.
Raumaufteilung: Die Ränder sind dort, wo die Annotation besonders umfangreich ist, fast vollständig beschrieben. Grenzen zwischen den Marginalglossen lassen sich teils recht gut erkennen, weil der Schreiber stets mit einem Großbuchstaben beginnt, auf den dichter beschriebenen Seiten sind die Grenzen allerdings weniger deutlich. Die roten Unterstreichungen einiger ganzer Glossen mögen dazu gedacht gewesen sein, einen Kontrast herzustellen. Interlinearglossen sind dort, wo sie eng beieinanderstehen, nicht selten durch Striche getrennt. Die Außenränder sind einspaltig angelegt. Es kommt nur vereinzelt vor, dass Glossen dort nebeneinanderstehen.
Schriftbild: Die Schrift ist recht groß und gleichmäßig, die Buchstaben sind leicht nach rechts geneigt. Während es nicht so aussieht, als habe der Schreiber Eile gehabt, machen die vielen, nicht mit Lineal gezogenen Unterstreichungen im Text und tw. auch in den Glossen das Gesamtbild unruhig. Die Zeilen in längeren Glossen sind insgesamt sehr gerade, tendieren nur vereinzelt ganz leicht nach rechts oben oder rechts unten. Der Schreiber setzt meistens i-Punkte und u-Bögen, wobei letztere oft fast wie Kreise aussehen. Er ist der einzige unter den Annotatoren, der häufig auch das n durch einen kleinen nach unten geöffneten Haken über dem Buchstaben anzeigt.
Orthographisches: Der Annotator schreibt weder ae noch ę, er verwendet stets nur e. Bei -ti- und -ci- wählt er immer die Variante mit c, außer wenn ein c vorausgeht (z. B. actionibus). Am Beginn von Marginalglossen und generell am Satzanfang schreibt er gerne groß, auch an anderen Stellen verwendet er – anscheinend unmotiviert – oft Großbuchstaben. Eine Eigenheit dieses Schreibers ist, dass er die Abbreviatur für -is auch als eine Art Universalabbreviatur benutzt, was sonst kein anderer Schreiber tut.
Sonstiges: Auf den Seiten A4r und B1v steht jeweils eine Marginalglosse am äußeren Rand quer zum Text. Dazu hat der Schreiber das Blatt jeweils um 90 Grad nach links gedreht. Die Technik, Glossen quer zu orientieren, ist sonst nur vom Schreiber des Exemplars Q bekannt. Im Widmungsgedicht ist der Vers Moribus antiquis, pręsentibus utere verbis rot angestrichen. Die Nachschrift enthält sieben deutsche Glossen. Griechisch geschriebene Wörter kommen nicht vor.
Status: Vermutlich Abschrift.
Sammelband: Coburg, an 3. Stelle.
Bibliothek: Landesbibliothek Coburg Inc 18\#3
Schreiber: Unbekannt.
Druckjahr: 1518.
Vorlesung: Lyranus (1518).
Gesamtbild: Der Druck ist durchgängig und von einer Hand annotiert, aber die Annotation ist nicht sehr dicht: Die meisten Marginalglossen, die auch andere Exemplare haben, sind zwar vorhanden, aber besonders Interlinearglossen finden sich in relativ geringer Zahl. Es gibt nur ein paar verstreute Lemmata, ein Index fehlt, ebenso wie eine Paginierung oder Foliierung. Der Schreiber benutzt oft Verweislinien und hat an einigen Stellen gedruckten Text unterstrichen.
Farben: Für die Annotation wurde ausschließlich schwarze Tinte verwendet.
Raumaufteilung: Die Ränder sind weitgehend ökonomisch genutzt, Grenzen zwischen den Marginalglossen aber manchmal nicht auf den ersten Blick erkennbar. An einigen Stellen hat der Annotator daher Trennlinien gezogen. Die Außenränder sind ursprünglich einspaltig angelegt. Nur vereinzelt stehen Glossen dort nebeneinander. Ab der Seite A3v ist auch der schmale Außenrand beschrieben, der vielleicht zunächst als Puffer für Beschädigungen der Seite gedacht war.
