Apostemkraut
( CCCCIX )
Abbildung: Seite 710
Deutsch: Skabiose, Acker-
Deutsch: Witwenblume, Acker-
English: Scabious, field
Francais: scabieuse des champs
Latein: Knautia arvensis
Namen.
A
Postemkraut oder Scabioß / würt von den ärtzten und Apoteckern zu unsern zeiten nit anderst genent dann Scabiosa / das ist / Grindtkraut / darumb das sölch kraut für die grind unn
rauden gebraucht würdt. Ob aber sölchs gewechß den allten auch bekant gewesen / und wie es bey jhnen genent sey / ist mir noch unwissend. Und wiewol jr vil / sölchs auff das Stoeben
Dioscoridis / etlich auff Cirsion / die dritten auff Psoram gezogen und gedeütet haben / doch hat derselbigen meynung keinen grund / darumb wir es noch bey dem namen Scabiosa wöllen diser zeit bleiben lassen.
Gestalt.
Wiewol vil geschlecht der Scabiosen seind / yedoch wöllen wir allein hie die aller gemeinest unnd fürnemest beschreiben. Dieselbig hat erstlich bletter die seind gestalt wie spitzige zungen / on kerffen / aber die nachvolgenden kommen mit grossen kerffen / wie des grossen Baldrians / oder des weissen Senffs / doch
rauch. Die vordersten spitzen an den blettern seind wie spießeisen gestalt. Die stengel seind rund / harig / zweyer elen lang. Am öbersten derselbigen / bringt sie breyt scheiblecht blumen / welche anzusehen eim breyten hütlin gleich seind / von farben
purpurbraun. Ein yede blum an disem kraut ist mit vilen kleinen blümlin zusamen gesetzt / gleich wie der Bynen heüßlin. Die wurtzel ist weiß / lang / unnd dick.
Statt seiner wachsung.
Apostemkraut würt fast in allen wisen / in sonderheyt aber in den feüchten / gefunden.
Zeit.
Blüet fürnemlich im
Brachmonat / zu welcher zeit ehe unn die wisen werden abgemäet / sie auch soll gesamlet werden.
Die natur und complexion.
Die Scabioß ist warm und trucken / wie des Teuffels Abbissz / dann sie seer bitter am geschmack ist.
Krafft und würckung.
Das Apostemkraut hat alle krafft und würckung des Abbissz / von welchem wir oben geschrieben haben. Es ist aber sonderlich gut unn nütz zu allerley grind und
rauden / so man das kraut mit bletter unn blumen zerstoßt und den leib darmit reibt / oder schweyßbäder darauß macht. Die blumen mit zucker jnmacht / und volgends wie ein
latwerg gebraucht / reynigen die brust / und lindern den husten. Das kraut in die laug gelegt unnd darmit
getzwagen / tödtet die milben im har.
Teuffels Abbiß (272)
grosser stechender Wind (274)