Namen.
Entstanden ist diese Idee im Sommer 2004 aus einer klassischen " Schnapsidee ": Wir hatten uns überlegt, was wir am jährlich stattfindenden Kräutermarkt in Wemding offerieren könnten. Es kam der Vorschlag, einen Weinberg-Pfirsichlikör mit anzubieten und wir dachten nach, wie die Flasche und das Etikett aussehen sollte. Beim Etikett wollten wir den Bezug zu Wemding durch den in Wemding geborenen Leonhart Fuchs herstellen. Dann kam die Frage auf, ob Leonhart Fuchs denn überhaupt schon Pfirsiche gekannt hatte, oder ob die Pfirsiche nicht vielleicht erst später (wie Tomaten oder Kartoffeln) nach Europa bzw. Deutschland gekommen sind.In der Stadtapotheke in Wemding war zu dieser Zeit das Schaufenster mit einem Exemplar vom Kräuterbuch dekoriert, wir fragten nach, ob wir da einmal darin blättern dürften. Dabei hatten wir die Schwierigkeit, dass das Buch nicht alphabetisch nach den deutschen Namen aufgebaut ist, und auch das Inhaltsverzeichnis in einer Frakturschrift gedruckt ist, welche nur schwerlich zu lesen ist. Unter Pfirsich (und darunter) stand jedenfalls nichts. Ein paar Tage später hatten wir die Idee, unter dem lateinischen Namen (Persico) nachzusehen - dort wurden wir auch fündig (Pfersichbaum, Kapitel 229).
Das, was da geschrieben stand, erschien interessant, fanden es aber bedauerlich, dass es nur schwer, für Kinder aber z.B. gar nicht, lesbar ist. Zudem wäre es doch schön, wenn man auch einzelne Worte oder Ausdrücke hätte suchen können.
Gestalt.
Wir liehen uns zuerst einmal ein Kräuterbuch aus und versuchten, einen Text einzuscannen. Dabei hatten wir mit mehreren Schwierigkeiten zu kämpfen:- Die Seiten in dem Buch sind fotografiert worden; zur Buchmitte hin sind die Buchstaben optisch verzerrt.
- Im Text kommen Buchstaben vor, welche es heute nicht mehr gibt (ñ für nn, oder u mit kleinem o); manche Buchstaben sind sehr ähnlich (r und x).
- Eine automatische Rechtschreibkorrektur kann bei so einem Text nicht funktionieren, da zu viele alte Ausdrücke vorkommen.
- Die Seiten sind in einer Fraktura-Schrift gedruckt - ein OCR-Programm erkennt da nicht viel.
- Die Worte am Zeilenende werden manchmal mit einem Trennzeichen, manchmal ohne Trennzeichen getrennt.
- usw...
Statt seiner wachsung.
Wir beschlossen dann, die Texte manuell zu erfassen und überlegten uns, was wir mit den Texten auswertbar machen wollten und wie die Texte zu strukturieren seien.Folgende Ziele waren zu erreichen:
- elektronische Verfügbarkeit des Werkes im Internet
- Erklärungen der ungebräuchlichen Ausdrücke
- Suchfunktion für die beschriebenen Pflanzen
- Barrierefreie Internetseite
Zeit.
Gestartet mit der Texttransskription wurde Anfang September 2004, gedauert hat dies (mit Korrekturlesung) bis April 2005. Danach ist es ein bischen ruhiger geworden - das Erstellen der Inhaltsverzeichnisse und der anderen Hinweiskapitel (Glossar etc.) zogen sich dann etwas in die Länge.Die natur und complexion.
Angefangen wurde mit einer Excel-Vorlage, wo jede einzelne Zeile des Originaltextes (neben anderen Informationen wie Kapitelnummer, Zeile, Trennzeichen usw.) in eine Zelle eingegeben wurde.Aus diesen Excel-Dateien wird dann tabulatorgetrennte Text-Dateien erzeugt (die können leichter zu einer einzigen großen Datei zusammengefügt werden), welche in eine MySql-Datenbank eingelesen wurde. Aus dieser Datenbank wird dann mit einem PHP-Script die eigentliche HTML-Datei generiert: Dieses PHP-Skript zerteilt den Text in einzelne Worte, prüft dann über das Glossar nach, ob dieses Wort erklärt wird, fügt ggf. die Erklärung als Tooltip-Text mit ein, setzt den Text wieder zusammen, sucht sich das Vorgänger- und Nachfolgerkapitel für die Navigation, und schreibt die HTML-Datei.
Krafft und würckung.
Die Erläuterung der ungebräuchlichen Ausdrücke haben wir über sogenannte "Tooltips" gelöst: Wenn man den Mauszeiger ca 1 Sekunde über einem solchen Tooltip plaziert, erscheint ein erklärender Text.Durch die Datenbank haben wir jetzt die Möglichkeit, den Text nach einzelnen Worten (das Wort "die" kommt über 4.500 mal vor, der Text selber besteht aus weniger als 10.000 verschiedenen Ausdrücken, davon kommt ungefähr die Hälfte mehr als einmal vor) zu durchsuchen oder sonstwie zu analysieren.
Es wäre auch möglich, über die Datenbank eine zeilenidentische Darstellung der Texte vorzunehmen (das sieht aber nicht so gut aus und würde Schwierigkeiten mit den Tooltips bei den getrennten Worten verursachen) um z.B. das Werk drucktechnisch aufzubereiten.
Um das Teilziel mit der Barrierefreiheit zu erreichen, wurde versucht, in der HTML-Darstellung ohne Layout-Tabellen und Frames auszukommen und auch sonst ohne " Tricks " zu arbeiten - es wurden nur die klassischen Gestaltungsmittel (Hn-Tags als Überschriften) verwendet, die Darstellung überlassen wir den jeweiligen Browsern.
Danken möchten wir hier (in alphabetischer Reihenfolge)
- Herrn Dr. Gerd Brinkhus von der Unibibliothek Tübingen, Abteilung Handschriften, für die zahlreichen, nützlichen Hinweise und die geduldige Beantwortung unserer Fragen
- Herrn Reiner Dittrich von der Stadt-Apotheke in Wemding, für das Mitrecherchieren der ungewohnten Ausdrücke für das Glossar
- Herrn Dr. Matthias Hendrichs vom Botanischen Garten der Uni Tübingen, für die Unterstützung in Bezug auf die Veröffentlichung im Internet und alle anderen hilfreichen Tips
- Frau G. Minonzio, die mir mit ihrem Wissen als Schweizerin ebenfalls viele Begriffe erklären konnte
Wenn Sie Lust haben und noch weitere, uns unbekannte, Ausdrücke aus dem Glossar enträtseln können, würden wir uns über eine Benachrichtigung via Email sehr freuen.
© 04.05.2011 kreuterbuch@waimann.de