Schriftbild: Die Schrift ist weder besonders groß noch besonders klein, gleichmäßig und wirkt nicht eilig. Die Buchstaben sind nach rechts geneigt. Die Zeilen in den längeren Glossen tendieren manchmal leicht nach rechts oben, sind ansonsten aber meist waagerecht. i-Punkte setzt der Schreiber genauso oft, wie er sie auslässt, ebenso die u-Bögen, die bei ihm keine Bögen sind, sondern zwei kleine Striche.
Orthographisches: Der Annotator schreibt für ae gelegentlich ę, oft aber auch bloßes e. -ti- und -ci- unterscheidet er in der Regel richtig. Ähnlich wie der Schreiber des Exemplars G schreibt er in dem Namen Deiotarus immer e für a, und außerdem meist tt, also Deiotterus. Namen und die Anfänge von Marginalglossen schreibt der Annotator immer groß.
Sonstiges: Die Annotation bietet keine deutschen Glossen oder griechisch geschriebenen Wörter.
Status: Vermutlich Abschrift.
Sammelband: Bamberg-1, an 9. Stelle.
Bibliothek: Staats- und Stadtbibliothek Bamberg 22/Inc.typ.M.I.7#8
Schreiber: Johannes Kaufmann aus Feucht (Mittelfranken). Der Besitzereintrag findet sich am unteren Rand der Seite A1r des Druckes In Pisonem 1516 aus dem gleichen Sammelband in der Hand des Annotators. Kaufmann wurde im Sommersemester 1515 an der Universität Leipzig immatrikuliert und im Wintersemester 1516/17 zum Baccalaureus promoviert.14 Er hat seinen Namen doppelt eingetragen. Einmal lesen wir: Johannes Kauffman ex Feycht, rechts daneben in etwas größerer und leserlicherer Schrift: Johannes Kauffman de Feucht. In Pro Rege Deiotaro steht am unteren Rand rechts auf der Seite B2r der Name Conradus Schul. Konrad Schul wurde ebenfalls im Sommersemester 1515 an der Universität Leipzig immatrikuliert und im Sommersemester 1516 zum Baccalaureus promoviert.15 Er ist vielleicht der Vorbesitzer gewesen.16 Dass ein Besitzereintrag mitten im Druck auftaucht, ist allerdings ungewöhnlich.
Druckjahr: 1515, Druckvariante ille.
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist durchgängig, relativ dicht und von einer Hand annotiert. Lemmata und ein Index finden sich nicht. Des weiteren ist keine Paginierung oder Foliierung vorhanden. Wo die Ränder sehr dicht beschrieben sind, benutzt der Annotator Verweislinien für die Zuordnung der Marginalglossen. Im gedruckten Text gibt es einige Unterstreichungen.
Farben: Die Glossen sind ausschließlich mit schwarzer Tinte geschrieben.
Raumaufteilung: Die Ränder sind ökonomisch genutzt worden. Grenzen zwischen den Marginalglossen sind recht leicht erkennbar, da der Schreiber meist sogar relativ große Zwischenräume lässt. Auf der recht dicht beschriebenen Seite A2r, wo die Zwischenräume gering sind, dienen die Verweislinien als Anhaltspunkt. Die Außenränder sind einspaltig angelegt.
Schriftbild: Die Schrift ist klein, gleichmäßig und ordentlich, aber sehr schwer lesbar. Die Buchstaben sind nach rechts geneigt. Die Zeilen in den längeren Glossen sind meist waagerecht und tendieren nur manchmal leicht nach rechts oben oder rechts unten. Kaufmann setzt fast immer i-Punkte, u-Bögen dagegen seltener.
Orthographisches: Kaufmann schreibt nie ae, sondern fast immer bloßes e und nur sehr selten ę. Bei -ti- und -ci- wählt er stets die Schreibung mit c. Namen und die Anfänge von Marginalglossen sind immer groß geschrieben.
Sonstiges: In diesem Exemplar gibt es keine deutschen Glossen oder griechisch geschriebenen Wörter.
