Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Creutzblumen. Cap. CCLXXI.

 

Abbildung Creutzblum mennle
Creutzblum mennle ( CCCCVI )
Abbildung: Seite 706

Deutsch: Händelwurz, große
English: Orchid, fragrant
Francais: gymnadénie à long éperon
Latein: Gymnadenia conopsea
 

Abbildung Creutzblum weible
Creutzblum weible ( CCCCVII )
Abbildung: Seite 707

Deutsch: Knabenkraut, geflecktes
English: Orchid, common spotted
Francais: orchis maculé
Latein: Dactylorhiza maculata (L.) Soó

Namen.

C
Reutzblumen seind also genent worden / auß keiner andern ursachen / dann das mans in der Creutzwochen geheyssen / am meysten gefunden hat / dieweil sie zu derselbigen zeit gemeinlich blüen. Bey den Griechen so zu letzst geschriben haben werden sie Satyria basilica / unnd zu Latein Satyria regia genent. In den Apotecken nent mans Palmas Christi. Auff Arabisch Bucheiden. Der Avicenna heyßt sie Digitos citrinos. Warumb man aber diß gewechß hab Palmam Christi geheyssen / ist im Lateinischen kreüterbuch angezeygt.

Geschlecht.

   Der Creutzblumen seind zwey geschlecht / mennle und weible. Das mennle hat unbesprengte bletter / unn gantz braun blumen. Das weible hat besprengte bletter unnd vil breyter dann das mennle. Seine blumen seind gar leibfarb. Dise zwey geschlecht haben auch ein underscheyd in der wurtzel / wie wir in beschreibung der gestalt wöllen klärlicher anzeygen.

Gestalt.

   Creutzblum mennle hat ein weychen runden stengel / die Gilgen bletter seind gar schmal / die blumen braun / aller gestalt nach formiert wie die blumen der Stendelwurtz / doch kleiner. Die wurtzeln seind anzusehen wie zwey hendlin zusamen gelegt auff die lincken seiten / die haben etwan vier / zu zeiten fünff / sechß oder mehr finger. Das weible ist mit stengel dem mennle gleich / aber die bletter seind vil breyter / und mit schwartzen tüpffelin besprengt. Die blumen seind leibfarb. Die wurtzel wie die hendlin gestalt / deren ettwan drey oder mehr an einem stengel hangen.

Statt irer wachsung.

   Die Creutzblumen werden gemeinlich auff den graßechten bergen gefunden / und orten so an der sonnen gelegen seind.

Zeit.

   Die Creutzblumen werden im Meyen unnd Brachmonat / zu welcher zeit man etwan mit den Creutzen gegangen ist / gefunden. Das mennle im Brachmonat / aber das weible im Meyen.

Die natur und complexion.

   Die Creutzblumen seind warm unnd trucken im andern grad. Unnd das weible ist etwas bitterer dann das mennle.

Krafft und würckung.

   Die wurtzel zerstossen und angestrichen / vertreibt die runtzel / und macht ein glatte haut. Ist treffenlich gut übergelegt zu den weetagen des geäders. Die wurtzel ist ein sondre artzney wider die schädlichen ding. Man sagt auch / so einer diese wurtzel am hals trage / das er sicher vor gifft / und allerley zauberey sein soll. Der same gedörrt / gepulvert / und in wein neun tag nach einander getruncken und jngenommen / heylet das vergicht oder die fallenden sucht. So man die wurtzel schabet / in wein jnnimpt / und trinckt ehe unnd das feber Quartan kompt / heylt sie dasselbig.

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