Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

Fünff fingerkraut (239) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel goldtfarbem Widerthon (241)
 

Von Erbsen. Cap. CCXL.

 

Abbildung Groß Erbß
Groß Erbß ( CCCLVI )
Abbildung: Seite 625

Deutsch: Erbse, Garten-
English: Pea, garden
English: Pea, field
Francais: pois (cultivé)
Latein: Pisum sativum

Namen.

E
Rweyssen oder Erbß würt in Griechischer spraach Pison und Lecythos genent. Zu Latein Pisum / welcher name in den Apotecken unnd under den ärtzten ist bliben biß auff dise zeit. Ursachen dises namens haben wir im Latein gnugsam angezogen.

Geschlecht.

   Der Erbsen seind fürnemlich zwey geschlecht / die kleinen Felderbsen / und die grossen Gartenerbsen. Was für underscheyd zwüschen disen zweyen geschlechten ist / wöllen wir nachvolgends in beschreibung der gestalt klärlichen anzeygen.

Gestalt.

   Die groß Gartenerbsen haben stengel die breyten sich auff der erden auß / oder wachsen mit hilff der pfäl oder stecken übersich / seind hol. Zwüschen dem hauptstengel und blettern / welche zu ringßumbher als rädle wachsen / kommen andre kleine schösszlin oder zünglin herfür / die haben zu beyden seiten andre runde feyste kleebletter gegen einander gesetzt. Die spitzlin derselbigen rütlin seind dünne fäden / darmit es sich an die pfäl anbindet. Zwüschen yetzgemellten gefiderten unn runden blettern / kriechen die kleinen nacketen kurtzen styl herfür / die bringen jre blumen / die seind leibfarb oder weiß / an der gestalt einem Zwifalter gleich / ye zwo neben einander / darauß werden die schotten / darinn die runden körner / oder Erbsen wachsen. Die wurtzel ist gar klein und zart.
   Die kleinen Felderbsen seind den yetzgenanten gleich / doch mit der gantzen substantz kürtzer unnd kleiner / dann die Gartenerbsen. Wachsen on hilff / und blüen weiß.

Statt irer wachsung.

   Die grossen Gartenerbsen wachsen in gärten darinn sie gepflantzt werden. Wöllen an der sonnen steen / künden kein kellte leiden. Müssen auch feücht haben. Die kleinen Felderbsen wachsen auff den äckern / dahin sie gesäet werden.

Zeit.

   Die Erbsen blüen im Brachmonat und Hewmonat / werden im Augstmonat zeitig.

Die natur und complexion.

   Die Erbsen seind fast mittelmässig inn dem wermen unnd trücknen / wie die Bonen.

Krafft und würckung.

   Die Erweyssen haben fast ein gleiche substantz mit den Bonen / doch bläen sie nit wie dieselbigen / seubern auch nit / darumb sie langsam undersich tringen. So vil würckung haben die allten den Erbsen zugeschriben unnd nit mehr. Darumb sehen die newen ärtzt zu / die jhnen vil mehr krafft unnd würckung zuschreiben dann wir yetzund erzelt haben / wie sie sölches mit schrifft vertädingen und verantworten wöllen.

nach oben

Fünff fingerkraut (239) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel goldtfarbem Widerthon (241)