Status: Vermutlich Abschrift.
Sammelband: Regensburg-1, an 15. Stelle.
Bibliothek: Staatliche Bibliothek Regensburg 999/2Class.228o
Schreiber: Unbekannt.
Druckjahr: 1515, Druckvariante ille.
Vorlesung: Lyranus (1518).
Gesamtbild: Der Druck ist durchgängig und von einer Hand annotiert. Die Annotation ist gerade im Bereich der Interlinearglossen nicht so dicht wie in den meisten anderen Exemplaren, aber dichter als im Exemplar O. Es finden sich einige Lemmata, ein Index ist dem Druck jedoch nicht angefügt. Der Annotator hat eine Foliierung mit arabischen Ziffern vorgenommen. Auf der Seite A1r fehlt allerdings die Zahl 1. Der gedruckte Text wurde an einigen Stellen mit Unterstreichungen versehen. Verweislinien oder -zeichen benutzt der Schreiber nicht.
Farben: Der Schreiber hat ausschließlich schwarze Tinte für die Annotation verwendet.
Raumaufteilung: Die Ränder sind ökonomisch genutzt worden. Grenzen zwischen den Marginalglossen sind durch die deutlichen Zwischenräume gut erkennbar. Die Außenränder sind teilweise zweispaltig angelegt, dem liegt jedoch kein System zugrunde: Während andere Schreiber die äußere Spalte ausschließlich für Lemmata nutzen, befinden sich in diesem Exemplar auch oft Marginalglossen dort, wobei Lemmata auch den ganzen Rand einnehmen oder in der inneren Spalte stehen können.
Schriftbild: Die Schrift ist nicht sehr klein, sie ist gleichmäßig, und die Buchstaben sind leicht nach rechts geneigt. Die Zeilen in längeren Glossen sind meist waagerecht, ab und zu tendieren sie jedoch nach rechts oben. Der Schreiber setzt fast immer i-Punkte; u-Bögen, die meist eher wie zwei kleine Striche aussehen, setzt er zumindest regelmäßig.
Orthographisches: Der Annotator schreibt nie ae und selten ę, sondern meist bloßes e. Er unterscheidet in der Regel richtig zwischen -ti- und -ci-. Für gewöhnlich schreibt er Namen und die Anfänge von Marginalglossen groß.
Sonstiges: Auf den Seiten A2r und A3r hat der Schreiber je eine Glosse quer zu den anderen Glossen gesetzt, indem er das Blatt um 90 Grad nach rechts (A2r) bzw. links (A3r) gedreht hat. Das einzige andere Exemplar, in dem wir quer geschriebene Glossen finden, ist Exemplar N. Es gibt in der Nachschrift zwei deutsche Glossen, aber keine griechisch geschriebenen Wörter. In diesem Exemplar häufen sich Fehler, die nur auf eine Abschreibsituation zurückgeführt werden können.
Status: Wahrscheinlich Abschrift (wegen der deutlichen Abschreibfehler). Der Annotator dürfte eine Fremdvorlage benutzt haben.17
Sammelband: Regensburg-2, an 1. Stelle.
Bibliothek: Staatliche Bibliothek Regensburg 999IM/2Inc.302
Schreiber: Unbekannt.
Druckjahr: 1515, Druckvariante illo (korrigiert).
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist durchgängig, recht dicht und von einer Hand annotiert. Verweislinien vom Text zu den Marginalglossen finden sich selten. Der Schreiber bevorzugt zur Verdeutlichung der Zugehörigkeit die Methode, gegebenenfalls an der betreffenden Stelle interlinear mit der Glosse zu beginnen und sie am Rand fortzusetzen, was freilich aufgrund der Schreibrichtung nur am rechten Rand möglich ist.
Farben: Für die Lemmata hat der Schreiber rote Tinte, für den restlichen Text schwarze Tinte verwendet.
