Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Erven. Cap. CCXVI.

 

Abbildung Weiß Erven
Weiß Erven ( CCCXXIIII )
Abbildung: Seite 570

Deutsch: Platterbse, Saat-
English: Pea, chickling
English: Grass-pea
English: Peavine, grass
Francais: gesse (cultivée)
Latein: Lathyrus sativus
 

Abbildung Rot oder wild Erven
Rot oder wild Erven ( CCCXXV )
Abbildung: Seite 571

Deutsch: Platterbse, Wald-
English: Pea, narrow-leaved everlasting
Francais: gesse des bois
Latein: Lathyrus sylvestris

Namen.

E
Rven werden also von dem Latein her geheyssen / dann in derselbigen spraach würt diß gewechß Ervum genent. Bey den Griechen Orobus. Ist den Apoteckern unbekant / die darfür Wicken brauchen / doch nit on jrthumb.

Geschlecht.

   Der Erven findt man zweyerley / zam und wild / die haben jren underscheyd in blumen / frucht / und der wurtzel / wie wir in beschreibung der gestalt weiter wöllen anzeygen.

Gestalt.

   Die zam Erven ist ein gesteud nit seer hoch / zart / subtil / mit schmalen blettern / weissen unn blawlechten blumen. So die blumen abfallen / wachsen schäflin oder schöttlin hernach / die seind gar nach rund / doch etwas breyt / darinn ist der samen / welcher weiß unn in der grösse einer welschen Erbsen ist / doch eckechter / und in keinen weg rund. Die wurtzel ist geel unn zasecht. Die wilden Erven seind den zamen mit kraut und stengeln gantz gleich / doch seind die blumen rot / unden aber und in der mitte blaw und geel. Die schäflin seind schmal unnd vil lenger dann der zamen. Der sam darinn ist rund / und schwartz oder grawlecht. Die wurtzel dick und holtzecht.

Statt irer wachsung.

   Die Erven wachsen gern an spröden unnd dürren orten. Die zamen muß man in gärten zilen. Die wilden wachsen auff etlichen äckern unn in den hecken.

Zeit.

   Beyderley geschlecht der Erven blüen im Brachmonat unnd Hewmonat / bringen darnach jren samen.

Die natur und complexion.

   Die Erven seind warm im ersten grad / und trucken im andern.

Die krafft und würckung.

   Die Erven inn grosser menig gessen / bringen das hauptwee / bewegen den bauch / und treiben blut durch den harn. Wann mans aber kocht und seudt / und den ochsen fürsetzt / so machen sie dieselbigen feyßt. Erven meel mit hönig vermengt und ein latwerg darauß gemacht / ist nützlich denen so vil zäher feüchtigkeyt umb die lungen und brust gesamlet haben. Es reyniget die geschwär / vertreibt die roßmucken und andere mäler am leib / unn under dem angesicht. Das Erven meel verhindert das die schäden nit weiter umb sich fressen. Erweycht die herte brust. In wein gebeytzt und übergelegt / heylt es die bissz der menschen / hund und schlangen. Mit essig vermischt lindert es das grimmen / den zwang / und die harnwinde. Gesotten und übergestrichen / vertreibt es das jucken oder beissen der haut.

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