Weiß Wullkraut mennle ( CCCCLXXXV )
Abbildung: Seite 837 Deutsch: Königskerze, echte
English: Aaron's rod
English: Mullein, great
English: Mullein, common
Francais: molène
Francais: bouillon mâle
Latein: Verbascum thapsus
Weiß Wullkraut weible ( CCCCLXXXVI )
Abbildung: Seite 838 Deutsch: Königskerze, helle
English: Mullein, white
Francais: petit bouillon blanc
Latein: Verbascum lychnitis
Schwartz Wullkraut ( CCCCLXXXVII )
Abbildung: Seite 839 Deutsch: Königskerze, filzige
English: Mullein, woolly
Francais: bouillon blanc
Latein: Verbascum phlomoides
Wild Wullkraut ( CCCCLXXXVIII )
Abbildung: Seite 840 Deutsch: Königskerze, schwarze
English: Mullein, dark
Francais: molène noire
Latein: Verbascum nigrum
Geel Schlüsselblumen ( CCCCLXXXIX )
Abbildung: Seite 841 Deutsch: Schlüsselblume, echte
English: Cowslip
Francais: primevère officinale
Latein: Primula veris
Weiß Schlüsselblum ( CCCCXC )
Abbildung: Seite 842 Deutsch: Schlüsselblume, hohe
English: Oxlip
Francais: primevère commune
Latein: Primula elatior
Namen.
W
Ullkraut / oder Kertzenkraut / Brennkraut / Himelbrandt / Unholden kertz / unnd Künigskertz heyst bey den Griechen Phlomos / zu Latein Verbascum / Candela regis / Candelaria unnd Lanaria. In den Apotecken Tapsus barbatus. Ursach sölcher namen findt man im Lateinischen kreüterbuch angezogen.
Geschlecht.
Des Wullkrauts seind vil geschlecht / fürnemlich aber sechs. Das erst so von dem Dioscoride ist Verbascum candidum mas / das ist / weiß Wullkraut mennle / genent. Das ander so von gedachtem Dioscoride würt Verbascu candidum faemina / das ist / weiß Wullkraut weible / geheyssen. Das dritt geschlecht würt schwartz Wullkraut genent. Das vierdt ist das so Dioscorides Verbascum sylvestre heyßt / das ist / wild Wullkraut. Das fünfft würt Verbasculum / das ist /klein Wullkraut geheyssen. Und das ist zweyerley art. Eins reucht seer wol unn starck / würt von meniglich Schlüsselblum / oder geel Schlüsselblum / Himelschlüssel / unnd S. Peters schlüssel genennt. Das ander reucht nit / heyßt wild Schlüsselblum / oder weiß Himelschlüssel. Das sechst geschlecht heyßt Lychnitis / zu Teutsch Marien rößlin / und seind dises auch zwey geschlecht / braun und weiß. Sovil geschlecht des Wullkrauts seind uns diser zeit bekant.Gestalt.
Das erst geschlecht hat einen hohen grawen harigen stengel / von unden an biß oben auß mit blettern geziert / also das immer ein blatt an dem andern ist / doch ye kleiner und schmeler. Die bletter gegen die wurtzel seind seer breyt und lang / weiß äschenfarb grün / wollecht / lind. Oberthalb der bletter erscheinen die geelen wolriechenden blumen zu ringßumb den stengel biß zum end / ein yede blum mit fünff blettlin underscheyden. Wann die außfallen / werden runde harige bollen oder knöpfflin darauß / die seind vol samens / dem Magsamen gleich / doch kleiner. Und ist der lang stengel mit seinen blumen anzusehen einer schönen kertzen gleich / daher es auch Kertzenkraut / wie oben angezeygt / genent würt. Die wurtzel ist lang / schlecht / holtzecht / rund / unn fingers dick. Das ander geschlecht ist mit stengel unnd wurtzel dem yetzgemellten gleich. Die bletter seind weißferbig / ein wenig wollecht. Die blumen schneeweiß / unn ist ein yede blum mit sechs blettlin underscheyden. Der samen ist auch in knöpffechten bollen verschlossen. Das dritt / schwartz Wullkraut genennt / ist dem ersten gantz gleich / doch seind die bletter grösser unnd schwertzer. Jtem die blumen seind auch vil grösser / gestalt wie die rößlin. Das vierdt geschlecht so man wild Wullkraut nent / bringt hohe unnd dicke stengel. Die bletter vergleichen sich den Salbey blettern. Die blumen seind geel / kleiner dann des ersten / unnd haben inn der mitte ein braun oder purpurfarb sternlin. Die wurtzel ist seer dick / und vergleicht sich demnach das gantz gewechß so darauß kompt einem böumlin. Das fünfft geschlecht geel Schlüsselblum geheyssen / hatt ein kraut auff der erden außgebreytet / mit weiszferbigen geruntzelten / unnd erstlich runden blettern. Zwüschen den blettern wechszt herausz ein runder glatter styl / spannen hoch / unnd äschenfarb. Am gipffel eines yedes styls hangen tottergeele blumen / die schlieffen ausz weiszfarben holen secklin / nit anders dann ausz khleinen glöcklin oder schlüsselrhörlin / ettwan eylff / mehr oder minder auff einem styl. So die blumen auszfallen werden klein Magsamen köpfflin darausz / mit schwartzem kleinem samen außgefüllt. Die wurtzel ist weisz unnd zasecht / wie des Wegerichs. Die weisz Schlüsselblum ist der yetzgemellten gleich / aber hatt vil breyttere bletter weder dieselbig. Jhre blumen seind gantz bleychgeel / schier weiszfarb / daher mans weisz Schlüsselblumen geheyssen hatt. Haben keinen sondern geruch wie die geelen. Das sechst geschlecht Marien röszlin genent / hat äschenfarb grüne / dicke / linde / und wollechte bletter / wie das erst Wullkraut / aber zärter. Der stengel hat vil gleych oder knöpff / ist harecht oder wollecht. Auff dem stengel wachsen schöne röszlin / die seind an der farb braun oder weisz / unnd würdt ausz einer yeden blumen wann sie vergangen ist / ein Magsamen köpfflin / obenausz spitzig wie ein klein Eychel / darinn ist äschenfarber samen. Die wurtzel ist auch holtzecht wie der andern Wullkreüter.Statt irer wachsung.