Raumaufteilung: Die Ränder sind in der Regel einspaltig beschrieben, auch wenn Lemmata auftauchen. Lediglich auf drei Seiten finden sich ein paar Lemmata in einer zusätzlichen Spalte am äußeren Rand (A2v, B1v, B2r). Die Glossen sind weitgehend durch Zwischenräume voneinander abgesetzt, nur an Stellen, wo sie sich häufen, sind die Grenzen auf den ersten Blick nicht erkennbar. Umfangreichere Interlinearglossen sind oft zweizeilig geschrieben. Auch dort, wo Marginalglossen interlinear begonnen werden, hat der Schreiber zweizeilig gearbeitet.
Schriftbild: Die Schrift ist ziemlich flach und klein, klar gegliedert und nach rechts geneigt. Manche Ober- und Unterlängen sind recht ausgeprägt, etwa bei p, q, s und der Ligatur für -us; Großbuchstaben sind hier und da deutlich größer als die sie umgebenden Kleinbuchstaben. Oft fallen die Zeilen leicht nach rechts ab. i-Punkte setzt der Schreiber meistens, u-Bögen selten. Sehr speziell ist die Schreibung des Doppelkonsonanten cc: Der Schreiber zieht den oberen Teil des ersten c gleich in doppelter Länge durch und fügt dann den Abstrich des zweiten c in die Mitte ein. Dabei beginnt die senkrechte Linie stets über der Querlinie, so dass die Verbindung mehr nach ct als nach cc aussieht.
Orthographisches: Der Schreiber bemüht sich sehr um die Orthographie und ist dabei an einigen Stellen hyperkorrekt. Er unterscheidet oft richtig zwischen e und ae bzw. ę, schreibt z. B. stets Caesar, aber auch so gut wie immer caeteri statt ceteri. -ti- und -ci- hält der Schreiber meist richtig auseinander. Allerdings schreibt er – wie die meisten anderen auch – für condicio stets conditio. Für cu schreibt er gerne quu, z. B. quum statt cum oder sequutum statt secutum.
Sonstiges: Der Schreiber gehört anscheinend zu den fleißigeren Studenten, die oft mehr als ein Synonym für ein Wort notieren, wo andere sich wesentlich kürzer fassen. Eine weitere Spezialität sind die zwischen den Zeilen begonnenen Marginalglossen und überhaupt eine Tendenz, alles, was zwischen den Zeilen Platz findet, auch dort unterzubringen. Der Druck enthält keine deutschen Glossen oder griechisch geschriebenen Wörter.
Status: Vielleicht Abschrift.
Sammelband: Zeitz, an 10. Stelle.
Bibliothek: Stiftsbibliothek Zeitz Poet. fol. 22
Schreiber: Ein Mann namens Nicolaus. Zumindest ist das der Name, der auf der Seite A1r dieses Druckes rechts unten in der Hand des Annotators geschrieben steht. Ob es sich um den Nachnamen oder Vornamen des Schreibers handelt, ist nicht sicher. Vielleicht ist der Nachname wahrscheinlicher. Dennoch ist diese Information zu wenig, um einen der Männer dieses Namens, die um 1515 an der Universität Leipzig immatrikuliert waren, mit dem Annotator zu identifizieren. Sicher ist aber, dass es sich bei dem Schreiber des Namenseintrags um den Annotator dieses Druckes und noch weiterer Drucke aus dem Sammelband Zeitz handelt. Vorbesitzer des Druckes scheint ein gewisser Friedrich Frosch aus Goldkronach (Oberfranken) gewesen zu sein, der sich im Sommersemester 1515 an der Universität Leipzig immatrikulierte und im Sommersemester 1516 zum Baccalaureus promoviert wurde.18 Er verewigte sich oben auf derselben Seite in der Mitte als Fredericus (Foedericus?) Rana de goltcronach.
Druckjahr: 1515, Druckvariante illo (korrigiert).
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist durchgängig, dicht und von einer Hand annotiert. Es gibt einige Lemmata, aber keinen Index. Eine Paginierung oder Foliierung ist nicht vorhanden.
Farben: Die Annotation wurde mit schwarzer Tinte durchgeführt, Lemmata sind aber oft rot geschrieben oder rot unterstrichen.
