Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Klapperrosen. Cap. CXCV.

 

Abbildung Klapperrosen
Klapperrosen ( CCXCI )
Abbildung: Seite 516

Deutsch: Mohn, Klatsch-
English: Poppy, field
English: Poppy, corn
Francais: coquelicot
Latein: Papaver rhoeas
 

Abbildung Kornrosen
Kornrosen ( CCXCII )
Abbildung: Seite 517

Deutsch: Klatschmohn
English: Poppy, corn
Latein: Papaver rhoeas

Namen.

K
Lapperroß würdt von den Griechen Mecon rhoeas / von den Lateinischen Papaver fluidum oder erraticum genent. Sonst von den gemeinen kreütlern würt sie Papaver rubeum geheyssen. Die kinder haben jre kurtzweil mit disen blumen / dann sie mit den blettern schnallen in der handt oder stirn machen / daher würdt diß kraut Klapperroß / oder Hirnschnall genent. Etlich nennen es Glitschen / oder Wildmagen / oder Kornrosen.

Geschlecht.

   Der Klapperrosen findt man zweyerley geschlecht / groß unn klein. Die groß hat vil stengel unn äst. Die kleiner ist nit toschecht als die erst. Haben sonst mehr underscheyd / wie wir in der gestalt nachfolgends wöllen klärlich anzeygen.

Gestalt.

   Die groß Klapperroß hat bletter wie der zam weiß Senff / tieff zerspalten / doch lenger und rauher. Sein stengel und äst seind gantz rauch unn harig / elen hoch. Der knopff am stengel ist mit zweyen grünen harigen heütlin beschlossen. So bald die blum herfür will / fallen die zwey grüne harige heütlin von einander / unn tringt also die schöne rote blum oder roß herfür. Die bletter an diser blumen fallen bald ab / alßdann sicht man ein langlechtigs köpflin das übersich steet / ringßumbher mit schwartzem har geziert. In demselben findt man samen der ist ein wenig braun. Die wurtzel ist fingers dick / weiß / unn mit vilen nebenwürtzelin geziert. Die klein Klapperroß ist fast dem yetzgemellten gleich / aber aller ding kleiner. Die bletter seind mehr dem Wegwart gleich / unnd nit also tieff zerschnitten. Die köpfflin in den blumen sehen undersich. Die wurtzel ist lenger und geeler.

Statt irer wachsung.

   Klapperrosen wachsen beynach inn allen früchten. Die groß Klapperroß aber ist nit so gemein als die klein.

Zeit.

   Die Klapperrosen blüen im früling und den gantzen summer biß an die zeit der Ernd.

Die natur und complexion.

   Die eygenschafft beyder Klapperrosen ist zur külung geneygt. Kühlen derhalben wie andre Magsamen kreüter.

Krafft und würckung.

   Fünff oder sechs kölblin in wein gesotten über das halb teyl und getruncken / macht schlaffen. Der samen zerstossen mit Meth getruncken / erweycht den herten bauch. Deßgleichen thut er auch so man jn in die Lebkuchen becht. Die bletter mit den kölblin zerstossen und übergelegt / leschen allerley hitz. In wasser gesotten / tücher darinn genetzt / unnd umb das haupt gebunden / bringen sie den schlaff. Gedacht wasser lescht das rotlauff / darüber geschlagen. Mit gedachtem wasser die zungen gewäschen / oder darmit gegurgelt / vertreibt die breüne. Das wasser über die leber geschlagen / stellt das bluten auß der nasen. Deßgleichen legt es nider die geschwulst an heymlichen orten damit gewäschen. An die schläff gestrichen / und umb die stirn gebunden / stillt es das wüten der unsinnigen menschen. Legt den weetagen der augen so vonn hitz entstanden ist. Die bletter in wein gesotten und getruncken / oder von außwendig übergeschlagen / stellen der frawen kranckheyt.

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