Die Wullkreüter werden hin unnd wider gefunden. Die ersten drey geschlecht wachsen gemeinlich auff den heyden / neben den strassen / in den hecken / unnd bey den zeünen. Doch ist das mit den weissen blumen nit so gemein als die andern zwey / würdt auch nit allenthalben gefunden. Aber umb Rotenburg am Necker wechszt es in grosser menig. Das vierdt würdt auch auff den heyden gefunden / in sonderheyt so trucken unn steinig seind. Die geelen Schlüsselblumen wachsen in trucknen wisen / unnd in den graßgärten. Die weissen Schlüsselblumen findt man gemeinlich auff den bergen / und in den wälden. Die Marienrößlin zilt man in gärten.Zeit.
Die Wullkreüter blüen fürnemlich im Hewmonat und Augstmonat. Sollen gegen dem Herbst gesamlet werden. Aber die Schlüsselblumen kommen bald herfür / und verkünden uns gewißlich den gegenwertigen früling. Müssen zu derselbigen zeit gesamlet werden / dann sie bald widerumb verschwinden und vergeen.Die natur und complexion.
Die Wullkreüter seind alle truckner natur / und doch nit seer warm.Krafft und würckung.
Die wurtzel von den Wullkreütern in rotem wein gesotten und getruncken / stellt den bauchfluß. In wasser gesotten und getruncken / bekompt sie wol den gebrochnen / unnd denen so ettwas im leib zerrissen oder zerknütschet ist. Jtem dem langwirigen husten. Die brüe im mund warm gehalten / lindert die schmertzen der zän. Die Wullkreüter mit den geelen blumen in die laug gethon / machen schön har. Die bletter in wasser gesotten und übergeschlagen / verzeren die kalten geschwulst / und andere beulen. Sie seind auch gut denen so von einem Scorpion gestochen seind / übergelegt. Dise bletter gedörrt / gepulvert / unn mit hönig vermischt unn in die geschwär und wunden gethon / heylen dieselben.Die bletter des wilden Wullkrauts zerstossen unnd übergelegt / heylen den brandt. Wann man Feygen über ein jar unversert behalten will / so sollen dieselbigen mit den blettern des weissen Wullkraut weiblins underlegt werden / dann alßdann bleiben sie unversert. Die wurtzel der Wullkreüter mit Rauten in wasser gesotten unnd getruncken / ist gut denen so von einem Scorpion gestochen seind. Das Wullkraut mit den geelen blumen ist nützlich gesotten und getruncken zu allerley gebresten der brust. Der samen in wein gesotten und zerstossen übergelegt / ist gut denen so die glider außeinander seind / dann er nimpt hinweg den schmertzen / und die geschwulst. Wann man die bletter mitsampt dem samen in wein seudt / und darnach zerstoßt und überlegt / so ziehen sie dörn und spreissel auß dem leib.
Die Schlüsselblumen haben eben gleiche krafft unnd würckung. Dann die bletter und blumen trucken nider und verzeren die geschwulst / darumb sie treffenlich gut seind zu den weetagen der gleychen. Daher diß gewechß ist Arthritica auff Griechisch von ettlichen geheyssen worden / und zu unsern zeiten Herba paralysis. Die brüe darinn die Schlüsselblumen gesotten seind / vertreibt die blawen und schwartzen mäler / so sie darmit gewäschen werden. Das thut auch der safft auß den blumen getruckt. Darumb pflegen die weiber sich mit disem safft under dem angesicht zu bestreichen und wäschen / in hoffnung er soll alle flecken / masen / und runtzel vertreiben.