Raumaufteilung: Die Ränder wurden ökonomisch genutzt. Grenzen zwischen den Marginalglossen sind durch Abstand gekennzeichnet und daher gut erkennbar. Die Außenränder sind einspaltig angelegt.
Schriftbild: Die Schrift ist sehr klein, gleichmäßig und ordentlich, die Buchstaben sind nach rechts geneigt. Die Zeilen in längeren Glossen sind weitgehend waagerecht. i-Punkte und u-Bögen setzt der Schreiber regelmäßig.
Orthographisches: Der Annotator schreibt nie ae oder ę, sondern stets e. Bei -ti- und -ci- wählt er immer die Schreibung mit c. Namen schreibt er groß, wie auch die Anfänge von Marginalglossen, wo die Großbuchstaben fast als Initialen zu bezeichnen sind. Eine Eigenheit dieses Schreibers ist, dass er als Abkürzungen öfter die Hochstellung von Wortendungen verwendet, fet für fecit19 oder auch Teile im Wort hochstellt, monunta für monumenta.20
Sonstiges: Die Nachschrift enthält eine deutsche Glosse, griechisch geschriebene Wörter kommen jedoch nicht vor.
Status: Wahrscheinlich Abschrift.
Sammelband: Göttingen, an 2. Stelle.
Bibliothek: Universitätsbibliothek Göttingen 4 AUCT LAT II, 1833
Schreiber: Die erste Seite des Druckes In Pisonem aus demselben Sammelband trägt einen Besitzervermerk: Andreas Altipolitanus. Die Person konnte aber bisher nicht identifiziert werden.
Druckjahr: 1518.
Vorlesung: Lyranus (1518).
Gesamtbild: Der Druck ist dicht und von einer Hand annotiert. Eine kleine Annotationslücke erstreckt sich von B2r, Z. 30 bis B3r, Z. 3. Lemmata und ein Index sind nicht vorhanden, auch keine Paginierung oder Foliierung. Der Annotator setzt gern Verweiszeichen in Form von Zahlen ein. Die Ränder sind nach der Annotation stark beschnitten worden: Am äußeren Rand fehlen den Marginalglossen oft Stücke im Umfang von vier bis sechs21 Buchstaben pro Zeile.
Farben: Die Annotation ist ausschließlich in schwarzer Tinte gehalten.
Raumaufteilung: Die Ränder sind ökonomisch genutzt worden. Grenzen zwischen den Marginalglossen sind bei sehr dichter Annotation am Rand manchmal schwer zu erkennen, ansonsten ist meist genug Raum zwischen den Glossen. Zudem schreibt der Annotator zu Beginn der Marginalglossen oft etwas größer. Die Außenränder sind einspaltig angelegt.
Schriftbild: Die Schrift ist weder besonders klein noch besonders groß, gleichmäßig und wirkt nicht eilig. Die Buchstaben sind nach rechts geneigt. Die Zeilen in längeren Glossen tendieren oft leicht nach rechts oben oder rechts unten und sind bei Glossen, die über die ganze Seitenbreite gehen, manchmal nach oben gewölbt. i-Punkte setzt der Annotator fast immer, u-Bögen seltener, aber regelmäßig.
Orthographisches: Der Annotator schreibt nie ae oder ę, sondern immer bloßes e. -ti- und -ci- unterscheidet er in der Regel richtig. Am Anfang von Marginalglossen schreibt er groß, Namen beginnen bei ihm oft mit Kleinbuchstaben.
Sonstiges: Es gibt in der Nachschrift sechs deutsche Glossen. Griechisch geschriebene Wörter kommen nicht vor.
Status: Vermutlich Abschrift.
Sammelband: München-1, an 6. Stelle.
