Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Beyfuß. Cap. XIII.

 

Abbildung Beyfuß
Beyfuß ( XXIIII )
Abbildung: Seite 74

Deutsch: Beifuß, gewöhnlicher
English: Mugwort, common
Francais: armoise
Latein: Artemisia vulgaris
 

Abbildung Mettram
Mettram ( XXV )
Abbildung: Seite 75

Deutsch: Mutterkraut
English: Feverfew
English: Flitwort
Francais: matricaire
Latein: Tanacetum parthenium
 

Abbildung Reinfarn
Reinfarn ( XXVI )
Abbildung: Seite 76

Deutsch: Rainfarn
English: Tansy, common
Francais: tanaisie
Latein: Tanacetum vulgare
 

Abbildung Indianische negelen
Indianische negelen ( XXVII )
Abbildung: Seite 77

Deutsch: Sammetblume
Deutsch: Hoffart, stinkende
Deutsch: Studentenblume
English: Marigold, french
Francais: œillet d'Inde (petit)
Latein: Tagetes patula

Namen.

U
Nder disem namen wöllen wir begriffen haben alle kreüter so von den Griechen unn Lateinischen Artemisiae genent werden. Welchem kraut aber fürnemlich diser nam zugehöre / wöllen wir bald hernach / so wir die geschlecht underscheyden / anzeygen. Warumb aber disen kreütern der nam Artemisia sey auffgesetzt / ist nit not hie zuerzelen / wir haben aber sölchs nach der leng in unserm Lateinischen kreüterbuch angezeygt.

Geschlecht.

   Nach anzeygung Dioscoridis / so seind diß krauts Artemisia genent dreierley geschlecht. Das erst würdt in sonderheyt geheyssen Beyfuß / Bucke / S. Johans gürtel / welchen namen es auß einem aberglauben der Teütschen überkomen hat. Dann sich ettlich damit an S. Johans des Teüffers tag gegürtet haben / unnd darnach in das S. Johans fewr geworffen / mit zuthun ettlicher sprüch und reymen. Es würdt auch genent Sonnenwend gürtel / auß gleicher ursach / das man zu gedachter zeit / da die Sonne sich vor zeiten gewendt / sich damit gegürtet hat. Es heyssen auch diß geschlecht ettliche grossen Reinfarn. Und seind dises krauts auch zweyerley ardt / eins mit einem gantz braunroten stengel / und blumen / derhalben es genent würt Rotbucken / oder Rotbeyfuß.
   Das ander gewindt weiß grün stengel und blumen / darumb es Weißbucke oder Beyfuß genent ist. Diß geschlecht würt auff Lateinisch genent Artemisia latifolia. Das ander geschlecht heyst zu Latein Artemisia tenvifolia / umb der zarten bletter willen. In Apotecken würts Matricaria / und zu Teütsch Muterkraut / oder Mettram / odr Metter genent.
   Das dritt geschlecht Artemisia monoclonos / unnd Tagetes auff Lateinisch genent / und von ettlichen Tanacetum / würdt in Teütscher spraach Reinfarn unnd wurmkraut geheyssen / darumb das es die würm im bauch tödtet und außtreibt. Under disem dritten geschlecht mögen begriffen werden die lieblichen schönen blumen / so man yetz vast an allen orten in den gärten unnd scherben zeühet / unn genent werden Indianische negelin / dann den blettern nach seind sie dem Reinfarn gantz gleich / doch etwas zarter. Riechen auch starck wie die bletter an dem Reinfarn.

Gestalt.

   Beyfuß hat vil zincklin oder gesteüd / ist dem Wermut gleich / doch hat der Beyfuß grössere bletter / unnd feyßter / welche oben satt grün / unden aber gantz weißfarbig seind / seer zerschnitten unnd zerspalten / gleich wie händlin anzusehen. Sein blumen seind klein unnd zart / unnd der same rund. Muterkraut / hat kleiner und zärtere bletter / schweitzer grün / sein blumen seind der Chamillen gleich / inwendig geel / unnd zu ringßumbher mit kleinen weissen blettlin bekleydet / doch kleiner unnd zärter. Jhr / ja des gantzen krauts geruch ist starck. Reinfar hat gemeinlich einen stengel braunrot / etwan zweyer elen hoch / mit vil neben zincken / daran wachsen bletter nit tieff zerkerfft. Auff dem stengel aber wachsen vil geeler blumen / nit gestirnet / sonder gleich einem knopff. Die Indianische negelin bringe stengel rotbraun / gleich dem Reinfarn / mit vilen ästen unnd zincken / daran seind auch vil zarter bletter / allenthalben zerkerfft / eines starcken geruchs / an den stengeln wachsen schöne blumen den negelen nit ungleich / welche der farb nach mögen dem geelen charmesin sammet wol vergleichet werden.

Statt irer wachsung.

   Beyfuß wechst gern an wässerigen / ungebawten rauhen orten. Mettram aber an trucknen orten / bey den mauren / umb die zeün / unnd in den gärten.
   Reinfar wechst gemeynlich auff den wasser gestaden / neben den weingärten / unnd an den reinen / daher er auch seinen namen hat.
   Die Indianische negelin zeühet man in den gärten und scherben / ist newlich in unser Teütschland gebracht worden / vormals gar unbekant.

Zeit.

   Blüen alle mit einander im sommer / in sonderheyt im Hewmonat unn Augstmonat. Die Indianische negelin so sie inn der stuben / und warmen kamern behalten werden / bringen sie auch jhre blumen umb Weyhenecht / und den gantzen winter.

Die natur und complexion.

   Dise geschlecht seind warm im andern grad / und in dem ersten volkommenlich trucken / darzu auch einer zarten substantz.

Die krafft und würckung.

   Dise kreüter gesotten seind seer dienstlich den weibern zu dampff oder schweyßbädern / dann sie bringen jnen jhre kranckheyt / treiben auß das bürdlin und die todten frucht. Sie eröffnen auch die verschlossene muter / brechen und zermalen den stein / und bringen wider den verstandnen harn. Der safft von dem kraut mit Myrrhen vermengt / unnd in die muter gethon / füret auß allerley feüchtigkeit der weiber. Wer dise kreüter bey jhm hat / dem kan khein gifftig thier / noch andere schedliche ding / nachteyl unnd schaden bringen. So einer der über land reyßt / Beyfuß bey jhm tregt / so vertreibt es die müde.
   Mettram gestossen unnd mit mandel öl vermengt / unnd wie ein pflaster über den magen gelegt / heylet desselbigen schmertzen und weetagen. Vertreibt auch den schmertzen des geäders dergestalt übergelegt / oder aber so man seinen safft mit rosen öl vermischt darüber streicht / oder darmit reibet / oder salbet. Die blumen aber von dem Reinfarn / haben ein sondere krafft wider die würm / so sie mit wein oder milch / oder mit hönig werden jngenomen / dann sie dieselbigen krefftigklich außtreiben. Von den Indianischen negelin / hab ich khein sondere erfarung / acht sie aber der krafft nach dem Reinfarn vast gleich zu sein.

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