Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von geel / braun / und weiß Veiel. Cap. CLXXIIII.

 

Abbildung Geel Veiel
Geel Veiel ( CCLVI )
Abbildung: Seite 461

Deutsch: Levkoje
Deutsch: Gelbveigel
Deutsch: Goldlack
English: Wallflower
Francais: murailler
Francais: giroflée jaune
Latein: Erysimun cheiri
 

Abbildung Weiß Veiel
Weiß Veiel ( CCLVII )
Abbildung: Seite 462

Deutsch: Matronenblume
Deutsch: Nachtviole, weiße
English: Flower, vesper (white)
English: Violet, dame's
Francais: julienne
Francais: cassolette
Latein: Hesperis matronalis alba
 

Abbildung Braun Veiel
Braun Veiel ( CCLVIII )
Abbildung: Seite 463

Deutsch: Nachtviole, rote
English: Violet, dame's
English: Flower, vesper (purple/red)
Latein: Hesperis matronalis purpurea

Namen.

D
Ie Veiel darvon wir hie handlen werden bey den Griechischen Levcoia genent / zu Latein Violae albae / oder schlechtlich Violae. Die Apotecker nennen sie Cheiri oder Cheirim / mit einem Arabischen wörtlin / des sie sich wie in andern kreütern mehr / gern gebrauchen.

Geschlecht.

   Der yetzgedachten Veiel seind fürnemlich drey geschlecht / geel / braun / unnd weiß / werden also den blumen nach underscheyden / die in dem ersten geel / inn dem andern braun / in dem dritten weiß seind. Die zwey letzsten haben sonst in allen dingen kein underscheyd dann allein in den blumen. Aber das geel hat andere bletter / wie wir nachfolgends sölchs wöllen klärlich anzeygen.

Gestalt.

   Die geel Veiel ist ein grüner staud als ein kleines böumlin / mit vilen nebenästen besetzt. Seine bletter seind lang / schmal / unzerkerfft / weych / und grawlecht. Am gipffel aller ästlin wachsen vil blumen neben einander die seind geel. Ein yede Veiel hat vier blettlin / die riechen wol / so lang sie frisch unn grün seind / wie die Mertzen Veiel. Wann dise Veiel abfallen / werden schifflin darauß / etwan fingers lang / mit breytem geelen samen gefüllt. Die andern zwey geschlecht seind mit stengel und ästen dem yetzerzelten fast gleich / die bletter seind auch lang unn schmal / doch nit so schmal als an den geelen Veieln / zu ringßumbher zerkerfft. Die blumen seind braun oder weiß / unnd hat ein yede Veiel vier bletter. So sie abfallen / werden schifflin darauß / die seind ein wenig schmeler und lenger / unnd steen allwegen zwey von einander wie ein V / das in der zal fünffe bedeüt. In den schifflin würt der same / welcher dünn unn breyt ist / funden.

Statt irer wachsung.

   Dise Veiel werden in gärten gepflantzt / wachsen nit von sich selbs / man zyl sie dann vorhin. Die geelen aber wachsen an ettlichen orten von sich selbs auff den mauren.

Zeit.

   Dise Veiel blüen gegen dem Meyen / in sonderheyt die geelen. Darnach bringen sie jren samen / den sol man zu derselbigen zeit samlen.

Die natur und complexion.

   Die Veiel darvon wir hie schreiben / seubern / unnd seind einer subtilen substantz / darumb ist jhr natur und complexion zur werme geneygt.

Die krafft und würckung.

   Under den yetzerzelten Veieln / seind die geelen am gebreüchlichsten. Die blumen von den geelen Veieln gedörrt / gesotte / unn ein bad darauß gemacht / treiben den harn / und bringen den frawen jhre zeit. Auß gedachten blumen mit wachß ein pflaster gemacht und übergelegt / heylet den zerschrunden affter. Mit hönig aber vermischt / die geschwär des munds. Des samens auff zwey quintlin schwär in wein getruncken / oder ein zäpfflin darauß gemacht und in die muter gethon / bringt den frawen jhre blödigkeyt und das bürdlin. Die wurtzel mit essig zerstossen und übergelegt / bekompt wol den miltzsüchtigen / unnd denen so das Podagram haben. In summa / die andern Veiel haben auch dise krafft unn würckung / doch die geelen fürtreffenlich unn vor den andren / wie vormals auch angezeygt. Der safft von allen Veieln in die augen gethon reynigt sie / zerteylt und verzert alle flecken darinn und dunckelheyt.

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