Bibliothek: Bayerische Staatsbibliothek München Res/2 A.lat.a 244 a#Beibd.5
Schreiber: Vermutlich ein Herr v. Pienzenau. Auf einer Seite, die nach diesem Druck in den Sammelband eingebunden ist, befindet sich eine Zeichnung. Dort ist ein Edelmann mit einer Art Streitaxt abgebildet, auf deren Schaft der Zeichner die Worte penczenaur mit dem namen geschrieben hat. Da die Schrift der des Annotators nicht unähnlich sieht und der nächste Druck im Sammelband auch von derselben Hand annotiert ist wie Pro Rege Deiotaro, darf man annehmen, dass es sich bei dem Zeichner eben um den Annotator handelt. Dieser entstammte also wahrscheinlich der Familie der Pienzenauer, einem alten Rittergeschlecht mit Stammsitz in Pienzenau bei Miesbach (Bayern).22 Dass wir ihn nicht in der Leipziger Matrikel finden, muss nicht zwangsläufig heißen, dass er nicht an der Universität Leipzig studierte. Die Eintragung in die Matrikel war zwar Bestandteil der Immatrikulation23, aber sie war unter gewissen Umständen nicht zwingend notwendig.24
Druckjahr: 1515, Druckvariante ille.
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist dicht und von einer Hand annotiert. Eine kleine Annotationslücke erstreckt sich von Z. 23 bis 28 auf der Seite A3v. Es gibt auf den ersten zwei Textseiten einige Lemmata, jedoch ist dem Druck kein Index angefügt. Eine Paginierung oder Foliierung ist nicht vorhanden. Der Annotator benutzt für die Zuordnung der Marginalglossen gern Verweislinien, von denen einige zweifarbig oder sogar verziert sind.25 Großbuchstaben im Text hat er rot verziert, die erste Zeile in Marginalglossen rot unterstrichen. Auch im gedruckten Text finden sich Unterstreichungen. Interlinearglossen sind grundsätzlich durch Trennlinien begrenzt.
Farben: Die Annotation ist in schwarzer Tinte geschrieben. Rote Tinte hat der Schreiber für Lemmata verwendet, für die Verzierung von Großbuchstaben im Text und ebenfalls für Unterstreichungen und Verweislinien, die manchmal sogar zweifarbig sind, all dies aber nur auf den ersten zwei Seiten. Bereits etwa das letzte Drittel der Seite A2v trägt keine Annotationen in roter Tinte mehr (von Klecksen abgesehen).
Raumaufteilung: Die Ränder wurden ökonomisch genutzt. Grenzen zwischen den Marginalglossen sind durch Zwischenräume gekennzeichnet. Bei sehr großer Annotationsdichte hat der Schreiber Trennlinien gezogen. Die Außenränder sind auf den ersten Seiten zweispaltig angelegt. In der äußeren Spalte stehen Lemmata. Auf späteren Seiten, wo der Annotator die Lemmatisierung aufgegeben hat, ist der äußere Rand viel schmaler, also ist dort vermutlich keine zweispaltige Anlage mehr gegeben.
Schriftbild: Die Schrift ist klein, gleichmäßig und wirkt nicht eilig. Die Buchstaben sind leicht nach rechts geneigt. i-Punkte und u-Bögen setzt der Annotator in der Regel immer. Die Zeilen der Marginalglossen sind sehr gerade und tendieren nur gelegentlich nach rechts oben. Bei Glossen über die gesamte Seitenbreite sind sie geringfügig nach oben gewölbt.
Orthographisches: Der Annotator schreibt nie ae oder ę, sondern immer bloßes e. Bei -ti- und -ci- wählt er immer die Schreibweise mit c.
Sonstiges: Auf der Seite A2r gibt es zweifarbige Anstreichungen und sogar zweifarbige Verweislinien. Beides lässt sich sonst in keinem Exemplar beobachten. Auf der Seite A1r sind zwei Disticha ebenfalls zweifarbig angestrichen und mit einer Manicula26 bzw. dem Lemma Tempus obserua27 versehen. Das Exemplar enthält keine deutschen Glossen oder griechisch geschriebenen Wörter.
Status: Wahrscheinlich Abschrift.
Sammelband: Würzburg-2, an 7. Stelle.
Bibliothek: Universitätsbibliothek Würzburg 35/A 10.39
Schreiber: Unbekannt.
Druckjahr: 1515, Druckvariante illo (korrigiert).
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist dicht und von einer Hand annotiert. Annotationslücken erstrecken sich von A3v Z. 9 bis 10, A3v Z. 23 bis A4v Z. 17 und B1r Z. 6 bis B1v Z. 2. Es finden sich nur vereinzelt Lemmata, einen Index gibt es nicht. Auch ist keine Paginierung oder Foliierung vorhanden. Der Annotator benutzt ab und zu Verweislinien, und es gibt einige wenige Unterstreichungen im gedruckten Text und in den Marginalglossen.
Farben: Der Schreiber hat für die Annotation ausschließlich schwarze Tinte verwendet.
Raumaufteilung: Die Ränder sind weitgehend ökonomisch genutzt worden. Grenzen zwischen den Marginalglossen sind bei sehr dichter Annotation etwas schwieriger zu erkennen, obwohl sich der Schreiber bemüht hat, Zwischenräume zu lassen. Trennlinien verwendet er selten. Die Außenränder sind einspaltig angelegt, allerdings bildet die Seite B1v eine (möglicherweise zufällige) Ausnahme: Dort stehen am äußeren Rand zwei Lemmata.
Schriftbild: Die Schrift ist nicht klein, nicht immer gleichmäßig und wirkt eilig. Die Buchstaben sind leicht nach rechts geneigt. Die Zeilen in längeren Glossen tendieren manchmal etwas nach rechts oben oder unten. i-Punkte setzt der Schreiber regelmäßig, u-Bögen eher selten. Der Schreiber benutzt oft eine ungewöhnliche Abbreviatur für das Wort scilicet: Sie sieht aus wie drei Punkte, die ein Dreieck bilden.
Orthographisches: Der Annotator schreibt nie ae oder ę, sondern immer e. Zwischen -ti- und -ci- unterscheidet er in der Regel richtig. Satzanfänge und Namen beginnt er immer mit Großbuchstaben.
Sonstiges: Die Nachschrift enthält eine deutsche Glosse, aber keine griechisch geschriebenen Wörter.
Status: Vielleicht Abschrift.
Sammelband: Zwickau-1, an 5. Stelle.
Bibliothek: Ratsschulbibliothek Zwickau 24.1.10
Schreiber: Stephan Roth (*1492 Zwickau; † 08.07.1546 Zwickau). Stephan Roth, der zusammen mit Georg Agricola (1494–1555) die Lateinschulen Glauchau und Chemnitz besucht hatte,28 wurde im Sommersemester 1512 an der Universität Leipzig immatrikuliert.29 Im Wintersemester 1513/14 wurde er zum Baccalaureus, im Wintersemester 1516/1517 zum Magister promoviert.30 Nachdem er einige Jahre Rektor der Lateinschule Zwickau (ab 1517) und danach an der Schule St. Joachimsthal (ab 1521) gewesen war,31 immatrikulierte er sich im Wintersemester 1523/24 an der Universität Wittenberg zum Theologiestudium.32 1528 wurde er Stadtschreiber von Zwickau.33 Er wurde 1543 in das Ratskollegium gewählt.34
Druckjahr: 1515, Druckvariante illo (korrigiert).
Vorlesung: Aubanus (1515).
Gesamtbild: Der Druck ist durchgängig, dicht und von einer Hand annotiert. Es gibt in der Nachschrift zahlreiche Lemmata und einen Stichwortindex, der auf der Seite A1r beginnt und noch die ganze Seite A1v beansprucht. Die Seiten sind, beginnend mit A2r, mit Zahlen von 1 bis 12 durchnummeriert. Verweislinien von den Marginalglossen auf die kommentierte Textstelle setzt Roth eher sparsam ein. Es scheint, dass er die Zuordnung allein durch Positionierung bevorzugt und nur auf die andere Methode zurückgreift, wenn sich z. B. die Glossen an einer Stelle häufen und nicht alle in der Nähe dieser Stelle Platz finden. Auf der Seite A3v jedoch finden wir ein paar Verweislinien.
Farben: Roth verwendet rote Tinte für die Überschriften und Lemmata und schwarze Tinte für die Glossen.
Raumaufteilung: Die Glossen, vor allem die Marginalglossen, sind klar gegeneinander abgegrenzt. Der äußere Rand ist nicht selten in zwei oder drei Spalten aufgeteilt, wobei die äußerste Spalte zwar nicht immer, aber häufig den Lemmata vorbehalten bleibt. Diese finden sich jedoch auch in großer Zahl zwischen den Zeilen an Stellen, die nach der interlinearen Glossierung noch freigeblieben waren – ein System, das sich so nur bei Roth beobachten lässt.
Schriftbild: Die Schrift ist ordentlich, klar gegliedert und wirkt auf die Augen heutiger Leser nur wenig fremd, weil sie sehr schlicht ist. Einige Buchstaben entsprechen fast der Druckschrift (A, oftmals auch l, h). Roth setzt oft i-Punkte und u-Bögen, aber ebenso oft lässt er sie aus. Die Zeilenabstände sind nicht großzügig gewählt, aber man kann die Glossen noch gut lesen. Die Schrift hat eine leichte Neigung nach rechts, vielleicht ein Grund dafür, dass die Zeilen manchmal ein wenig schräg nach rechts abfallen, besonders, wenn es am Rand eng wird.
Orthographisches: Roth schreibt so gut wie nie ae, sondern immer ę und unterscheidet es regelmäßig und meist auch richtig von e, z. B. in dem Namen Cęsar und in den auf -ae endenden Formen der a-Deklination (etwa prouincię, imprudentię, causę). Andererseits schreibt er stets hec und nicht hęc. Die Verwechslung von -ti- und -ci- beschränkt sich bei Roth auf einzelne Wörter; er schreibt zwar regelmäßig offitium statt officium, aber andererseits normalerweise richtig beneficium. Allerdings liest man bei ihm, wie auch bei vielen anderen, in der Regel conditio statt condicio. Die Groß- und Kleinschreibung scheint bei Roth relativ eindeutig geregelt, obwohl sich einige Klein- und Großbuchstaben praktisch nicht voneinander unterscheiden. Dennoch ist sein System deutlich erkennbar: Er schreibt Namen groß, sehr oft auch Lemmata, alle Wörter im Index, die ja den Lemmata entsprechen, und in der Regel am Satzanfang. Auch was die Abkürzung von Namen angeht, scheint Roth mehr Systematik walten zu lassen als andere Schreiber. Er verfährt dabei viel einheitlicher und bevorzugt eindeutig starke Abkürzungen (z. B. Ci: für Cicero). Die Orthographie des Griechischen ist von allen Schreibern bei Roth sicher am besten. Seine deutsche Rechtschreibung folgt offenbar auch einem gewissen System, jedenfalls wirkt sie sehr einheitlich.
Sonstiges: Das Vorhandensein eines Index deutet auf eine Nachbearbeitung hin. Seine Form und Ausführlichkeit könnten in diesem Fall vielleicht sogar darauf hinweisen, dass es sich bei dem Exemplar um eine nachträgliche Abschrift handelt. Die einzelnen Begriffe stimmen mit den zahlreich vorhandenen Lemmata überein, und für jeden Begriff ist eine Seitenzahl entsprechend der von Roth vorgenommenen Paginierung angegeben. Die Positionierung der Lemmata zwischen den Zeilen ist bisher ein Einzelfall. Generell enthält Roths Nachschrift viel Sondergut, hauptsächlich natürlich in den deutschen Anmerkungen. Es gibt aber auch sonst viele kleinere Glossen, die andere Exemplare nicht aufweisen. Besonders kurios sind diejenigen Marginalglossen, in deren Text deutsche Erklärungen direkt eingebaut sind35. In den Interlinearglossen ist Roth sehr ausführlich und hat meist mehr Synonyme als die anderen Schreiber. Roth verwendet oft für griechische Wörter auch griechische Buchstaben. Seine Nachschrift ist eine von zweien, die auffallend viele (105) deutsche Glossen aufweisen.36
Status: Vielleicht Abschrift oder stark bearbeitete Mitschrift.